Berlin, 30. März 2017. Mit Überraschung und Irritation reagiert die deutsche Geflügelwirtschaft auf die an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt gerichtete Aufforderung seines niedersächsischen Amtskollegen Christian Meyer, sich noch während der Agrarministerkonferenz in dieser Woche auf ein Datum für den Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken festzulegen...
Berlin, 30. März 2017. Mit Überraschung und Irritation reagiert die deutsche Geflügelwirtschaft auf die an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt gerichtete Aufforderung seines niedersächsischen Amtskollegen Christian Meyer, sich noch während der Agrarministerkonferenz in dieser Woche auf ein Datum für den Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken festzulegen. „Wann die derzeit in der Entwicklung befindlichen Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei praxisreif sein werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand seriös vorhersagen – das wissen auch Bundesminister Schmidt und Minister Meyer“, sagt Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deut-schen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG). Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit warten derzeit noch auf den von der Wissenschaft für den Sommer 2017 angekündigten Prototypen. „Wir sind gespannt auf die vom Forscherteam erarbeitete Lösung – wissen aber zugleich, dass es vom Prototypen zur alltagstauglichen Maschine noch ein großer Schritt ist“, warnt Ripke davor, in der öffentlichen Diskussion vorschnell von praxisreifen Lösungen zu spre-chen. Als „irreführend und wenig hilfreich“ bezeichnet er in diesem Kontext die von Mi-nister Meyer geforderte Festlegung auf ein konkretes Ausstiegsdatum.
Praxisreife verlangt hohe Genauigkeit und ausreichende Geschwindigkeit
Die Entwicklung einer für den alltäglichen Brütereibetrieb tragfähigen Alternative zum Kükentöten habe für die Wirtschaft hohe Priorität, betont Ripke: „Wir begrüßen sehr, dass in Deutschland intensiv und staatlich gefördert an Lösungen geforscht wird.“ Von besonderer Relevanz sei dabei, dass ein Verfahren tatsächlich schnell die Praxisreife erlange, also im normalen Brütereibetrieb ohne Probleme sicher funktioniere. Als Voraus-setzungen dafür nennt Ripke eine möglichst hohe Genauigkeit von 95 Prozent oder mehr bei der Geschlechtsbestimmung, eine ausreichende Geschwindigkeit mit einer Kapazität von beispielsweise 100.000 Eiern pro Tag und eine allenfalls geringfügig verminderte Schlupfrate der weiblichen Eier durch das vorherige Öffnen zum Zwecke der Geschlechts-bestimmung. Und schließlich müsse es noch lieferfähige Hersteller geben, die diese Tech-nik für den bundesweiten Einsatz zu einem bestimmten Stichtag anbieten können.
„Sorgfalt statt Eile – dann kann Deutschland weltweit Vorreiter sein"
Angesichts dieser noch zu erfüllenden Bedingungen mahnt Ripke: „Wir brauchen Realis-mus statt ideologisch geprägtes Wunschdenken, Sorgfalt statt Eile. Dann können wir bei der Vermeidung des uns alle betroffen machenden Kükentötens weltweit Vorreiter sein und einen Meilenstein zur globalen Nachahmung setzen.
Quelle: ZDG