Bündnis 90 / Die Grünen fordert nach einem Fachgespräch „Mehr Tierschutz für Nutztiere – Alternativen zur Ferkelkastration ohne Betäubung“ schnell eine Änderung der Situation in Deutschland. Ulrike Höfken, Sprecherin für Ernährungspolitik und Verbraucherfragen erklärt hierzu:
Bündnis 90 / Die Grünen fordert nach einem Fachgespräch „Mehr Tierschutz für Nutztiere – Alternativen zur Ferkelkastration ohne Betäubung“ schnell eine Änderung der Situation in Deutschland. Ulrike Höfken, Sprecherin für Ernährungspolitik und Verbraucherfragen erklärt hierzu:
20 Millionen Ferkel werden in Deutschland kastriert, damit deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern der Fleischkonsum nicht durch den Ebergeruch verdorben wird. Allerdings findet die Kastration ohne Betäubung statt und ist somit für die Tiere mit erheblichen Schmerzen verbunden. Die Verankerung des Tierschutzes im Grundgesetz und das deutsche Tierschutzgesetz verlangen, dass Tieren ohne vernünftigen Grund keine Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügt werden dürfen. Zu Recht legen Tierschützer, Tierärzte, Verbraucherschutzorganisationen, Teile des Handels sowie Verbände, die die artgerechte Tierhaltung unterstützen, hier ein Veto ein. Außerhalb von Deutschland wird die schmerzfreie Ferkelkastration schon wesentlich intensiver und ergebnisorientierter diskutiert beziehungsweise praktiziert.
Die Schweiz verbietet die betäubungslose Kastration ab 2010. Hier soll den Ferkeln mit Hilfe einer Betäubungsmaske der Schmerz genommen werden. In Norwegen ist die Kastration unter Betäubung bereits seit 2003 gängige Praxis, ab 2009 wird das Kastrieren dort gänzlich verboten. Die niederländischen Supermarktketten wollen ab dem nächsten Jahr kein Fleisch von betäubungslos kastrierten Tieren mehr anbieten.
Die EU-Kommission hat bereits eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich konkret mit der Umsetzung des Verbots betäubungslosen Kastrierens beschäftigt. Auch erarbeitet sie zurzeit Vorschläge, welche praxistauglichen Alternativen zur Kastration angewendet werden können.
In Deutschland setzen der Tierschutzbund und der Neuland-Verein für artgerechte Tierhaltung Maßstäbe mit ihrer Kampagne für die Kastration unter Betäubung und stoßen damit auf großes Verbraucherinteresse. Auch die "Impfstoffe" sind bereits marktreif. Viele Aspekte werden im Fachgespräch diskutiert: die Wirtschaftlichkeit, die Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher, die Anwendungsmöglichkeiten der Marktverfahren, die tierärztliche Sicht, die Kennzeichnung.
Fazit: Der Zeitpunkt für die Bundesregierung zu handeln, ist längst da, auch wenn noch nicht alle Alternativen zur betäubungslosen Kastration geklärt sind.
Wir fordern die Bundesregierung und Minister Seehofer auf:
- die Ausnahmeregelung zur Erlaubnis der betäubungslosen Ferkelkastration im Tierschutzgesetz bei angemessenen Übergangsfristen zu streichen;
- sich auf EU-Ebene aktiv für die Festsetzung eines endgültigen Verbots des betäubungslosen Kastrierens mit einer praktikablen Übergangsfrist einzusetzen;
- die praxistauglichen Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration schnellstmöglich in der Praxis einzuführen;
- eine entsprechende Verbraucheraufklärung sowie Beratung der Landwirte zu fördern;
- die Züchtung und Ressortforschung durch entsprechende Förderprogramme zu unterstützen, um zukünftig auf die Kastration verzichten zu können;
Im Herbst werden wir einen Antrag zum Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration und die Unterstützung geeigneter Alternativen in den Deutschen Bundestag einbringen. Die Diskussion mit den Fachleuten werden wir fortsetzen.
Quelle: Berlin [ Ulrike Höfken ]