Bilder: Copyright BESH

Die „Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall“ (BESH) hat neben ihrer besonders tierschutzgerechten Schweineschlachtlinie nun eine neue erbaute besonders tierschutzgerechte Rinderschlachtlinie in Betrieb genommen. Für die Investition in Höhe von 4,5 Mio. Euro erhielt die BESH 40 % staatlichen Zuschuss. Bei der Planung wurde zu allen Güterabwägungen dem Tierschutz Vorrang gegeben. Dafür dokumentiert diese Schlachtstätte nun den aktuellen Standard für eine besonders tierschutzgerechte Rinderschlachtung...

Die „Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall“ (BESH) hat neben ihrer besonders tierschutzgerechten Schweineschlachtlinie nun eine neue erbaute besonders tierschutzgerechte Rinderschlachtlinie in Betrieb genommen. Für die Investition in Höhe von 4,5 Mio. Euro erhielt die BESH 40 % staatlichen Zuschuss. Bei der Planung wurde zu allen Güterabwägungen dem Tierschutz Vorrang gegeben. Dafür dokumentiert diese Schlachtstätte nun den aktuellen Standard für eine besonders tierschutzgerechte Rinderschlachtung.

Herkunft, Haltung und Anlieferung der Rinder: Die Tiere werden von geschulten BESH-Mitarbeitern von den bäuerlichen Mitgliedsbetrieben zum Schlachthof nach Schwäbisch Hall transportiert. Etwa gleich viele Bauern liefern ihre Tiere mit eigenen Fahrzeugen an. Die Rinder kommen aus dem Landkreis Schwäbisch Hall und den angrenzenden Landkreisen. Insgesamt bündelt die BESH knapp 1500 Bauern, davon haben etwa ein Drittel Rinderhaltung. Die Bauern profitieren mit der BESH von einem Abnehmer, der garantiert und mit Mehrpreis die Tiere abnimmt. Die Haltungsformen der Rinder sind ganzjährige Weidehaltung, Weidehaltung während der Vegetationsperiode; weiterhin Haltung im Freiluftstall und Tretmiststall. Die häufigsten Rinderrassen sind das Hohenloher Fleckvieh, das Fränkische Gelbvieh und die alte Rinderrasse des Limpurger Rinds.

Einstallung: Mehrere bauliche und technische Besonderheiten dienen der Ruhe der Tiere. Schließlich ist bekannt, dass die Ausschüttung von Stresshormonen in den letzten Minuten vor der Schlachtung für alle Schlachttiere und die spätere Fleischqualität nachteilig ist: Deshalb ist die Farbgebung des gesamten Lebendviehbereichs einheitlich grau. Böden, Abtrennungen, Türen, Kunststoffscharniere u. a. sind Ton-in-Ton in der gleichen Farbe. Dies war die Empfehlung der beratenden Tierärzte des „Beratungs- und Schulungsinstitut für Tierschutz bei Transport und Schlachtung“ (BSI Schwarzenbek). Auf den Böden der Gänge für die Rinder wurde alles vermieden, was zur Unruhe führen könnte. Es gibt keine Reflektionen von Licht, keine störenden Abflüsse, keine direkte Sonneneinstrahlung und kaum Schattenwurf auf dem Boden.

Neben der für die Rinder beruhigenden Wirkung der einheitlichen Farbe wirkt die Ruhe dieses Schlachthofs positiv auf Tier und Mensch. Wo einst Eisentüren laut ins Schloss fielen, bewegen sich die Hängetore pneumatisch, also mit Druckluft. Selbst das bekannte Zischen der Druckluft findet außerhalb des Schlachthofs und damit ohne stressenden Einfluss auf die Rinder statt.

Zutrieb zur Betäubung: Gemeinhin nennt man diesen Weg „Treibgang“. Der Begriff stammt noch aus der Zeit, als das Treiben der Rinder zur Betäubung unvermeidlich war. Doch bei der BESH wurde so gebaut, dass Rinder aus eigenem Antrieb gehen. Der Weg der Rinder zur Betäubung hat eine definierte Linkskurve und eine leichte Steigung. Das schafft beim Rind die natürliche Motivation vorwärtszugehen. Dazu ist der Gang so breit, dass zwar auch ein kräftiger Bulle bequem durchpasst, sich aber auch eine schmächtige Färse nicht mehr umdrehen kann. Um das Risiko des Zurückgehens, das unter den nachfolgenden Tieren Stress auslösen könnte, komplett zu vermeiden, hat der Gang Rücklaufsperren. Diese Metallbügel fahren leise nach unten, wenn ein Rind den Bereich passiert hat. BESH-Vorstandsvorsitzender Christian Bühler erklärt: „Wir haben den Weg der Tiere bestmöglich vorgegeben. Zur Betäubung hin wird die Neugierde der Rinder geweckt – gleichzeitig wird alles vermieden, was ihnen Angst machen könnte.“

