Die IFFA hat, so scheint es, die Corona Zeit gut überstanden. Die Gänge sind mit Fachbesuchern gut gefüllt und die Stimmung unter den Ausstellern ist ebenfalls positiv. Das keine russischen Firmen ausstellen, ist mir nicht negativ aufgefallen. Was aber auffiel, war das es nicht nur gute Maschinen aus Deutschland gibt, sondern zahlreiche große Firmen aus ganz Europa inklusive der osteuropäischen Länder und der Türkei auf der IFFA ausstellen...
Die IFFA hat, so scheint es, die Corona Zeit gut überstanden. Die Gänge sind mit Fachbesuchern gut gefüllt und die Stimmung unter den Ausstellern ist ebenfalls positiv. Dass keine russischen Firmen ausstellen, ist mir nicht negativ aufgefallen. Was aber auffiel, war das es nicht nur gute Maschinen aus Deutschland gibt, sondern zahlreiche große Firmen aus ganz Europa inklusive der osteuropäischen Länder und der Türkei auf der IFFA ausstellen. Gerade im Bereich der Innovationen sind uns die europäischen Nachbarn mindestens ebenbürtig.
Im Bereich der konventionellen Maschinen, wie Kutter, Wölfe, Mischer, Füllmaschinen und Rauchanlagen hat der deutsche Maschinenbau wirklich starke Konkurrenz wie beispielsweise Firma PSS aus der Slowakei, die Firma Nowicki aus Polen und zahlreiche andere Firmen bekommen.
Weiterhin, so mein Eindruck „spielt es den Maschinenherstellern fast in die Hände“, dass es immer weniger Mitarbeiter in der Fleischbranche gibt. Zahlreiche Innovationen beschäftigen sich mit Automatisierungstechnik, die immer weniger Mitarbeiter notwendig machen. Geblieben auf der IFFA ist der Fokus auf Industriebetriebe, auf großfertige Anwendungen.
So zeigt uns im folgenden Video die Firma Pintro aus Belgien, wie man mit Robotertechnik verschiedenste Spieße effektiv und schnell herstellen kann. Bratwurstschnecken, von jeher ein sehr individueller und aufwändiger Artikel werden hier nahezu vollkommen selbstständig von der Maschine gedreht, gespießt und in MAP Schalen eingelegt:
Die Firma Tipper Tie zeigt wie man selbst schwere und lange Würste bis zu 1,7 m und 10 Kilo Stückgewicht ohne menschliches Zutun in einer fast schon „atemberaubenden Geschwindigkeit“ auf Rauchwagen hängt: |
Die in Italien ansässige Firma INOX MECCANICA hat sich, wie kann es anders sein, auf eine effektive Schinkenproduktion spezialisiert. Fleischerzeugnisse ob roh oder gekocht in den verschiedensten Formen und Dimensionen, mit und ohne Netz, werden in wirklich gleichmäßige, slicerfähige Formen gebracht. Andere Hersteller, wie die Firma Bettcher kümmern sich um kleine Verbesserungen für ihre elektrischen Rundmesser. Stromsparende Motoren, wartungsfreie Antriebsstränge, feingliedrige Ersatzteilversorgung und ausgeklügelte Gewichtsverteilung für ein besseres Handling sind einige Neuigkeiten. Bei der Firma GEA, bekanntermaßen ein Branchenprimus, konnte ich ausgeklügelte Slicer Anlagen mit einer automatischen Zuführung des Stückguts und verbesserter Schneidetechnik beobachten. So sollen bei dem zu schneidenden Stückgut (natürlich etwas produktabhängig) im optimalen Falle weniger als 2 cm Endstücke anfallen.
Die holländische Firma Foodmate ist ein Spezialist für die Hähnchenzerlegung. Auf der IFFA hat sie eine Zerlegelinie für das Ausbeinen von Hähnchenbrüsten aufgebaut. Dabei werden nicht nur die Hähnchenbrustfilet voll automatisch ausgelöst, sondern als 1. die Haut entfernt, danach der an der oberen Brust sitzende Gabelknochen entfernt (um möglichst optimale Ausbeuten zu erzielen) und als Krönung noch das Brust Innenfilet von dem normalen Hähnchenbrustfilet getrennt. Das ist aus meiner Sicht schon wirklich eine hohe Kunst der Automatisierungstechnik.
