„Seit Jahrzehnten haben Agrarpolitik und Agrarwirtschaft die Konkurrenzfähigkeit auf den globalen Agrarmärkten zum Leitbild erhoben. Die Folge sind Niedrigstpreise und das wirtschaftliche Aus für handwerkliche Lebensmittelverarbeiter und bäuerliche Betriebe...

Berlin, Februar 2020. Vorgestern fand das Treffen mit dem Handel im Bundeskanzleramt statt. Der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, kommentiert: „Seit Jahrzehnten haben Agrarpolitik und Agrarwirtschaft die Konkurrenzfähigkeit auf den globalen Agrarmärkten zum Leitbild erhoben. Die Folge sind Niedrigstpreise und das wirtschaftliche Aus für handwerkliche Lebensmittelverarbeiter und bäuerliche Betriebe. Dieser Niedergang lässt sich nicht mit Appellen an Konsumenten und den Handel aufhalten, doch bitte höhere Preise zu entrichten. Denn sie verhallen auf Märkten mit anonymer Massenware ohne jede Wirkung.

Um das zu verändern braucht es ein Umsteuern: Politik und Lebensmittelwirtschaft müssen sich neu orientieren hin zu einer Qualitätsstrategie bei Lebensmitteln.

Wie das gelingen kann, zeigt eine stetig wachsende Anzahl von Kundinnen und Kunden die bereit ist, für Qualität ebenso wie für gute Bedingungen bei der Herstellung angemessene Preise zu bezahlen. Sie greifen zu Bio-Lebensmitteln – oder auch zu fair gehandelten Produkten. Wenn wie bei Bio erkennbar ist, dass bei der Erzeugung auf den Schutz von Umwelt, Tieren und Klima geachtet wird und gleichzeitig Vertrauen herrscht, dass der Einkauf der Existenzsicherung bäuerlicher Betriebe dient, sind auch höhere Preise durchsetzbar.

Politik kann Rahmenbedingungen schaffen, dass die Qualität der Erzeugung ansteigt – worauf wir alle angesichts der Krisen um Biodiversität, Klima oder Wasser ohnehin angewiesen sind. Sie muss allerdings dafür sorgen, dass eine heimische Qualitätsproduktion durch einen wirksamen Außenhandelsschutz bewahrt wird – aktuell muss das bei Mercosur geschehen. Die Überlegungen in der EU solche Instrumente im Rahmen des „New Green Deal“ anzuwenden, eröffnen eine Chance, die wahrgenommen werden muss. Zusätzlich müssen Förderinstrumente dafür eingesetzt werden, ökologische und regionale Lebensmittelverarbeitung zu stärken.

Wie ein fairer Umgang innerhalb der Wertschöpfungskette gelingen kann zeigen viele Lebensmittelverarbeiter und Händler der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft. Mit langfristig verlässlichen Lieferverträgen und der gemeinsamen Entwicklung hoher Qualitätsstandards sorgen sie für wirtschaftliche Stabilität und sichere Arbeitsplätze in ländlichen Regionen.“

Der BÖLW ist der Spitzenverband deutscher Erzeuger, Verarbeiter und Händler von Bio-Lebensmitteln und vertritt als Dachverband die Interessen der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland. Mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken werden jährlich von über 40.000 Bio-Betrieben 10.91 Mrd. Euro umgesetzt. Die BÖLW-Mitglieder sind: Arbeitsgemeinschaft der Ökologisch engagierten Lebensmittelhändler und Drogisten, Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller, Bioland, Biokreis, Biopark, Bundesverband Naturkost Naturwaren, Demeter, Ecoland, ECOVIN, GÄA, Interessensgemeinschaft der Biomärkte, Naturland, Reformhaus®eG und Verbund Ökohöfe.

https://www.boelw.de/

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