Quelle: European Review of Agricultural Economics 36 (2009), 541-569

Qualitätsproduktion und Nachhaltigkeit machen eine ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungsketten erforderlich. Nur wenn diese so funktionieren, dass sie mit dem Produkt auch weitere Informationen und gegebenenfalls „Handlungsanweisungen“ zuverlässig und dauerhaft weitergeben, wird aus einzelnen Bausteinen ein komplettes System. Wie solche Ketten sich in Verträgen organisieren und dadurch „nachhaltig“ aufrecht erhalten, zeigt für die Verhältnisse in sechs EU-Ländern die Studie von Christian FISCHER, Monika HARTMANN, Nikolai REYNOLD, Philip LEAT, César REVOREDO-GIHA, Maeve HENCHION, Luis Miguel ALBISU und Azucena GRACIA (2009): Factors influencing contractual choice and sustainable relationships in European agri-food supply chains.

Quelle: European Review of Agricultural Economics 36 (2009), 541-569

Qualitätsproduktion und Nachhaltigkeit machen eine ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungsketten erforderlich. Nur wenn diese so funktionieren, dass sie mit dem Produkt auch weitere Informationen und gegebenenfalls „Handlungsanweisungen“ zuverlässig und dauerhaft weitergeben, wird aus einzelnen Bausteinen ein komplettes System. Wie solche Ketten sich in Verträgen organisieren und dadurch „nachhaltig“ aufrecht erhalten, zeigt für die Verhältnisse in sechs EU-Ländern die Studie von Christian FISCHER, Monika HARTMANN, Nikolai REYNOLD, Philip LEAT, César REVOREDO-GIHA, Maeve HENCHION, Luis Miguel ALBISU und Azucena GRACIA (2009): Factors influencing contractual choice and sustainable relationships in European agri-food supply chains.

Wie immer geartete festere Bindungen zwischen den Partnern einer Wertschöpfungskette sind deshalb von besonderem Interesse, weil sie unerlässlich sind, wenn Qualitäts- und Glaubwürdigkeitskriterien auf dem Spiele stehen. Diese vom Endverbraucher allenfalls bedingt erfassbaren Kriterien können nur abgesichert werden, wenn Bindungen die vorgelagerten und nachgelagerten Stufen verknüpfen.

Die internationale Studie prüfte in Befragungen von Unternehmen des Bereichs Schweinefleisch (und vergleichend Zerealien), welche Faktoren die Auswahl eines bestimmten Kontraktmodells bedingen und wodurch die Langfristigkeit solcher Beziehungen gewährleistet wird. Dabei unterscheiden die Autoren zwischen der Vermarktung auf Spot-Märkten, der lockeren Bindung in informellen Verhältnissen und der Bindung über rechtlich verbindliche Kontrakte. Sie schränken allerdings dabei auch gleich ein, dass die rechtliche Verbindlichkeit bei Glaubwürdigkeitskriterien ihre Grenzen hat, weil eben meistens die entsprechenden Vorgaben fehlen.

Bezüglich des Kontrakt-Typs zeigt sich, dass in den untersuchten Lebensmittelketten die lockeren, informellen Bindungen weit überwiegen, dass aber für die Zukunft mit einem Anstieg der rechtlich verbindlichen Kontrakte zu rechnen ist. In der deutschen Schweinefleischerzeugung sind übrigens die festen Kontrakte deutlich unterrepräsentiert. Dies gilt sehr stark auf der Ebene Landwirt zu Verarbeiter (7 % gegen 27 % bei gesamt), zwischen Verarbeitern und Einzelhändlern ist die Situation sehr viel günstiger (27 % gegen 21 % gesamt).

Wider Erwarten ist es übrigens nicht die Qualitätsorientierung, die dazu veranlasst, verbindliche Verträge zu schließen. Vielmehr sind größerer Wettbewerb und langfristig orientierte Manager die wichtigen Antriebselemente. Die langfristige Dauerhaftigkeit von Verträgen und informellen Abmachungen wird über alle Länder und untersuchten Ketten hinweg einhellig als überdurchschnittlich positiv beurteilt. Dabei ist innerhalb der deutschen Schweinefleischkette das Vertrauen der Verarbeiter zu den Landwirten signifikant größer als zu den Einzelhändlern. In den meisten anderen Ländern sind die Verhältnisse genau umgekehrt.

Weiter wurde untersucht, welche Faktoren für die Haltbarkeit der Geschäftsbeziehung verantwortlich sind. Die größte Rolle spielen persönliche Bindungen, effiziente Kommunikation und Gleichberechtigung der Partner.

Kurz gesagt ist es das informelle Netz, dass gebildet werden muss und in dem die Partner auf gleicher Augenhöhe stehen sollten. Vertrauen der Partner und Zufriedenheit mit der Art der Zusammenarbeit sind die Basis. Die weniger verbindlichen Vertragsverhältnisse erweisen sich im Übrigen als unübersichtlicher im Hinblick auf ihre Determinanten als die festen Verträge.

Abschließend ist ein weiteres Ergebnis der Arbeit besonders überraschend: Die Festigkeit von Lieferbeziehungen wird heute nicht mehr von gesetzlich vorgegebenen oder freiwilligen Rückverfolgbarkeitssystemen bestimmt. Diese sind eine bereits so fest etablierte Grundvoraussetzung, dass sie nicht mehr zusätzlich auf die Beziehungen der Geschäftspartner förderlich wirken. Diese Systeme dienen eher der Kontrolle innerhalb der Kette und weniger der Kooperation.


Die Praxisinformation ist in dem Mitteilungsblatt der Fleischforschung Kulmbach (2010) 49, Nr. 188 – S. 153 erschienen.

Das Mitteilungsblatt wird von der Förderergesellschaft für Fleischforschung in Kulmbach herausgegeben und kostenlos an die Mitglieder versandt. Die Fördergesellschaft setzt ansehnliche Mittel ein, die für die Forschungsarbeit des Max Rubner-Instituts (MRI), Standort Kulmbach genutzt werden.

Mitglieder können den Originalartikel auch online nachlesen.

Mehr unter www.fgbaff.de

Quelle: Kulmbach [ Branscheid - MRI ]

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