Bei einem Thiaminmangel können sich aber vermehrt aggressive Zuckerabbauprodukte im Körper anreichern. Die zerstörerischen Auswirkungen des erhöhten Blutzuckers auf Nerven und Blutgefäße werden dadurch forciert.
Wenn sich bei Diabetikern Folgeerkrankungen entwickeln, wie Nervenstörungen, Nieren- und Augenschäden, ist wahrscheinlich oftmals auch ein Mangel an Vitamin B1 (Thiamin) mit im Spiel: Wie Wissenschaftler auf einem Symposium im Vorfeld der Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft in Stuttgart berichteten, weisen Patienten mit Diabetes im Vergleich zu Gesunden eine um 75% niedrigere Thiaminkonzentration im Blutplasma auf. Die Ursache des Thiaminproblems: Schon in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung beeinträchtigt der erhöhte Blutzucker die Nierenfunktion, wodurch das Vitamin in großen Mengen über den Urin verloren geht.Bei einem Thiaminmangel können sich aber vermehrt aggressive Zuckerabbauprodukte im Körper anreichern. Die zerstörerischen Auswirkungen des erhöhten Blutzuckers auf Nerven und Blutgefäße werden dadurch forciert.
Die Gesellschaft für Biofaktoren e.V. (GfB) weist daher darauf hin, dass "der Ausgleich dieses Vitamindefizits neben einer guten Blutzuckereinstellung erheblich dazu beiträgt, diabetischen Folgeerkrankungen entgegen zu wirken."
Über die Nahrung allein scheint das kaum möglich zu sein: Um die Thiaminverluste zu kompensieren, müsste ein Diabetiker nach Berechnungen der GfB etwa 5 mg Thiamin pro Tag zu sich nehmen. Das entspricht rund 3,6 kg Eiernudeln oder 7,1 kg Kartoffeln. Selbst die besonders thiaminreichen Lebensmittel würden einen üblichen Speiseplan sprengen, so etwa mit 750 g Schweinefleisch oder 1,3 kg Haferflocken. "Entsprechende Nahrungsmittelmengen zu verzehren ist weder realistisch noch empfehlenswert", bewertet die GfB.
Um einen Thiaminmangel bei Diabetikern zu vermeiden und nerven- und gefäßschützende Effekte zu erzielen, rät die Fachgesellschaft, die fettlösliche Thiaminvorstufe Benfotiamin zu ergänzen. "Benfotiamin wird vom Körper wesentlich besser aufgenommen als herkömmliches Thiamin", erklärt der Diabetologe Prof. Hilmar Stracke vom Universitätsklinikum Gießen und Marburg. Das sei eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Thiamin in den erforderlichen Mengen in den Zielgeweben ankommt und diese vor toxischen Zuckerabbauprodukten schützt.
In der Behandlung diabetischer Nervenschäden (Neuropathien) wird Benfotiamin bereits erfolgreich eingesetzt (Präparate mit dem Wirkstoff sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich).
Quelle: Stuttgart [ GfB ]