Grenzwerte für Wurst im Grunde nicht nötig
Für Fleischerzeugnisse, die mit gesundheitsbezogenen Angaben bezeichnet werden, dürfen nach Ansicht der EU-Kommission in Zukunft die Grenzwerte von 700 Milligramm Natrium und 5 Gramm ungesättigte Fettsäuren pro 100 Gramm Ware nicht überschritten werden. Der Deutsche Fleischer-Verband hat die Festlegung von Grenzwerten nun in einer Stellungnahme gegenüber dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie den zuständigen Stellen bei der Europäischen Union als realitätsfern abgelehnt.
Grenzwerte für Wurst im Grunde nicht nötig
Für Fleischerzeugnisse, die mit gesundheitsbezogenen Angaben bezeichnet werden, dürfen nach Ansicht der EU-Kommission in Zukunft die Grenzwerte von 700 Milligramm Natrium und 5 Gramm ungesättigte Fettsäuren pro 100 Gramm Ware nicht überschritten werden. Der Deutsche Fleischer-Verband hat die Festlegung von Grenzwerten nun in einer Stellungnahme gegenüber dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie den zuständigen Stellen bei der Europäischen Union als realitätsfern abgelehnt.
Sollten die zurzeit in Brüssel diskutierten Grenzwerte für Natrium und gesättigte Fettsäuren Wirklichkeit werden, befürchtet der Deutsche Fleischer-Verband eine unverhältnismäßige Brandmarkung von traditionellen Fleischerzeugnissen. Den mit 700 Milligramm Natrium pro 100 Gramm Ware angesetzten Wert bewerten die Verbandsvertreter als willkürlich festgesetzt und unbegründet.
„Es besteht für diesen Wert absolut keine sachliche Notwendigkeit. Uns liegen keine Daten vor, die die Festlegung auf 700 mg Na begründen“, erläutert DFV-Hauptgeschäftsführer Martin Fuchs. Bei dem derzeit vorgesehenen Wert würden 80 Prozent der traditionellen Fleisch und Fleischerzeugnisse die Verwendung gesundheitsbezogenen Angaben dauerhaft verwehrt bleiben. Fuchs befürchtet mittelfristig eine Beeinträchtigung der traditionellen Herstellung von Fleischerzeugnissen: „Nach der Einführung eines Grenzwertes löst eine Überschreitung desselben beim Verbraucher automatisch Warnsignale aus.“ Ein Verzicht auf traditionelle Fleischerzeugnisse zugunsten von technologisch oder mit Zusatzstoffen behandeltem „Designerfood“ sei zu befürchten.
Für den DFV steht nicht weniger als gute Ruf der deutschen Wurst auf dem Spiel. Fleisch und Fleischerzeugnisse stellen anerkanntermaßen eine der wesentlichen Eiweißquellen für die menschliche Ernährung dar und enthalten eine Reihe lebensnotwendiger Vitamine. „Wenn es nach dem Willen der Kommission geht, dürften wir Aussagen wie diese in Zukunft nicht mehr treffen“, bewertet Fuchs die Situation.
Der DFV verweist überdies auf die technologische Bedeutung von Salz bei der Herstellung von Brüh- und Rohwürsten sowie bei Roh- und Kochschinken. DFV-Geschäftsleiter Dr. Wolfgang Lutz: „Salz ist bei Rohwurst nicht nur für den Geschmack sondern vor allem auch für die mikrobiologische Stabilisierung zwingend erforderlich und verhindert bekanntermaßen das Wachstum krankheitserregender Keime.“ In den letzten Jahren sind die Salzgehalte deutscher Fleischerzeugnisse im Durchschnitt um etwa zehn Prozent verringert worden. Eine weitere Verringerung der Salzwerte führt nach Aussagen des DFV-Experten zu erheblichen gesundheitlichen Risiken. Eine weitere Reduktion sei im Rahmen der traditionellen, handwerklichen Produktion aus technologischen, sensorischen und aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes nicht möglich.
Wenn schon Grenzwerte festgelegt werden, dann sollten diese sich nicht an Phantasiewerten sondern an den tatsächlichen Verzehrsmengen orientieren. „Nach Literaturangaben werden beim Verzehr von Fleischerzeugnissen durchschnittlichen 830 mg Na aufgenommen. Dies entspricht lediglich 35 Prozent der empfohlenen Tagesdosis“, argumentiert Lutz. Damit sei, um den Salzgehalt in Fleischerzeugnissen insgesamt zu verringern, im Grunde genommen eine Festlegung von Grenzwerten für Natrium nicht zielführend. Im Gegenteil: Bei der Produktion von Fleischerzeugnissen wird in aller Regel Jodsalz verwendet. Damit wird die für den Menschen erforderliche Jodaufnahme deutlich gesteigert.
Auch der angestrebte Grenzwert für gesättigte Fettsäuren in Fleischerzeugnissen stößt bei den Experten in Frankfurt auf Unverständnis. Hier schlägt die Kommission unterschiedliche Grenzwerte für Fleisch und Käse vor. Dies sei nicht nachvollziehbar und vollkommen unbegründet. „Bei Fisch und Käse liegt die angestrebte Obergrenze für ungesättigte Fettsäuren bei 10 Gramm je 100 Gramm, bei Fleischerzeugnissen bei nur fünf Gramm. „Warum das so ist, konnte uns keiner erklären“, erläutert Lutz. Der DFV fordert einen einheitlichen Grenzwert von 10 g gesättigten Fettsäuren pro 100 g Erzeugnis. Hier zeige sich die ganze Willkür der Brüsseler Bürokraten, so Lutz. „Mir erschließt sich einfach nicht, warum Wurstnur halb so gesund sein soll wie Käse.“
Quelle: Frankfurt am Main [ dfv ]