Für die belgischen Fleischlieferanten ist es daher wichtig, den Weltmarkt im Visier zu haben.
Belgien exportiert jährlich weltweit rund 650.000 Tonnen Schweinefleisch, rangiert im europäischen Vergleich auf Platz vier der Netto-Exporteur und kann sich beispielsweise vor Global Player Brasilien positionieren. Knapp die Hälfte der Ausfuhren geht nach Deutschland.Für die belgischen Fleischlieferanten ist es daher wichtig, den Weltmarkt im Visier zu haben.
Belgian Meat Office analysiert permanent die Marktdaten für die belgische Fleischbranche. Die jährliche Teilnahme am Gira Meat Club des renommierten Schweizer Marktforschungs-instituts GIRA ist eine Pflichtübung für René Maillard, Manager von Belgian Meat Office in Brüssel. In diesem Beitrag kommentiert Maillard die wichtigsten Kernpunkte der Studie.
Finanzkrise als Damoklesschwert über dem Weltmarkt
Die Weltwirtschaft leidet noch stets an den Auswirkungen der Finanzkrise von 2008/2009. Einzig China und Indien konnten diesem Dilemma trotzen und ahnsehnliche Wachstumsraten vorlegen. „Auch wenn die Prognosen für 2010 hoffnungsvoll sind, so ist doch Vorsicht geboten, denn jetzt kommt es einzig und allein darauf an, wie schnell die Wirtschaft sich auch im Westen erholt“, so Maillard.
Teures Erdöl führt zu höheren Produktionskosten
„Derzeit deutet alles darauf hin, dass die Erdölpreise anziehen werden. Höhere Rohstoffpreise führen zu einem direkten Kostenanstieg in der ganzen Fleischkette und schlussendlich zu einer schwächeren Fleischnachfrage“, prognostiziert Maillard.
Leicht geschwächter Euro begünstigt den internationalen Handel
Die Entwicklung am internationalen Währungsmarkt spielt naturgemäß eine große Rolle im Fleischhandel. Der Euro schwächt sich gegen den US-Dollar ab mit der Folge, dass die Rohstoffkosten anziehen könnten. „Ein starker US-Dollar aber eröffnet neue Möglichkeiten für den Export“, kommentiert Maillard. „Andere wichtige Währungen werden ebenfalls zulegen; die betroffenen Länder werden deshalb Exportmöglichkeiten auf dem internationalen Markt verspielen.“
Günstiges Klima führt zu niedrigen Futtermittelpreisen
Maillard erwartet 2010 keine einschneidenden Vorkommnisse aufgrund von wichtigen Klimafaktoren. 2009 wird als gutes Getreidejahr mit niedrigen Futtermittelpreisen in die Geschichte eingehen. Derzeit sei davon auszugehen, dass die europäischen Futtermittelpreise sich mindestens bis in den Herbst 2010 hinein auf dem Vorjahresniveau halten können.
Tiergesundheit voraussichtlich im grünen Bereich
„Auch in punkto Tiergesundheit gibt es derzeit keine großen Probleme, die dem Welthandel in die Quere kommen dürften“, so Maillard. „Doch müssen wir immer wachsam sein. Von der Afrikanischen Schweinepest in Russland geht ein latentes Gefahrenpotenzial aus. Der BSE-Effekt ebbt derzeit ab. Um andere Tierkrankheiten wie Maul- und Klauenseuche sowie die Grippeviren H5N1 und H1N1 ist es ruhig geworden“.
Politische und gesellschaftliche Faktoren
Im Fleischhandel spielen politische sowie gesellschaftliche Faktoren eine herausragende Rolle. In diesem Zusammenhang verweist der Manager des Belgian Meat Office auf die Tiergerechtheitsanforderungen und den Klimagipfel von Kopenhagen: „Die nachhaltige Fleischproduktion stellt eine große Herausforderung für die kommenden Jahre dar. Auch politische Einflüsse sind nicht zu unterschätzen.“ Als Beispiel führt Maillard die strengen, nichttarifären Handelshemmnisse und die Einschränkung von Tarifkontingenten auf dem Russischen Markt an, die sich negativ auf den freien Handel auswirken.
Fleisch-Welthandel erholt sich. China kurbelt globalen Konsum an.
„Der Welthandel mit Fleisch musste 2009 Einbußen hinnehmen; 2010 wird verloren gegangenes Gebiet zurückerobert“, lautet die Prognose von Maillard.
Trotz der Finanzkrise bewegt sich der globale Fleischkonsum auf stabilem Niveau – dank China, wo der Fleischverbrauch zulegen konnte. „Die FAO erwartet für 2050 sogar eine Verdoppelung des Fleischverbrauchs“, so Maillard. „Dem stabilen Fleischverbrauch 2009 stand ein starker Rückgang der Ausgaben für Fleisch gegenüber: Sinkende Preise waren seinerzeit das einzig wirksame Instrument, um den rückläufigen Fleischkonsum anzukurbeln. Die Preisschlacht hat zu einer weiteren Übernahmewelle in der Fleischbranche geführt, insbesondere in Brasilien“.
Quelle: Brüssel [ René Maillard - BMO ]