Nicht alle Menschen vertragen Kaffee; bei einigen kann das Koffein sogar Angstsymptome auslösen. Verantwortlich dafür ist eine kleine Variante im Erbgut. Ihre Wirkung kann durch regelmäßigen Kaffeegenuss jedoch abgemildert werden.

Kaffee ist und bleibt das Lieblingsgetränk der Deutschen. 1,3 Milliarden Tassen haben sie nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbands im vergangenen Jahr getrunken. Oder anders ausgedrückt: Im Durchschnitt hat sich jeder Deutsche 150 Liter Kaffee übers Jahr verteilt schmecken lassen.

Nicht alle Menschen vertragen Kaffee; bei einigen kann das Koffein sogar Angstsymptome auslösen. Verantwortlich dafür ist eine kleine Variante im Erbgut. Ihre Wirkung kann durch regelmäßigen Kaffeegenuss jedoch abgemildert werden.

Kaffee ist und bleibt das Lieblingsgetränk der Deutschen. 1,3 Milliarden Tassen haben sie nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbands im vergangenen Jahr getrunken. Oder anders ausgedrückt: Im Durchschnitt hat sich jeder Deutsche 150 Liter Kaffee übers Jahr verteilt schmecken lassen.

Was Getränke wie Kaffee und Tee, aber auch Cola und Kakao weltweit so beliebt macht, ist vor allem ihre anregende Wirkung. Die macht anderen Menschen allerdings zu schaffen: Sie verspüren nach dem Genuss von koffeinhaltigen Getränken Herzrasen, Schweißausbrüche, Unruhezustände und Einschlafstörungen; viele von ihnen erleben auch eine unbestimmte Angst. Gerade Patienten, die an einer Angsterkrankungen leiden, trinken deswegen häufig keinen Kaffee mehr oder reduzieren den Konsum.

Würzburger Wissenschaftler unter der Leitung des Psychiaters Professor Jürgen Deckert haben mit einer Arbeitsgruppe um Peter Rogers von der Universität Bristol jetzt herausgefunden, dass das Ausmaß der Ängstlichkeit auch von der Regelmäßigkeit des Kaffeegenusses abhängt. Über ihre Arbeit berichtet die Fachzeitschrift Neuropsychopharmacology in ihrer neuesten Ausgabe.

Veränderungen im Erbgut sind der Auslöser

Veränderungen im Erbgut sind dafür verantwortlich, dass manche Menschen mit Angst auf eine Tasse Kaffee oder Tee reagieren. „Wir konnten zeigen, dass eine Variante im Gen des Adenosin-A2A-Rezeptors eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielt“, sagt Jürgen Deckert. Normalerweise dockt der Botenstoff Adenosin in bestimmten Bereichen des Gehirns an diesen Rezeptor an und löst damit eine beruhigende Reaktion aus. Ist das Rezeptor-Gen jedoch verändert, kann Koffein das Adenosin verdrängen und somit dessen beruhigende Wirkung verhindern.

Dafür müssen die Betroffenen das veränderte Gen allerdings sowohl auf dem väterlichen als auch auf dem mütterlichen Chromosom tragen. „Wir haben in einer Untersuchung an freiwilligen Probanden in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Harriet de Wit von der Universität Chicago festgestellt, dass nur die Probanden, die auf dem langen Arm beider Chromosomen 22 jeweils die gleiche Genvarianten besaßen, auf eine mittlere Dosis von Koffein mit Angst reagierten“, sagt Deckert. Dieser Effekt war – genauso wie die anregende Wirkung von Koffein – vorübergehend; mit der Zeit ließ er nach und war nach einigen Stunden komplett abgeklungen.

Auf die Dosis kommt es an

Die Angstreaktion trat allerdings nur dann auf, wenn die Versuchspersonen eine mittlere Dosis von Koffein zu sich nahmen – nämlich 150 Milligramm, das entspricht in etwa zwei Tassen Kaffee. Bei einer niedrigeren Dosis (50 Milligramm) reagierte keine der Versuchspersonen mit Angst, bei einer hohen Dosis (400 Milligramm) hingegen zeigten alle Versuchspersonen eine erhöhte Ängstlichkeit – so das Ergebnis einer weiteren Untersuchung mit Wissenschaftlern der Universität Chicago. Die genetische Variation ist also nur im mittleren Dosisbereich für die Entwicklung von Angst relevant. „Das Ergebnis überrascht nicht. Ähnliche Verläufe findet man auch in anderen Bereichen“, sagt Deckert. Ein Beispiel: Bei einem Liebesfilm fürchtet sich normalerweise kein Zuschauer, bei einem Horrorfilm jeder. Bei der „mittleren Dosis“ – einem Krimi – verspüren nur diejenigen Angst, die dafür empfindlich sind.

Regelmäßiger Konsum macht unempfindlich

Wer einmal mit Angst auf Kaffee reagiert, muss dies aber nicht sein Leben lang tun. „Wir sind in unserer jüngsten Untersuchung zusammen mit Peter Rogers von der Universität Bristol der Frage nachgegangen, ob sich die Höhe des täglichen Koffeinkonsums der Probanden auf den Geneffekt auswirkt“, sagt Deckert. Dabei zeigte sich: Bei Menschen, die regelmäßig eine mittlere oder hohe Dosis Koffein zu sich nahmen, ist der Geneffekt schwächer. Mit anderen Worten: „Wahrscheinlich kann sich die anlagebedingte Unverträglichkeit bei schrittweiser Steigerung der Dosis und regelmäßigem Konsum zurückbilden“, sagt der Mediziner. Deckert wertet das Ergebnis dieser Untersuchungen als weiteren Beleg dafür, wie komplex Gen-Umwelt-Interaktionen sein können.

Der Zusammenhang mit Angsterkrankungen

Dieselbe genetische Variante, die zu einer erhöhten Ängstlichkeit nach dem Genuss von Koffein führt, konnten die Würzburger Forscher in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Bonn um Markus Nöthen bereits vor einigen Jahren als genetische Risikovariante für Angsterkrankungen identifizieren. Alleine kann sie jedoch wohl nicht die Ursache einer Angsterkrankung sein. „Hier braucht es sicher zusätzlich Umweltfaktoren wie beispielsweise den Genuss von Koffein oder traumatische Lebensereignisse“, so Jürgen Deckert.

Diese komplexen Interaktionen von Koffein und anderen indirekt auf den Adenosin-A2A-Rezeptor einwirkenden Substanzen werden zur Zeit von den Würzburger Forschern in Kooperation mit einer Münsteraner Arbeitsgruppe um Katharina Domschke im Rahmen des Sonderforschungsbereiches SFB TRR 58 „Furcht, Angst, Angsterkrankungen“ untersucht. Dafür werden noch freiwillige Teilnehmer gesucht. Die Probanden sollten gesund und zwischen 18 und 65 Jahre alt sein. Sie können sich bei Interesse melden unter T: (0931) 312687 oder eMail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

“Association of the Anxiogenic and Alerting Effects of Caffeine with ADORA2A and ADORA1 Polymorphisms and Habitual Level of Caffeine Consumption”, Peter J Rogers, Christa Hohoff, Susan V Heatherley, Emma L Mullings, Peter J Maxfield, Richard P Evershed, Jürgen Deckert and David J Nutt. Neuropsychopharmacology (2010) 35, 1973–1983, doi:10.1038/npp.2010.71

Quelle: Würzburg [ Julius-Maximilians-Universität ]

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