Nüssel fordert neue Verbünde der Agrarwirtschaft im Europa der 25

"Die in Deutschland vielfach vorherrschende Taktik des nahezu täglichen Wechselns der Vermarktungspartner ist nur unter den gegenwärtigen Strukturdefiziten in Schlachtung und Zerlegung erfolgreich. Ein Zukunftskonzept für die deutsche Agrarwirtschaft ist dieser Zustand nicht, da der Fleischwirtschaft für die erfolgreiche Marktbearbeitung entscheidende finanzielle Ressourcen entzogen werden", erklärte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, auf der DLG-Wintertagung zum Thema "Das neue Europa - Perspektiven für die Agrarwirtschaft".
  
In der Europäischen Union ändern sich die Strukturen in der Verarbeitung und Vermarktung insbesondere von Fleisch grundlegend. Zunehmend geben europäisch ausgerichtete Gruppierungen den Ton an bei der überregionalen Fleischvermarktung. "Wenn die deutsche Fleischwirtschaft im Wettbewerb bestehen will, muss sie sich rasch auf die Anforderungen des Marktes und die Strategien ihrer ausländischen Wettbewerber einstellen", erklärte der Raiffeisen- Präsident. So setzt z. B. die gesamte dänische Schweinebranche auf ein integriertes Sektorkonzept. Dieses branchenweite Konzept umfasst aufwändige Rationalisierungs- und Erweiterungsinvestitionen in der Tierhaltung sowie im Schlachterei- und Verarbeitungssektor. Dazu gehören auch gemeinsame Beteiligungen und Kooperationen der Branchenunternehmen in Forschung und Entwicklung, Beratung und Information sowie im Absatz und Export.
  
"In Deutschland ist der Umgang innerhalb der arbeitsteiligen Agrarwirtschaft bisher vorwiegend von Konkurrenz und weniger von Partnerschaft bestimmt", kritisierte Nüssel. Die unternehmerische Verantwortung endet in der Regel immer noch an der Schnittstelle zur nächsten Verarbeitungsstufe. Dabei haben alle Akteure den gleichen
Adressaten: den Verbraucher! Diese Gemeinsamkeiten finden im täglichen Handeln bislang kaum Niederschlag. Gebraucht wird dringend ein partnerschaftlicher Verbund in der "Wertschöpfungskette Nahrungsmittel". Alle Sektoren der landwirtschaftlichen Produktion und alle Stufen von Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung sind zu vernetzen. "In diesen Verbund sollte auch der Lebensmittelhandel im Sinne einer Wertschöpfungspartnerschaft - wie bereits im QS-System erfolgt - eingebunden werden", betonte der Raiffeisen-Präsident. EU-Osterweiterung: Wachstumsschub für die Agrarmärkte

Aus der Erweiterung der EU zum 1. Mai 2004 werden weit reichende Verschiebungen im Wettbewerb resultieren. Der Markt für Agrarprodukte und Ernährungsgüter wird durch die Osterweiterung einen erheblichen Wachstumsschub erfahren. Diese veränderte Wettbewerbssituation und die sich daraus ergebenden Chancen sollte insbesondere die deutsche Agrarwirtschaft angesichts ihrer geographischen Lage konsequent nutzen, so Nüssel.
  
Auf den für die deutsche Landwirtschaft wichtigen Absatzmärkten ist die Europäisierung der Vermarktungsstrukturen bereits weit fortgeschritten. "Dies ist die logische Folge der Europäisierung im Lebensmitteleinzelhandel. Unterschiedliche Maßstäbe in der Wettbewerbspolitik auf nationaler und EU-Ebene sind deshalb nicht mehr zeitgemäß und nicht länger hinzunehmen", forderte Nüssel. Bei vielen deutschen Unternehmen - das betrifft nicht nur die Land- und Agrarwirtschaft - ist das Bewusstsein für die Europäisierung vorhanden. Die Bereitschaft zur Umsetzung entsprechender unternehmerischer Ausrichtungen muss weiter wachsen. Deutsche Unternehmen stehen in diesem Prozess nicht grundsätzlich im Nachteil. Allerdings verfügen wichtige Konkurrenten, wie Dänemark und die Niederlande, über eine bessere Ausgangsposition, weil die dortigen Strukturen frühzeitig und weitgehend ohne kartellrechtliche Einflussnahme konsolidiert worden sind.
  
Diese Defizite im Kartellrecht dürfen allerdings nicht, so Nüssel, von den Handlungsnotwendigkeiten und Umsetzungsproblemen ablenken, die in der Land- und Agrarwirtschaft vorhanden sind. Das Bemühen um Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Nahrungsmittelbranche in Deutschland muss daher auf eine Effizienzsteigerung in der gesamten Nahrungswertschöpfungskette abzielen. Die Fokussierung auf zukunftsträchtige Marktsegmente und das Streben nach Kostenführerschaft ist aber nur dann eine Erfolgs- und Überlebensgarantie, wenn die Strukturen in Verarbeitung und Vermarktung ein Handeln auf gleicher Augenhöhe mit dem Lebensmittelhandel ermöglichen. "Dieser Spagat ist ausschließlich mit einer weiteren Bündelung der Kräfte zu leisten. Die Allianzen, die sich derzeit herausbilden, gehen genau in diese Richtung. Auf europäischer Ebene entstehen viele - nach den bisherigen Vorstellungen unkonventionelle - Erfolg versprechende Kooperationen und Allianzen", erklärte der DRV-Präsident auf der DLG-Wintertagung in Berlin.

