Unfälle an Bandsägen sind Spitzenreiter unter den Maschinenunfällen in der Fleischwirtschaft. Obwohl die Gefahren beim Arbeiten an Bandsägen bekannt sind, schwindet mit der Zeit der Respekt davor. Schon eine kurze Unachtsamkeit kann zu schweren, oft irreversiblen Verletzungen führen...
Hier ist absolute Aufmerksamkeit gefragt. Unfälle an Bandsägen sind Spitzenreiter unter den Maschinenunfällen in der Fleischwirtschaft. Obwohl die Gefahren beim Arbeiten an Bandsägen bekannt sind, schwindet mit der Zeit der Respekt davor. Schon eine kurze Unachtsamkeit kann zu schweren, oft irreversiblen Verletzungen führen.
In einem Fachzentrum für Fleischwirtschaft geriet ein Mitarbeiter an der Bandsäge mit dem Zeigefinger der linken Hand, die das Fleisch führte, in das Sägeblatt. Die Folge dieses kurzen Moments der Unachtsamkeit ist dauerhaft: Teile des linken Zeigefingers wurden abgetrennt. Der teilweise amputierte Finger schränkt nun dauerhaft die Arbeitsfähigkeit des Verunfallten ein. Der Betroffene selbst räumte ein, dass er einen Moment unaufmerksam gewesen sei und sich deshalb verletzte.
Spielen noch andere Faktoren beim Unfall eine Rolle?
Die BGN ging den Ursachen dieses schweren Unfalls genauer auf den Grund. Auch wenn das Verhalten des Mitarbeiters der augenscheinliche Auslöser ist, gilt es die weiteren Umstände zu klären. Die Erfahrung aus vielen Jahrzehnten der Unfallanalyse zeigt, dass immer eine Reihe von Ursachen zu einem solchen Ereignis führt. Das Ziel der Präventionsfachleute: einen solchen Unfall in Zukunft zu vermeiden.
Vor Ort konnten sich die Fachleute der BGN davon überzeugen, dass die grundlegenden Maßnahmen des Arbeitsschutzes wie Gefährdungsbeurteilung, ausreichende Qualifizierung und Arbeitsschutzunterweisung des Mitarbeiters sowie die Instandhaltung der Bandsäge in dem Fachzentrum berücksichtigt worden waren. Einer der wichtigsten Punkte für sicheres Arbeiten an Bandsägen ist die Auswahl der Beschäftigten. Hier hatte der Unternehmer vorbildlich gehandelt und einen ausgebildeten und unterwiesenen Facharbeiter mit zehnjähriger Betriebserfahrung ausgewählt. Die Unterweisungen waren dokumentiert.
Bei der Untersuchung des Unfalls im Betrieb fiel der Aufsichtsperson der BGN auf, dass der gewählte Standplatz der Bandsäge für ein konzentriertes Arbeiten nicht gut gewählt war. Direkt an einem innerbetrieblichen Verkehrsweg gelegen liefen dort ständig Personen vorbei – und sorgten für Ablenkung.
Konsequenzen aus dem Unfall
Die Aufsichtsperson der BGN empfahl dem Betrieb drei Maßnahmen, um künftig Unfälle an Bandsägen zu vermeiden. Sie wurden umgehend umgesetzt:
1. Der Arbeitsplatz wurde verlegt. An dem neuen, ruhiger gelegenen Standort gibt es weniger Ablenkung.
2. Alle Beschäftigten, die an Bandsägen im Einsatz sind, erhielten eine zusätzliche Arbeitsschutzunterweisung, bei der Ablauf und Folgen des Unfalls erklärt wurden – und welche Schutzmaßnahmen zu treffen sind.
3. Die Gefährdungsbeurteilung für diese Tätigkeit wurde um das Unfallereignis aktualisiert.
Damit setzen die aus dem Unfall abgeleiteten Schutzmaßnahmen auf zwei Ebenen an. Zum einen bei der sogenannten Verhältnisprävention, bei der es um eine sichere Gestaltung des Arbeitsplatzes geht: Indem die Säge an einem ruhigeren Ort platziert wurde, sinkt die Gefahr der Ablenkung. Zum anderen rücken die Unterweisung und die Berücksichtigung des Vorgangs in der Gefährdungsbeurteilung den Beteiligten ins Bewusstsein, wie groß die Gefährdung beim Arbeiten mit Bandsägen ist.
Infokasten: Mit Unterweisung wieder die Sinne schärfen
Einmal unterwiesen, immer Bescheid wissen: So einfach funktioniert das nicht. Um Gewohnheiten zu reflektieren und einem mit der Zeit schwindenden Gefährdungsbewusstsein gegen-zusteuern, müssen Bandsägen-Bediener regelmäßig unterwiesen werden.
Aus der Luftfahrt weiß man: Über Gefahren und Fehler sprechen ist eine wichtige Methode, um Unfälle zu verhindern. Für ein solches Gespräch, mit dem mal wieder die Sinne geschärft wer-den, stellt die BGN Betrieben das Unterweisungs-Kurzgespräch „Stationäre Bandsägen“ zur Verfügung. Gesprächsanlässe bieten Comic-Zeichnungen, die ohne Worte auskommen.
Die Mitarbeiter sind aufgefordert, selbst zu beschreiben, was aus ihrer Sicht zu beachten ist, wo es Gefahren gibt und wie sie damit umgehen müssen. Themen des Kurzgesprächs sind Schutzeinrichtungen (die immer wieder ausgetrickst werden), das richtige Arbeiten an der Bandsäge, die Reinigung und Rüstung sowie gefährliche Arbeitssituationen.
Bild: BGN