Ich kann. Ich will. Ich werde... neue Wege in der Ernährungskommunikation gehen. So ließe sich das Ursprungsmotto des 2. BZfE-Forums am Ende eines inspirierenden Tages mit Blick auf die Multiplikatoren umformulieren...
Ich kann. Ich will. Ich werde... neue Wege in der Ernährungskommunikation gehen. So ließe sich das Ursprungsmotto des 2. BZfE-Forums am Ende eines inspirierenden Tages mit Blick auf die Multiplikatoren umformulieren. Dazu regen nicht zuletzt die Worte von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner an: „Ernährungskompetenz will gelernt sein – ein Leben lang und mit neuen digitalen Mitteln der Ernährungskommunikation“, motivierte die Ministerin in ihrer Eröffnungsrede die rund 400 Tagungsteilnehmer in Bonn, die auf die Einladung des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) gekommen waren. Heute spielen das Internet und die sozialen Medien eine nie da gewesene Rolle, um sich über Essen und Trinken zu informieren oder eigene Botschaften und Meinungen dazu in die Welt zu schicken. Nicht immer sind solche Aussagen seriös. „Mir ist aber wichtig, dass Klarheit und Wahrheit das bestimmende Prinzip in der Ernährungskommunikation werden! Und deshalb ist es gut, dass es Akteure wie das Bundeszentrum für Ernährung gibt“, betonte Klöckner.
Vor welchen Herausforderungen solche neuen Wege im digitalen Zeitalter stehen, erläuterte Professor Gunther Hirschfelder von der Universität Regensburg: „Die Zeit der Schautafeln und Ernährungskreise ist vorbei. Wir müssen zielgruppengerechten Content produzieren, mit dem wir zum Beispiel Jugendliche besser erreichen. Dafür müssen wir uns als erstes mit deren Sprache auseinandersetzen und signalisieren, dass wir ein grundsätzliches Verständnis für ihre Bedürfnisse haben.“ Finden junge Menschen die Informationen der offiziellen Ernährungsinstitutionen dagegen langweilig oder sehen sich gar mit Verboten und Geboten konfrontiert, suchen sie sich lieber andere Quellen. Die finden sie oft bei reichweitenstarken YouTubern oder Instagrammern, die sich ohne jeglichen fachlichen Hintergrund zu Ernährungsfragen äußern. Hier gilt es, Kinder und Jugendliche mit der nötigen Kompetenz auszustatten, damit sie richtig und falsch auseinanderhalten können. Und hier gelte es, sich selber Schritt für Schritt an deren Bedürfnisse anzupassen, ohne sich anzubiedern, so Kulturwissenschaftler Hirschfelder, denn: „Wir sind die besseren Informationskanäle!“
Auch für alle anderen Lebensphasen braucht es eine lebenslange Ernährungsbildung auf dem Weg zu mehr Ernährungskompetenz. Dabei sieht Bundesministerin Klöckner vor allem zwei wichtige Zielgruppen: „Wir wissen, dass die ersten 1.000 Tage eines Kindes unglaublich wichtig sind. Aber wir müssen auch die Ernährung im Alter besser in den Blick nehmen.“ Um die richtigen Weichen für eine gute Ernährung vom ersten Tag der Schwangerschaft bis zum Start in der Kita richtig zu stellen, ist auf Initiative des BMEL das Netzwerk „Gesund ins Leben“ entstanden. Das hat mittlerweile viele wissenschaftlich fundierte, aber vor allem alltagstaugliche Beratungsmaterialien entwickelt, um Eltern aller Bildungsschichten in ihrer Ernährungskompetenz zu stärken.
Wie wichtig der Fokus auf ältere Menschen ist, bestätigte Professor Holger Hassel von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg: „Seniorinnen und Senioren fällt es oft schwer, vertrauenswürdige Ernährungsinformationen zu finden und diese bei ihren alltäglichen Gewohnheiten, wie beim Einkaufen oder der Zubereitung von Lebensmitteln, umzusetzen.“ Studien zeigen jedoch, wie gut sich die Ernährungskompetenz auch noch in fortgeschrittenem Alter fördern lässt. Dabei seien soziale Kontakte und die Berücksichtigung individueller Essbiografien wesentliche Motoren. Zu guten Ergebnissen führte beispielsweise ein Mehrgenerationenprojekt, in dem Jugendliche und ältere Menschen dank wechselseitiger Expertenfunktionen bestens voneinander profitierten.
Abschließend verriet Dr. Margareta Büning-Fesel, dass man gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) an einer neuen Idee arbeite, um die breite Öffentlichkeit auf einfachste Weise zu einer ausgewogenen Ernährung zu motivieren. „Schließlich essen wir nicht von Ernährungspyramiden“, so die Leiterin des BZfE. Büning-Fesel resümierte: „Die Ernährungskommunikation muss neu gedacht werden. Ernährungsempfehlungen müssen noch einfacher werden, wir müssen mit unseren Empfehlungen alltagstauglich sein.“ Und wer beim 2. BZfE-Forum nicht dabei sein konnte, der hat nächstes Jahr eine neue Chance, denn die gemeinsamen Vorbereitungen für die dritten Bonner Ernährungstage im Jahr 2019 haben zusammen mit der DGE bereits begonnen.
Gabriele Freitag-Ziegler, www.bzfe.de