Ulrike Gonder: Fettarm-Dogma muss überdacht werden
Ulrike Gonder: Fettarm-Dogma muss überdacht werden
Die Fertiggerichte hatten der Studie zufolge besser abgeschnitten, weil die Rezepte der Köche süßer und fettiger, eiweißreicher, energiehaltiger und ballaststoffärmer als die Produkte der Supermärkte waren. An Kalorien seien bis zu 774 pro Kochgericht zusammengekommen, bei den Fertigprodukten jedoch nur 546. Der Fettanteil betrug bei Fertigessen nur 24 Prozent der Kalorien, bei den echten Mahlzeiten lag er bei bis zu 40 Prozent. Auch der Anteil der - angeblich ungesunden - gesättigten Fettsäuren war bei den Köcherezepten höher.Der Spiegel zitiert eine Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit folgendem Vorschlag: Man könne die Rezepte der Köche ja variieren und statt Butter "wenigstens" Speiseöl nehmen, um die gesättigten Fettsäuren zu meiden. Statt Öl und Essig könne Zitronensaft für Salatdressings verwendet werden.
Mein Senf dazu
Armes Deutschland (und Großbritannien)! Das ist mal wieder eine Meldung nach dem Geschmack der Fett-Phobiker! Absurd, dass so ein Quatsch aufgegriffen und ernsthaft kommentiert wird. 750 Kilokalorien pro Mahlzeit sind für einen Erwachsenen völlig normal! Und warum sollen wir (noch) fettarm essen? Warum die Butter und die gesättigten Fettsäuren weiter diskriminieren. Wissenschaftlich ist das alles Schnee von (vor)gestern. Gerade brachte Prof. Acheson, ein für Nestlé forschender Wissenschaftler, im European Journal of Clinical Nutrition (2012, doi:10.1038/ejcn.2012.194) die Tollheiten der etablierten Ernährungsempfehlungen auf den Punkt und kommt zu folgendem Schluss: Angesichts der wachsenden Evidenz für die Vorteile kohlenhydratreduzierter und proteinbetonter Kostformen sei doch anzunehmen, dass solche Diäten besser für eine optimale Ernährung geeignet seien als die üblicherweise immer noch empfohlenen Kohlenhydratreichen Diäten.
Gut, dass sich endlich auch die Lebensmittelindustrie vom Fettarm-ist-gesund-Dogma verabschiedet. Man darf zwar gespannt sein, was sie nun für "gesunde" Produkte lancieren wird. Dennoch wird es höchste Zeit, umzudenken. Dass man den Fernsehköchen vorwirft, zu fett zu kochen, ist bestenfalls albern. Gut, dass sie sich nicht an die Regeln der etablierten Ernährungspäpste halten.
Wie wichtig welches Fett für die Gesundheit ist und wie es um die gesättigten Fette steht, lässt sich unterhaltsam in meinem Buch "Mehr Fett!" nachlesen, das ich zusammen mit Nicolai Worm geschrieben habe. Erschienen 2010 im systemed-Verlag.
Dieser Kommentar ist zuerst auf Ulrike Gonders Webseite www.ugonder.de erschienen. Wir danken für die Erlaubnis zur Wiedergabe.
Quelle: Hünstetten [ Ulrike Gonder ]