Auf manche Besonderheit, die das hohe Tierschutzniveau ausmacht, muss der Betrachter hingewiesen werden. Der Bodenbelag der „Treibgänge“ etwa ist aus Gussasphalt.Der Tierschutzvorteil: Dieser Boden ist geräuschärmer, man hört das Klappern der Hufe nicht so sehr. Der Nachteil: Dieser Bodenbelag ist schneller abgenutzt.

Betäubungsplatz: Die Voraussetzung für einen bei jedem Rind passgenauen Bolzenschuss ist die Kopffixierung: Dafür fahren hier gleichzeitig der Nackenhalter aus Kunststoff nach unten und die ausgeformte Kopfauflage aus Edelstahl nach oben. Das Rind kann den Kopf jetzt in keine Richtung bewegen. So ist das Risiko einer Fehlbetäubung praktisch ausgeschlossen. Sollte es aber dennoch passieren, kann der Betäuber sicher und in Sekundenschnelle einen zweiten Bolzenschuss absetzen.

Fazit: Diese Schlachthoferneuerung setzt einen neuen Standard für die tierschutzgerechte Rinderschlachtung. Doch ebenso wichtig ist Christian Bühler als Vorstandsvorsitzendem der BESH AG ein weiterer Fortschritt: „Neben dem Schutz der Tiere hat das Wohl der hier arbeitenden Menschen Bedeutung. Die Arbeitshöhen müssen etwa so sein, dass keine übermäßigen Belastungen auf den Muskel-Skelett-Apparat erfolgen.“ Das Fazit des BESH-Chefs: „Das Schlachten ist enorm wichtig. Mehrere unserer besten Metzger sind im Schlachthof beschäftigt. Wir wollen mit dem Neubau auch diese Arbeitsplätze noch attraktiver machen.“

Einladung an Metzger: Seit der Inbetriebnahme der neuen Rinderschlachtlinie haben schon vielfältige Fachbesucher aus dem Fleischerhandwerk den BESH-Tierwohlschlachthof besucht und sich die neuesten Erkenntnisse für tierschutzgerechtes Schlachten genau erklären lassen. Die BESH lädt Fleischerinnungen, Erfa-Kreise, andere Gemeinschaften des Metzgerhandwerks sowie auch einzelne Fachbesucher ein, sich vor Ort alles ganz genau anzuschauen. Terminvereinbarungen erfolgen über Samuel Rüger (Leiter Premiumprojekte BESH), Telefon 0174 / 8896763.

Bildergalerie:

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Historie des Schlachthofs Schwäbisch Hall

1958/60          Erbauung des städt. Schlachthofs Schwäbisch Hall.
1988 Gründung der BESH, diese mietet sich im städtischen Schlachthof ein.
2001 BESH gründet die „Erzeugerschlachthof Schwäbisch Hall AG“ und erwirbt den ehemaligen städtischen Schlachthof um ihn vor Stilllegung und Schließung zu bewahren. Jeder Bauer zeichnet eine Aktie, angespart durch Tierlieferungen. Heute sind 92 % im Besitz der Hohenloher Bauern, 8 % Streubesitz von Metzgern und Kommunen.
2002-2010  Sanierung und Ausbau des Erzeugerschlachthofs für alle Zulassungen wie EU/IFS/QZBW/sämtliche Bio-Zulassungen.
2014 Zwei Hektar Fläche mit Hallenbebauung werden dazugekauft und vervollständigen das Areal. Prinzip der vollständigen Verwertung „From Nose to Tail“ wird umgesetzt.
2019 Planung (mit BSI Schwarzenbek) für „Tierwohl Plus“ als Tierwohlschlachthof mit höchstem Tierschutzstandard.
August 2024 Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus für besonders tierschutz-gerechte Rinderschlachtung neben der besonders tierschutzgerechten CO2-freien Schweineschlachtlinie.

www.besh.de

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