Die Firma Seydelmann belegt, wie schon seit Jahren, viel Raum in der Halle 8. Ins Auge sticht eine Produktionslinie für die Brühwurstherstellung, die man fast schon als gigantisch bezeichnen kann. Die Linie soll zwischen 4-4,5 t/h Brät erzeugen. Hauptaugenmerk auf der Linie liegt in der Pufferung von Zwischenartikeln, um die Effizienz weiter zu steigern. In einem Mischer mit 2,8 t Fassungsvermögen, kann das Brät, während dem Mischvorgang über CO2 heruntergekühlt und zusätzlich Vakuum gezogen werden. Anschließend wird das Brät in eine Pufferwanne gefüllt, die den kompletten Mischer aufnehmen kann. Aus dieser Pufferwanne wird das Brät dann voll automatisch zum Durchlaufkutter gepumpt: |
Des Weiteren hat die Firma Seydelmann seit Neuestem einen Mischer im Portfolio, bei dem einfach der Kutterwagen in die Maschine hineingefahren wird und anschließend über Vakuum der Kutterwagen luftdicht verschlossen wird. Anschließend dreht sich der komplette Kutterwagen mehrfach um die eigene Achse sodass die Inhaltsstoffe in den Kutterwagen miteinander vermischt werden. Der Vorteil liegt dem geringeren Handling des Mischprozesses. Ob sich das ganze allerdings mit gebrauchten und leicht verzogenen Kutterwagen auch realisieren lässt, konnte mir niemand beantworten: |
Die Füll-Spezialisten wie die Firma Handtmann und die Firma Vemag haben sich beide sehr viel Messeplatz reservieren lassen. Im Fokus beider Firmen stehen komplette Fülllinien die im Bereich des hüllenlosen Füllens von Fleischerzeugnissen fast keine Wünsche mehr offen lassen. Egal welche Form, welche Länge, ob Kugeln, Paddies oder Riegel alles kann heutzutage hocheffizient über solche Füllmaschinen gefüllt werden. Bei der Firma GEA habe ich einen Kutter gesehen, der für vegane oder vegetarische Lebensmittel bereits modifiziert war. So verfügt diese Kutter außer der Vakuum-Einrichtung sowohl über die automatischen Zuführung von Stickstoff als auch von Speiseöl. Darüber hinaus wurden leichte Modifikationen an den Kuttermessern vorgenommen.
Die Firma Espera hat ein Kamerasystem vorgestellt, welches sowohl die Etiketten der Fertigpackungen als auch die komplette Packung am Ende des Bandes auf einen ordnungsgemäßen Zustand überprüft. Beanstandete Packungen werden automatisch ausgeschleust. Diese Kamerasysteme halten immer mehr Einzug in Fertigungslinien. So zeigte die Firma Weber einen Laserscanner, der die Abmessungen von nicht egalen = nativen Fleischerzeugnissen im 360° Winkel erfasst. Damit sollen die vorgegebenen Packungsgewichte deutlich gleichmäßiger erzielt werden.
Auch die Firma Graselli, bekannt durch die vertikalen und horizontalen Schneidsysteme für Frischfleisch, setzt solche Scanner ein, um die Ausmaße/Dimensionen der nativen Frischfleischartikel erfassen zu können und damit die Schnittstärken der einzelnen Scheiben besser zu steuern. Es gibt sowohl Laserscanner, LED-Scanner als auch XRAY-Scanner (Röntgenstrahlen). Letztere werden überwiegend im Bereich Qualitätssicherung eingesetzt, um alle möglichen Fremdstoffe in Packungen zu identifizieren. Solche Geräte sind in der Lage alle Stoffe herauszufinden, die kein Eiweiß enthalten: |
Ein weiterer Trend, der mir auch von verschiedenen Ausstellern bestätigt wurde, liegt darin, dass das Portfolio vieler Firmen immer größer wird. Die Vergrößerung des Angebotes wird oft dadurch erzeugt, dass einfach Firmen aufgekauft werden, die zu den eigenen bisherigen Artikeln passen. So wurde die Firma TVI von Multivac gekauft. Die isländische Firma Marel vergrößerte ihr Portfolio über den Zukauf der Firmen Maja und Treif. Das ist schon so weit fortgeschritten, dass die beiden letztgenannten Firmen auf den entsprechenden Maschinen gar nicht mehr erscheinen. Schade.
Multivac bietet eine Schlauchbeutel Maschine aus der eigenen Entwicklung an und vergrößert damit weiter ihr Warenangebot. Im Bereich der Traysealer macht Multivac mit den eigenen Maschinen der Firma Sealpac Konkurrenz. Diese wiederum Branchenführer im Bereich Traysealer versucht sich seit einigen Jahren auch im Bereich konventioneller Tiefziehverpackungsmaschinen. Oder man betrachte die Firma Bizerba ursprünglich großgeworden mit Aufschnittmaschinen und Waagen für das Fleischerhandwerk bietet sie neben den bekannten Produkten auchnoch Kammer-Vakuummaschinen, Qualitätssicherungsgeräte mit Xray-Technik, Abfüllsysteme und Logistiksysteme (Förderbandtechnik) an.
Bei der Firma Polyclip wurden zahlreiche Maschinentypen im Stromverbrauch optimiert. Bei 2 Maschinentypen den PDCA Clipautomaten wurde ein Etikettierungssystem implementiert, welches (festgemacht am Clip) außer dem Mindesthaltbarkeitsdatum noch sämtliche Inhaltsstoffe über QR-Code dargestellt werden können. Damit könne man sich quasi das Zusatzetikett auf den fertigen Würsten sparen. Allerdings setzt das voraus, dass ich einen QR-Code Scanner = Smartphone zur Verfügung habe: |
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Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Huber
(Autor bei fleischbranche.de / Unternehmensberater der Fleischwirtschaft)