Das Fettsäuremuster hat in den letzten Jahren großes Interesse erlangt, weil dem Anteil ungesättigter Fettsäuren u. a. in Hinblick auf kardiovaskuläre Erkrankungen positive Wirkung beigemessen wird. Die Pansenverdauung zerlegt aber den größten Anteil der langkettigen Fettsäuren, die im Futtermittel enthalten sind, zu den kurzkettigen, flüchtigen Fettsäuren. Aus diesen werden dann sekundär die körpereigenen längerkettigen Fettsäuren synthetisiert. Daher haben im Wiederkäuerfett die gesättigten Fettsäuren, die aus der Eigensynthese stammen, einen relativ hohen, die langkettig ungesättigten aber einen besonders niedrigen Anteil.
Quelle: Animal Science Journal (2002) 73, 191-197.Das Fettsäuremuster hat in den letzten Jahren großes Interesse erlangt, weil dem Anteil ungesättigter Fettsäuren u. a. in Hinblick auf kardiovaskuläre Erkrankungen positive Wirkung beigemessen wird. Die Pansenverdauung zerlegt aber den größten Anteil der langkettigen Fettsäuren, die im Futtermittel enthalten sind, zu den kurzkettigen, flüchtigen Fettsäuren. Aus diesen werden dann sekundär die körpereigenen längerkettigen Fettsäuren synthetisiert. Daher haben im Wiederkäuerfett die gesättigten Fettsäuren, die aus der Eigensynthese stammen, einen relativ hohen, die langkettig ungesättigten aber einen besonders niedrigen Anteil.
Einen neuen, auf den ersten Blick kurios anmutenden Versuch, das Verhältnis zugunsten der ungesättigten Fettsäuren zu verschieben, unternahmen K. HORIGUCHI und T. TAKAHASHI von der Yanagata University, Yanagataken, Japan (Effect of ruminal dosing of mechanical stimulating brush on carcass characteristics and fatty acid composition of dressed carcass fat in fattening Holstein steers fed with high-concentrate diets – Intraruminale Applikation einer mechanisch stimulierenden Bürste und der Effekt auf die Schlachtkörpercharakteristika sowie die Fettsäurezusammensetzung von Abschnittfetten bei Mastochsen der Rasse Schwarzbunte unter Kraftfutterration). Sie applizierten mit einer Schlundsonde an 4 Ochsen (Schwarzbunte, intensives Mastverfahren mit hohem Kraftfutteranteil) im Alter von zwölf Monaten je drei spezielle Plastik-Bürsten („Rumen Faibu”) zur mechanischen Stimulierung der Pansenschleimhaut. Die Versuchshypothese geht davon aus, dass durch die Stimulierung die Passagegeschwindigkeit des Panseninhalts künstlich erhöht wird. Die höhere Passagegeschwindigkeit ihrerseits soll dazu führen, dass ein größerer Anteil der aufgenommenen Fettsäuren unverändert in den hinteren Magen-DarmTrakt gelangt und dort, wie etwa beim Schwein, direkt in den Körperstoffwechsel übertritt. Als Kontrollgruppe wurden 4 Ochsen ohne Pansen-Bürste, aber mit sonst identischen Mastbedingungen herangezogen.
Im Schlachtkörperwert gibt es zwischen beiden Gruppen keinen Unterschied, auch die Zusammensetzung der Teilstücke und speziell der intramuskuläre Fettgehalt sind in beiden Gruppen gleich. Erst die Analyse der Fettsäuren zeigt, dass die Versuchsanstellung einen Effekt hat. In allen Fettkompartimenten führt die Behandlung mit der Ruminalbürste zu einer signifikanten Erhöhung des Anteils der Linolsäure (C18:2). Dabei zeigt das Subkutanfett die geringste Veränderung, die übrigen Fettsäuren bleiben hier nahezu unbeeinflusst. Im Nierenfett, im Rippenfett und im intramuskulären Fett ist zusätzlich der Anteil der Ölsäure (C18:1) signifikant erhöht. Der Anteil der stärker ungesättigten Linolensäure (C18:3) bleibt durch die Behandlung jedoch unbeeinflusst.
Um den Primärursachen des Effektes näher zu kommen, wurde ergänzend das Verhalten der flüchtigen Fettsäuren im Pansen untersucht. Tatsächlich ist die Gesamtmenge der flüchtigen Fettsäuren bei Behandlung mit der Ruminal-Bürste (insbesondere 48 h nach Fütterung) stark erniedrigt. Dabei geht die Erniedrigung auf die Essig- und die Buttersäure zurück, während die Propionsäure in der Versuchsgruppe sogar erhöht ist. Dies deutet zuverlässig auf eine erhöhte Passage-Rate des Panseninhalts hin, bei längerer Verweildauer wäre mit erhöhtem Anteil der Essigsäure zu rechnen. Damit wird nahe gelegt, dass der gefundene Effekt der Erhöhung des Anteils der Linolsäure im Körperfett als Sekundäreffekt der erhöhten Passagerate auftritt: Es gelangt durch die Pansenstimulierung mehr unverdaute Linolsäure in den allgemeinen Stoffwechsel als bei unbehandelten Tieren.
Die erzielte Erhöhung des Linolsäureanteils um etwa die Hälfte kann durchaus als bedeutend gewertet werden. Dies gilt umso mehr als die hier verwendete Ration (Kraftfutter/Heu) für die Fragestellung der Untersuchung nicht die optimalen Verhältnisse bieten dürfte (höherer Anteil ungesättigter Fettsäuren in Weidefutter). Immerhin lassen die erzielten Ergebnisse eine Einschätzung zu, wie weit überhaupt das Fettsäuremuster mit Maßnahmen der Pansenstimulierung verändert werden kann. Dies erlaubt auch Rückschlüsse auf den mechanischen Effekt der Raufütterung. Ob das eigentliche Verfahren der Ruminal-Bürste allerdings unter deutschen Bedingungen sinnvoll eingesetzt werden kann, sei dahingestellt.
Quelle: Kulmbach [ BRANSCHEID ]