Mortagne, heimliche Hauptstadt der Rotwurst. Das kleine Städtchen Mortagne befindet sich im Süden der Normandie, im Département Orne, 170 Kilometer von Paris. Dort hat der Internationale Rotwurstwettbewerb mit Einsendungen aus aller Welt schon seit über 50 Jahren eine lange Tradition. Jedes Jahr versammeln sich passionierte Fleischer, örtliche Prominenz und Blutwurstliebhaber, um den roten Ring zu analysieren...
Mortagne, heimliche Hauptstadt der Rotwurst. Das kleine Städtchen Mortagne befindet sich im Süden der Normandie, im Département Orne, 170 Kilometer von Paris. Dort hat der Internationale Rotwurstwettbewerb mit Einsendungen aus aller Welt schon seit über 50 Jahren eine lange Tradition. Jedes Jahr versammeln sich passionierte Fleischer, örtliche Prominenz und Blutwurstliebhaber, um den roten Ring zu analysieren, regionale Unterschiede zu beurteilen und nach besonderer Qualität zu bewerten. Mitte März dieses Jahres machte sich auch Fleischermeister Daniel Otte aus Schönhagen auf den Weg in die Normandie, eingeladen von der Bruderschaft der Blutwurstritter, um in der Jury für die französischen Produkte mitzuwirken. "Es gibt zahlreiche Unterschiede bei den Rezepturen, den regionalen Eigenheiten sowie in der Optik und in der Konsistenz der Produkte. Eine ganze Halle voller Wursteinsendungen, wo bekommt man schon so viel fachbezogenes Wissen präsentiert?", so Otte. "Handwerk, Tradition, Kreativität: Diese besonderen Eigenschaften besitzen auch in unserem Nachbarland große Bedeutung", meint er.
Bei seiner mehrtägigen Unterbringung achtete Bernadette Mousset, die für die Auslandskorrespondenz zuständig ist, auf fachliche Betreuung. Untergebracht war Daniel Otte für vier Tage bei dem ehemaligen Fleischer-Ehepaar Jean-Claude und Élisabeth Hameau, das bereits zu seiner aktiven Wirkungszeit vielen Lehrlingen die traditionelle Boudin-Herstellung beibrachte. Ein gemeinsamer Ausflug in französische Fachgeschäfte sowie ein Besuch des Ausbildungszentrums in Alençon standen auf dem Programm. In Frankreich unterscheidet man zwei Fachgeschäfte, in einer „Charcuterie “ gibt es Schweinefleisch, Wurst und Geflügelprodukte, in einer „Boucherie“ alle anderen Fleischsorten. Jean-Claude Hameau zeigt dort in der Berufsschule noch regelmäßig den Schülern die handwerkliche Herstellung der örtlichen Rotwurstspezialität : "1/3 Zwiebeln, 1/3 Speck, 1/3 Blut, die anderen Zutaten sind Betriebsgeheimnisse", betont er gerne voller Stolz. In vielen Gesprächen wurde allen Beteiligten deutlich, dass die beiden Länder einige Unterschiede, aber auch viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Eine weitere Zusammenarbeit zwischen den französischen Wurstliebhabern und Daniel Otte wird angestrebt. "Unsere Unterhaltungen waren herzlich, tiefgründig und lehrreich", stellt der Fleischermeister aus dem Solling fest. Sprachliche Barrieren gab es kaum, da er während seiner Schulzeit schon gerne Französisch sprach und bereits seit mehreren Jahren dieses Wissen in der Volkshochschule in Uslar festigt.
Die Kursleiterin Brigitte Baumgartner, die selbst aus der Normandie stammt, sowie ihr Mann Manfred Baumgartner, pensionierter Französischlehrer am Gymnasium Uslar, standen ihm bei seiner Reise stets hilfreich zur Seite. Ottes Mühen haben sich gelohnt: Eine Auszeichnung in Gold für seine deutsche Rotwurst, die es auch in seinem Hofladen zu kaufen gibt, sowie eine Bronze- Urkunde für die Blutwurst nach französischer Art. Großes Lob erntete er auch vom Grand-Maître Jean-Claude Gotteri, der die Leitung der Bruderschaft hat, da erstmals ein deutscher Fleischer die Jury für französische Produkte bereicherte. Somit stand dieses Treffen nicht nur im Zeichen eines Austauschs des Handwerks, sondern trug auch persönlich zur Festigung der deutsch-französischen Freundschaft bei. Wer eine Blutwurst französischer Art („Boudin noir“) probieren möchte, kann diese jetzt auch in dem kleinen Hofladen in Schönhagen kaufen. Die Fleischerei von Daniel Otte ist nach den Corona-Lockerungsmaßnahmen wieder regelmäßig geöffnet. Mehr Informationen unter www.bauer-otte.de