Bereits im Oktober berichteten der Spiegel und die FAZ, dass in Großbritannien angefangen wurde auf den Bauernhöfen gesunde Schweine zu Keulen. Zuerst waren es nur wenige Hunderte. Am 30. November berichtete Agrar-heute schon von 16.000 Schweinen, die auf den Bauernhöfen Not geschlachtet werden mussten...
Bereits im Oktober berichteten der Spiegel und die FAZ, dass in Großbritannien angefangen wurde auf den Bauernhöfen gesunde Schweine zu Keulen. Zuerst waren es nur wenige Hunderte. Am 30. November berichtete Agrar-heute schon von 16.000 Schweinen, die auf den Bauernhöfen Not geschlachtet werden mussten. Heute berichtet die Welt von mittlerweile 30.000 Schweinen, die bislang in der Coronakrise notgeschlachtet wurden. Und warum das alles? Die britische Schweinezucht steht vor dem Kollaps, klagt die Branche. Denn in England fehlen ausländische Fachkräfte für die Schlachtung und Fleischverarbeitung. Britischen Schweinehöfen steht ein tristes Jahresende bevor. Gut 30.000 Tiere mussten in den vergangenen Wochen schon notgeschlachtet werden, sagte eine Sprecherin des Branchenverbandes National Pig Association (NPA). Die tatsächlichen Zahlen dürften deutlich höher liegen, da längst nicht alle Höfe die Notschlachtungen melden. „Die britische Schweinezucht steht vor dem Kollaps, denn der Mangel an Arbeitskräften beeinträchtigt unsere Möglichkeiten, die Zahl der Schweine zu verarbeiten, die wir schon auf den Höfen haben“, sagte NPA-Geschäftsführerin Zoe Davies.
Derzeit sei eine Besserung der Lage nicht in Sicht. Schon seit Monaten klagen Schweinezüchter, Bauern und Fleischverarbeiter in Großbritannien über fehlendes Personal für die Schlachtung. Auf knapp 15.000 Personen wird der Engpass in der Branche geschätzt. Unter anderem macht das neue Zuwanderungsregime seit dem Brexit zu schaffen. Zwei Drittel der rund 95.000 Angestellten in Schlachthäusern stammten in den vergangenen Jahren aus dem Ausland, viel davon aus der Europäischen Union. Doch die strengeren Zuwanderungsregeln machen den Zuzug für diese Berufsgruppe inzwischen fast unmöglich. Fehlende Arbeitskräfte haben auch in anderen Bereichen zu erheblichen Engpässen geführt. Insbesondere ein Mangel an Lkw-Fahrern beschäftigt das Land seit dem Sommer. Deswegen konnten beispielsweise im September für einige Zeit viele Tankstellen nicht mit Sprit versorgt werden.
Die Bauern können aber nicht einfach warten, bis sich die Schlachtsituation entspannt. Um die Vorgaben zu artgerechter Haltung nicht zu verletzen, dürfen sich nicht zu viele Schweine auf engem Raum drängen. Mit neu geborenen Ferkel stoßen immer mehr Höfe an die Grenzen und müssen daher notschlachten. Diese Tiere werden direkt auf den Höfen geschlachtet, das Fleisch entspricht nicht den Vorgaben für Lebensmittel und landet auf dem Müll. Immer mehr Bauern entscheiden sich angesichts der Probleme, das Geschäft aufzugeben, berichten Kollegen. „Emotional war das ein herausforderndes Jahr, finanziell ist es schmerzvoll“, sagte Kate Morgan, die in Yorkshire einen Schweinehof betreibt, der BBC.
Für die bisherigen Vorstöße der Regierung sei sie zwar grundsätzlich dankbar. Die Probleme auf den Höfen hätten sie indes kein bisschen abgemildert. Die Versorgung ist mit Schweinefleisch im Land ist weiter gesichert, auch dank Importen aus der EU. „Schon heute kommt 60 Prozent des Schweinefleischs, das im Vereinigten Königreich gegessen wird, aus der EU. Es wäre eine Farce, diese Zahl weiter steigen zu sehen, während mehr gesunde britische Schweine auf den Höfen gekeult werden und ihr Fleisch weggeworfen“, sagte Davies. Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/article235703066