Seit 5 Jahren ist Herbert Dohrmann der Präsident des Fleischerverbandes. Bei dem Anfang Oktober durchgeführten Verbandstag versuchte er deshalb in seinem Vortrag Bilanz zu ziehen. So sieht er eine engere Vernetzung mit anderen Verbänden der Ernährungswirtschaft insbesondere mit der Arbeitsgemeinschaft Lebensmittelhandwerk (deren Vorsitzender er auch ist) als einen absoluten Pluspunkt...
Seit 5 Jahren ist Herbert Dohrmann der Präsident des Fleischerverbandes. Bei dem Anfang Oktober durchgeführten Verbandstag versuchte er deshalb in seinem Vortrag Bilanz zu ziehen. So sieht er eine engere Vernetzung mit anderen Verbänden der Ernährungswirtschaft insbesondere mit der Arbeitsgemeinschaft Lebensmittelhandwerk (deren Vorsitzender er auch ist) als einen absoluten Pluspunkt. Dormann versucht, so scheint es, über die besser Vernetzung und das Bündeln von Interessen mehr politische Schlagkraft zu entwickeln. Noch nicht ganz zufrieden zeigte sich der Präsident mit der Geschlossenheit in den eigenen Reihen. Man dürfe nicht den Fehler machen in die Kleinstaaterei zurückzufallen. „Es gibt Unterschiede zwischen den Regionen, aber die dürfen wir nicht überhöhen. Damit schwächen wir uns nur unnötig selbst.“ So möchte er auch innerhalb des Verbandes eine bessere Zusammenarbeit und Vernetzung innerhalb der einzelnen Landesverbände. Er hob dabei den Zusammenschluss von Hamburg, Schleswig-Holstein sowie Niedersachsen-Bremen als eine Erfolgsgeschichte hervor.
Aber die Entwicklung in Deutschland macht auch vor der DFV Geschäftsstelle nicht halt. Im Jahr 1999 gab es in Deutschland noch 32.000 Verkaufsstellen des Fleischerhandwerks. Im Jahr 2020 sind es gerade mal noch 19.474. Das ist ein Rückgang von 40 % in 21 Jahren. Noch drastischer ist der Rückgang bei den einzelnen Fleischerfach Geschäften. Mit 11.191 Fleischerfachgeschäfte im Jahr 2020 existieren weniger als 50 %, die wir 1999 zählen konnten (20.412). Somit hat auch der deutsche Fleischer-Verband weniger Geld zur Verfügung, sodass 5 Vollzeitstellen in den letzten 5 Jahren weggefallen sind. Auch das Büro in Brüssel fiel dem Rotstift zum Opfer. Die Wahlen bestätigten das DFV-Präsidium weitgehend. Trotzdem mussten Nachwahlen durchgeführt werden. Es fällt aber auf, dass im fünfköpfigen DFV-Präsidium seit neuestem 2 Frauen vertreten sind. Auch in den Landesinnungsverbänden bei Geschäftsführern und Landesinnungsmeistern sitzen mittlerweile 5 Frauen in der Verantwortung. Also ist auch beim Deutschen Fleischer-Verband der Trend der besseren Ausgeglichenheit zwischen Männern und Frauen in dem verantwortlichen Positionen angekommen. Das ist gut so.
Thematisch standen beim letzten Verbandstag die Themen Nachhaltigkeit und Tierwohl im Fokus. Inwieweit sich die Fleischer dem Programm Tierwohl und dem damit verbundenen Kennzeichnung- und Qualitätssicherungssystem in Sachen Tierwohl anschließen sollen, wurde heftig und kontrovers diskutiert. Das Präsidium sieht hier durchaus einen Handlungsbedarf, allerdings sehen das die Landesinnungsverbände zum Teil anders. Es gab in diesem Zusammenhang auch 2 Vorträge von Fleischermeistern wie Heinz Esser aus Erkelenz und Michael Moser aus Landsberg die auf Strohschweine umgestellt haben. Herr Konrad Ammon, der für den Bereich Lebensmittelrecht verantwortlich ist, stellte fest, dass die Überwachungsbehörden/die Veterinärämter signifikant stringenter geltendes Recht umsetzen und auch bei Vergehen höhere Strafen verhängen. „Da werden schon Kleinigkeiten moniert“. Insbesondere in den Bereichen mikrobiologische Kontrollen, Reinigung und Desinfektion wird strenger nachgeschaut. Ein weiteres „heißes“ Thema, welches auf die Fleischer insbesondere auf die Schlachter zu kommen könnte, ist die Videoüberwachung beim Schlachten und die Veröffentlichung von Kontrollergebnissen.
Im Bereich der Aus- und Weiterbildung hat die zuständige Ressort Leiterin Nora Seitz als ihre wichtigste Aufgabe das Aufstocken und Finden von Fachpersonal definiert. Dabei spiele die Ausbildung eine zentrale Rolle. Das Berufsbild weiterzuentwickeln, reicht dabei nicht aus. Man will sich im Verband auch vermehrt für die Möglichkeiten zum Quereinstieg insbesondere von Arbeitskräften aus dem Ausland stark machen. Der Fachpersonalmangel wird in Zukunft eine der treibenden Kräfte sein, die dazu führen, dass noch mehr Betriebe aufgeben. Man muss sich nur mal vor Augen halten, dass noch im Jahr 2001 ca. 9000 Fleischer und Fleischerrinnen ausgebildet wurden. Seit 2015 ist der Negativtrend zwar abgeflaut, aber es werden nur noch ca. 2500 Fleischer und Fleischerrinnen ausgebildet. Ähnlich sieht es bei den Fachverkäufer und Fachverkäuferinnen aus. 2001 wurden noch ca. 11.000 junge Menschen in diesem Beruf ausgebildet im Jahr 2020 sind es kaum mehr als 2500. Hier sind ganz gewaltige Anstrengungen notwendig, um den Trend langfristig wieder in die andere Richtung zu bekommen. Meinung: Andernfalls werden das Fleischerhandwerk und damit auch der Fleischer-Verband immer unwichtiger, weil es schlicht immer weniger und irgendwann zu wenige Betriebe gibt. Quelle AFZ Nr. 41
Bild: Deutscher Fleischerverband