Schweizer Schweinefleisch ist knapp und teuer. Wenn die Euro 08 losgeht, wird es möglicherweise noch knapper und noch teurer.
Im Laden kosteten Schweinskoteletten vor einem Jahr rund 19 Franken pro Kilogramm, heute sind es 21 Franken. Und das Schweinefleisch wird noch teurer. Der Grund: Die Schweine sind knapp. In den ersten sieben Wochen des Jahres 2008 wurden 326,300 Schweine geschlachtet, 5,5 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. In den Läden ist der Absatz beim Schweinefleisch gut, denn angesichts des noch teureren Rindfleisches ist Schweinefleisch immer noch eine relativ günstige Alternative.
Schweizer Schweinefleisch ist knapp und teuer. Wenn die Euro 08 losgeht, wird es möglicherweise noch knapper und noch teurer.
Im Laden kosteten Schweinskoteletten vor einem Jahr rund 19 Franken pro Kilogramm, heute sind es 21 Franken. Und das Schweinefleisch wird noch teurer. Der Grund: Die Schweine sind knapp. In den ersten sieben Wochen des Jahres 2008 wurden 326,300 Schweine geschlachtet, 5,5 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. In den Läden ist der Absatz beim Schweinefleisch gut, denn angesichts des noch teureren Rindfleisches ist Schweinefleisch immer noch eine relativ günstige Alternative.
Harte Preisverhandlungen
Für die Schweinehalter ist das erfreulich: Der Preis pro Kilogramm geschlachtetes Schwein ist von 3.90 Franken im letzten Sommer auf 4.80 Franken geklettert. Und die Produzenten hätten es gerne noch höher: "Vom Markt her liegt eine weitere Preiserhöhung drin", sagt Beat Wandeler vom Schweineproduzentenverband Suisseporcs. Das Angebot sei weiterhin knapp.Ferner seien die Kosten für Mastferkel und Futter am Steigen. Derzeit gebe es harte Verhandlungen mit den Abnehmern.
Auch für Anton Hügi junior von der gleichnamigen Schweinehandelsfirma im luzernischen Nebikon ist klar: "Das Angebot an Schlachtschweinen wird sich in den nächsten Wochen eher noch verkleinern, die Preise werden sich nach oben bewegen." Auch er hält es für unvermeidlich, dass die Produzenten angesichts steigender Kosten auf höhere Preise angewiesen sind.
Schlachtschweine sind derzeit Mangelware. - Abnehmer wollen warten
Die Coop-Metzgerei Bell aber bremst. Mit einem weiteren Preisanstieg eile es nicht, heisst es dort. Bei allzu starken Preiserhöhungen im Laden würden die Kunden sonst gar kein Schweinefleisch mehr kaufen. "Damit ist auch den Produzenten nicht gedient", sagt Bell-Sprecher David Elia. Vor einem Jahr sei die Situation genau umgekehrt gewesen, mit einem grossen Angebot und tiefen Preisen. Da hätten die Produzenten nicht mit den Marktverhältnissen argumentiert. Aber es sei klar, dass ein Rohstoffengpass bestehe – nicht nur bei den Schweinen, sondern auch beim Rindfleisch.
Ernst Graber, Einkäufer beim Migros-Schlachtbetrieb Micarna, findet, der Produzentenpreis sei "schon recht hoch", und er werde auf die Grillsaison hin sicher noch ansteigen. Derzeit liege eine Erhöhung nicht drin, es werde viel Schweinscarree (Schweinerücken mit Koteletts, Nierstück, Hals und Huft) eingefroren, weil bei diesenStücken die Nachfrage zu gering sei. Das gefrorene Fleisch müsse dann zu tieferen Preisen in die Gastronomie verkauft werden.
Änderungen beim Tierschutz
Der Hauptgrund für den Schweinemangel: Seit dem Juli 2007 gelten strengere Vorschriften für die Schweinehaltung (siehe Kasten). Viele kleinere Betriebe haben auf die teuren Umbauten verzichtet und auf diesen Termin hin mit der Schweinehaltung ganz aufgehört. Laut Wandeler von Suisseporcs haben rund zehn Prozent der Betriebe den Schweinestall für immer geschlossen. Weil viele dieser Betriebe bis zum letzten Tag produzieren, kam der Rückgang des Angebots erst gegen Ende Jahr. Andere haben umgebaut und im gleichen Zug die Ställe vergrössert, konnten die Ställe aber erst nach und nach füllen.
Eine weitere Ursache ist das so genannte Sommerloch. In der Sommerhitze gibt es jeweils eine höhere Anzahl von so genannten Umrauschern: Muttersauen, die nach der Besamung zwar trächtig werden, aber den Nachwuchs nicht austragen, sondern verwerfen. Die Halter versuchen die Besamung nach drei und je nachdem nach sechs Monaten noch einmal – und es fehlen Ferkel für die Mast.
Viel importiert
Weil im Inland das Schweinefleisch knapp ist, wird viel importiert. So hat der Bund seit Mitte Dezember Importkontingente für Schweinehälften von 2,600 Tonnen freigegeben, davon wurden bisher 1,532 Tonnen importiert. Die Preisdifferenz zwischen dem Schweizer und dem EU-Preis sei gross, weshalb die Importe attraktiv seien, sagt Wandeler von Suisseporcs. "Trotzdem können Coop und Migros nicht einfach unbesehen Schweinefleisch importieren", gibt er zu bedenken. Zum einen würden die Konsumenten immer stärker auf die Herkunft Schweiz achten, zum anderen müssten die Anlagen bei den Verarbeiter Bell und Micarna auch ausgelastet werden.
Micarna-Einkäufer Graber meint, der Preisunterschied sei gar nicht mehr so gross, die Preise in der EU seien inzwischen angestiegen. Micarna importiere nur Schweinefleisch von hoher Qualität aus Österreich. Und schliesslich müssten die Importkontingente ja auch noch ersteigert werden, das koste auch Geld.
Mehr Platz für Schweine
ki. Seit dem 1. Juli 2007 müssen die Muttersauen die meiste Zeit in Gruppen gehalten werden. Die Tiere dürfen nicht angebunden gehalten werden. Während der Geburtsphase kann die Sau im Ausnahmefall fixiert werden. Die Abferkelbuchten, wo die Sauen ihre Jungen zur Welt bringen, müssen genügend Raum bieten, damit sich das Muttertier frei drehen kann. Für Schweine in Gruppenhaltung muss ein Liegebereich auf nichtperforiertem Boden vorhanden sein.
Kritische Phase: Euro 08
Die Nachfrage nach Schweinefleisch, die bereits jetzt gut ist, wird noch stärker ansteigen, wenn die Euro 08 startet. Schweinehändler Anton Hügi rechnet mit Engpässen. "Die Schweine, die für die Euro 08 geschlachtet werden, kommen jetzt als Ferkel in die Mast". Und an Ferkeln mangle es derzeit genauso wie an Schweinen. Für die spätere Grillsaison im Juli und August sollte das Schweinefleischangebot dann wieder ansteigen, die Situation sich wieder normalisieren. Doch Hügi glaubt, dass sich die Konsumenten in den nächsten zwei Jahren an höhere Schweinefleischpreise gewöhnen müssen.
Micarna-Einkäufer Graber hingegen glaubt nicht so recht an die "Euro 08-Euphorie". Es sei eine Frage des Preises: Werde das Schweinefleisch zu teuer, würden die Konsumenten rasch auf Geflügel umsteigen
Quelle: Bern [ Roland Wyss-Aerni LID ]