Die Preise für Lebensmittel sind hoch und werden voraussichtlich noch weiter steigen. Die durchschnittlichen Teuerungen im Jahr 2022 reichten von 15 Prozent bei Kartoffeln und frischem Fisch bis zu 65 Prozent bei Sonnenblumen- und Rapsöl. Zieht man den Vergleich zum Juni 2021 fallen die Preisunterschiede noch höher aus...
Die Preise für Lebensmittel sind hoch und werden voraussichtlich noch weiter steigen. Die durchschnittlichen Teuerungen im Jahr 2022 reichten von 15 Prozent bei Kartoffeln und frischem Fisch bis zu 65 Prozent bei Sonnenblumen- und Rapsöl. Zieht man den Vergleich zum Juni 2021 fallen die Preisunterschiede noch höher aus. Die Gründe für Preissteigerungen sind unterschiedlich und manchmal auch nicht nachvollziehbar. Das hat auch ein Marktcheck der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) im März 2023 gezeigt.
Bei Gemüse und Obst ist Deutschland zum Beispiel stark auf Einfuhren aus anderen Ländern angewiesen. Bei Importware wie Salat, Tomaten, Paprika und Gurken ist der Preis in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Das liegt zum Teil auch an Missernten durch Extremwetter in den Lieferländern rund ums Mittelmeer. Die Kartoffelpreise waren nach der schlechten Ernte im Herbst 2022 fünf Monate lang angestiegen, sind mittlerweile aber wieder auf das übliche Niveau zurückgekehrt. Die Preise für Gemüse und Obst sind prozentual weniger gestiegen als die von tierischen Lebensmitteln und Pflanzenölen. Sie bewegen sich trotz Pandemie und Ukraine-Krieg größtenteils im Preiszyklus der Jahreszeiten.
Auch beim Getreide spielen Missernten in den Erzeugerländern eine Rolle für gestiegene Preise. Zudem orientieren sich diese an den Weltmärkten und Börsen, wo mit Weizen und Mais gehandelt bzw. spekuliert wird. Trotz fallender Preise wird bei Sonnenblumen- und Rapsöl voraussichtlich nicht das Niveau wie vor dem Ukraine-Krieg erreicht werden. Denn die hohen Energiepreise, vor allem von Treibstoffen, treiben die Erzeugungskosten in die Höhe. Mit höheren Kosten ist auch die Fleischerzeugung konfrontiert, welche diese zum Teil an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben hat. Es bleibt aber unklar, wie viel von den Mehreinnahmen tatsächlich bei den Erzeugerbetrieben ankommt. Denn laut einer Studie der Managementberatung Ebner Stolz hat vor allem der Lebensmittelhandel von den Preissteigerungen bei Fleisch- und Wurstwaren profitiert. Da sich die stark gestiegenen Energiekosten noch nicht komplett in den Verkaufspreisen niederschlagen, ist mit weiteren Preiserhöhungen zu rechnen.
Nicht erklärbar waren zum Beispiel die zeitweise sehr hohen Butterpreise. Die Verbraucherzentrale NRW vermutet, dass es sich hier um Mitnahmegewinne des Handels zum Nachteil der Verbraucherinnen und Verbraucher handelt. Ein Indiz dafür seien auch die seit Anfang 2023 wieder stark fallenden Preise. Neben den Mitnahmeeffekten in der Lebensmittelwertschöpfungskette und der Spekulation mit Rohstoffen, Dünger und Grundnahrungsmitteln verstärkt auch das Horten von Vorräten durch Unternehmen, Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie von Staaten wie China die Preissteigerungen. Insgesamt sei die Preisbildung von Lebensmitteln in hohem Maße intransparent und spekulativ.
Bio-Lebensmittel wurden von der Verbraucherzentrale NRW übrigens nicht berücksichtigt. Wie Marktdaten zeigen, haben sich diese nicht im selben Maße verteuert wie konventionell erzeugte Lebensmittel. Ein Grund dafür ist der vorgeschriebene Verzicht auf teuren Kunstdünger. Würden die positiven Auswirkungen des ökologischen Landbaus auf Klima und Umwelt bei der Preisbildung mit einbezogen, könnten Bio-Obst und -Gemüse sogar günstiger verkauft werden als konventionelle Ware.
Egal ob Bio oder nicht – Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich darauf einstellen, einen höheren Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel auszugeben. Dabei gilt es, besonders von Ernährungsarmut betroffene oder bedrohte Menschen im Blick zu behalten und zu unterstützen. Denn Preissteigerungen belasten Haushalte mit geringem Einkommen besonders stark, sodass sie sich eine gesundheitsförderliche Ernährung nicht (mehr) leisten können. Mittlerweile sind rund drei Millionen Menschen in Deutschland von Ernährungsarmut betroffen.
Melanie Kirk-Mechtel, www.bzfe.de