Aus der russischen Föderation wurde am vergangenen Wochenende erstmals weltweit über eine Infektion von Menschen mit dem Geflügelpestvirus H5N8 berichtet. Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hat sich deshalb mit ihren Amtskollegen aus Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, Barbara Otte-Kinast und Till Backhaus, ausgetauscht...
Aus der russischen Föderation wurde am vergangenen Wochenende erstmals weltweit über eine Infektion von Menschen mit dem Geflügelpestvirus H5N8 berichtet. Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hat sich deshalb mit ihren Amtskollegen aus Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, Barbara Otte-Kinast und Till Backhaus, ausgetauscht. Die beiden Bundesländer sind von der Tierseuche aktuell am stärksten betroffen.
Bei ihrem Telefonat verständigten sich die drei Minister darauf, bei Ausbrüchen der Geflügelpest in Deutschland vorsorglich ein Monitoring der Personen zu initiieren, die in Kontakt mit den infizierten Tieren kommen. Konkret soll das dem Bundesministerium zugehörige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut sowie der Universität Rostock eine entsprechende Studie konzipieren, um die Infektionsrisiken für den Menschen beurteilen zu können. Ergänzend dazu werden die bereits bestehenden Vorsorgekonzepte aktualisiert und an das derzeitige Geschehen angepasst. Die aktuell noch ausstehenden Bewertungen der Weltgesundheitsorganisation sowie des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten zum Fall in Russland werden in diese Risikobewertung und in einen Maßnahmenplan einfließen. Parallel dazu wird dasv FLI die Feintypisierung der H5-Viren mit den russischen H5N8 Varianten abgleichen. Für eine Weitergabe des Geflügelpestvirus zwischen Menschen gibt es keine wissenschaftlichen Hinweise.
Klöckner, Otte-Kinast und Backhaus betonen: "Die aktuelle Situation verfolgen wir aufmerksam. Klar ist: In Deutschland ist bisher keine Übertragung von H5N8 auf den Menschen nachgewiesen worden. Dennoch ist wichtig, dass wir eine belastbare Datengrundlage zur Risikobewertung haben. Das Monitoring ist hier ein wesentlicher Beitrag."
Hintergrund:
Russische Behörden teilten am vergangenen Wochenende mit, dass bei sieben Mitarbeitern eines Geflügelmastbetriebes weltweit erstmals Infektionen mit hochpathogenem aviären Influenzavirus / Geflügelpestvirus des Subtyps H5N8 festgestellt wurden. Die Infektionen fanden bereits im Dezember statt, den Betroffenen geht es laut Behördenangaben gut. Eine Weiterverbreitung von Mensch zu Mensch wurde nicht beobachtet. Der Virussubtyp H5N8 tritt neben weiteren H5-Subtypen seit Herbst 2020 in Europa verstärkt bei Wildvögeln auf und führte in der Folge zu zahlreichen Ausbrüchen bei Geflügel insbesondere in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Trotz des umfangreichen und nach wie vor aktiven Geschehens bei Geflügel und Wildvögeln liegen bisher keine Hinweise auf humane Infektionen oder natürliche Infektionen bei Säugetieren in Deutschland oder anderen europäischen Ländern außerhalb Russlands vor. Humaninfektionen ändern die Risikoeinschätzung des FLI zum Auftreten von HPAIV H5 in Deutschland bei Geflügel und Wildvögeln nicht, dieses bleibt unverändert hoch. Personen, die in Kontakt mit infiziertem Geflügel kommen, sollten für mindestens zehn Tage auf das Auftreten von respiratorischen Symptomen bzw. Bindehautentzündungen achten. Falls Symptome auftreten, sollte unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen und eine Testung auf Influenzaviren durchgeführt werden. Darüber hinaus gelten allgemeine Hygieneregeln. So sollten tote Vögel nicht mit bloßen Händen angefasst werden und man sollte sich auf jeden Fall gründlich mit Wasser und Seife die Hände waschen, falls es doch zu einem Kontakt gekommen ist. Auf die einschlägigen Empfehlungen des Robert Koch-Instituts wird hingewiesen.
Bei Geflügelpestviren besteht immer die Möglichkeit einer Änderung der Eigenschaften,u.a.auch der Übertragbarkeit. Zudem können bei einer hohen Viruslast, wie sie in betroffenen Geflügelhaltungen zu erwarten ist, sporadische Übertragungen auf Menschen nicht ausgeschlossen werden.
In Deutschland wurden bisher 625 Fälle bei Wildvögeln und 65 Fälle beim Hausgeflügel amtlich bestätigt (Stand 21.02.2021, 9.30 Uhr). Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die jetzigen in Deutschland vorhandenen H5N8-Viren auf den Menschen übertragen werden können. Das FLI ist hier in engem Kontakt mit dem Robert-Koch-Institut.