Nüssel fordert neue Verbünde der Agrarwirtschaft im Europa der 25

"Die in Deutschland vielfach vorherrschende Taktik des nahezu täglichen Wechselns der Vermarktungspartner ist nur unter den gegenwärtigen Strukturdefiziten in Schlachtung und Zerlegung erfolgreich. Ein Zukunftskonzept für die deutsche Agrarwirtschaft ist dieser Zustand nicht, da der Fleischwirtschaft für die erfolgreiche Marktbearbeitung entscheidende finanzielle Ressourcen entzogen werden", erklärte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, auf der DLG-Wintertagung zum Thema "Das neue Europa - Perspektiven für die Agrarwirtschaft".
  
In der Europäischen Union ändern sich die Strukturen in der Verarbeitung und Vermarktung insbesondere von Fleisch grundlegend. Zunehmend geben europäisch ausgerichtete Gruppierungen den Ton an bei der überregionalen Fleischvermarktung. "Wenn die deutsche Fleischwirtschaft im Wettbewerb bestehen will, muss sie sich rasch auf die Anforderungen des Marktes und die Strategien ihrer ausländischen Wettbewerber einstellen", erklärte der Raiffeisen- Präsident. So setzt z. B. die gesamte dänische Schweinebranche auf ein integriertes Sektorkonzept. Dieses branchenweite Konzept umfasst aufwändige Rationalisierungs- und Erweiterungsinvestitionen in der Tierhaltung sowie im Schlachterei- und Verarbeitungssektor. Dazu gehören auch gemeinsame Beteiligungen und Kooperationen der Branchenunternehmen in Forschung und Entwicklung, Beratung und Information sowie im Absatz und Export.
  
"In Deutschland ist der Umgang innerhalb der arbeitsteiligen Agrarwirtschaft bisher vorwiegend von Konkurrenz und weniger von Partnerschaft bestimmt", kritisierte Nüssel. Die unternehmerische Verantwortung endet in der Regel immer noch an der Schnittstelle zur nächsten Verarbeitungsstufe. Dabei haben alle Akteure den gleichen
Adressaten: den Verbraucher! Diese Gemeinsamkeiten finden im täglichen Handeln bislang kaum Niederschlag. Gebraucht wird dringend ein partnerschaftlicher Verbund in der "Wertschöpfungskette Nahrungsmittel". Alle Sektoren der landwirtschaftlichen Produktion und alle Stufen von Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung sind zu vernetzen. "In diesen Verbund sollte auch der Lebensmittelhandel im Sinne einer Wertschöpfungspartnerschaft - wie bereits im QS-System erfolgt - eingebunden werden", betonte der Raiffeisen-Präsident.

EU-Osterweiterung: Wachstumsschub für die Agrarmärkte

Aus der Erweiterung der EU zum 1. Mai 2004 werden weit reichende Verschiebungen im Wettbewerb resultieren. Der Markt für Agrarprodukte und Ernährungsgüter wird durch die Osterweiterung einen erheblichen Wachstumsschub erfahren. Diese veränderte Wettbewerbssituation und die sich daraus ergebenden Chancen sollte insbesondere die deutsche Agrarwirtschaft angesichts ihrer geographischen Lage konsequent nutzen, so Nüssel.
  
Auf den für die deutsche Landwirtschaft wichtigen Absatzmärkten ist die Europäisierung der Vermarktungsstrukturen bereits weit fortgeschritten. "Dies ist die logische Folge der Europäisierung im Lebensmitteleinzelhandel. Unterschiedliche Maßstäbe in der Wettbewerbspolitik auf nationaler und EU-Ebene sind deshalb nicht mehr zeitgemäß und nicht länger hinzunehmen", forderte Nüssel. Bei vielen deutschen Unternehmen - das betrifft nicht nur die Land- und Agrarwirtschaft - ist das Bewusstsein für die Europäisierung vorhanden. Die Bereitschaft zur Umsetzung entsprechender unternehmerischer Ausrichtungen muss weiter wachsen. Deutsche Unternehmen stehen in diesem Prozess nicht grundsätzlich im Nachteil. Allerdings verfügen wichtige Konkurrenten, wie Dänemark und die Niederlande, über eine bessere Ausgangsposition, weil die dortigen Strukturen frühzeitig und weitgehend ohne kartellrechtliche Einflussnahme konsolidiert worden sind.
  
Diese Defizite im Kartellrecht dürfen allerdings nicht, so Nüssel, von den Handlungsnotwendigkeiten und Umsetzungsproblemen ablenken, die in der Land- und Agrarwirtschaft vorhanden sind. Das Bemühen um Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Nahrungsmittelbranche in Deutschland muss daher auf eine Effizienzsteigerung in der gesamten Nahrungswertschöpfungskette abzielen. Die Fokussierung auf zukunftsträchtige Marktsegmente und das Streben nach Kostenführerschaft ist aber nur dann eine Erfolgs- und Überlebensgarantie, wenn die Strukturen in Verarbeitung und Vermarktung ein Handeln auf gleicher Augenhöhe mit dem Lebensmittelhandel ermöglichen. "Dieser Spagat ist ausschließlich mit einer weiteren Bündelung der Kräfte zu leisten. Die Allianzen, die sich derzeit herausbilden, gehen genau in diese Richtung. Auf europäischer Ebene entstehen viele - nach den bisherigen Vorstellungen unkonventionelle - Erfolg versprechende Kooperationen und Allianzen", erklärte der DRV-Präsident auf der DLG-Wintertagung in Berlin.

Das Redemanuskript Nüssels können Sie hier als [pdf-Datei] runterladen.

Quelle: Berlin [ drv ]

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