EUROFORUM-Konferenz "RFID 2005" - Was bringt der Daten-Chip für Unternehmen - Wie ist die Technologie im gesellschaftlichen Umfeld zu bewerten
Vor rund 140 Teilnehmern sprachen über 40 Experten auf der EUROFORUM-Konferenz "RFID 2005" vom 22. bis 24. November 2004 in Frankfurt über Standards, Trends und Innovationen der Transponder-Technologie RFID. 35 % Fehlerquote bei manueller DatenerfassungProf. Elgar Fleisch (Leiter des Instituts für Technologiemanagement, Universität St. Gallen; Co-Chair Auto-ID Labs & M-Lab, Professor für Technologiemanagement an der ETH Zürich) stellte operative und strategische Nutzenpotenziale aus BWL-Sicht vor und erläuterte verschiedene Gründe, die für einen RFID-Einsatz sprechen, zum Beispiel: Out-of-Stock-Situation im Handel, Diebstahl-Sicherung und Waren-Rückverfolgbarkeit. Fleisch führte an, dass durch manuelle Einträge im Warenwirtschaftssystem bis zu 35 Prozent der Zahlen falsch seien, hier lohne der RFID-Einsatz , um diese Fehlerquote zu reduzieren. Die flächendeckende Umstellung von Barcode auf RFID werde nach Einschätzung von Fleisch allerdings genauso lange dauern wie die Einführung des Barcodes: rund 30 Jahre. Eine schnelle Amortisierung sieht er in geschlossenen Kreisläufen, zum Beispiel beim Asset Tagging. Der Einsatz von RFID sei nur sinnvoll, wenn die Kosten günstiger sind als Konkurrenztechnologien, meinte der Wirtschaftsinformatiker weiterhin. Er gehe langfristig von einer Vernetzung aller Objekte in der realen Welt aus und spricht in dem Zusammenhang vom "Internet der Dinge". Die Einführung des elektronischen Produktcode EPC sei allerdings eine wesentliche Voraussetzung für die umfassende Vernetzung.
EUROFORUM-Konferenz "RFID 2005" - Was bringt der Daten-Chip für Unternehmen - Wie ist die Technologie im gesellschaftlichen Umfeld zu bewerten
Vor rund 140 Teilnehmern sprachen über 40 Experten auf der EUROFORUM-Konferenz "RFID 2005" vom 22. bis 24. November 2004 in Frankfurt über Standards, Trends und Innovationen der Transponder-Technologie RFID.35 % Fehlerquote bei manueller Datenerfassung
Prof. Elgar Fleisch (Leiter des Instituts für Technologiemanagement, Universität St. Gallen; Co-Chair Auto-ID Labs & M-Lab, Professor für Technologiemanagement an der ETH Zürich) stellte operative und strategische Nutzenpotenziale aus BWL-Sicht vor und erläuterte verschiedene Gründe, die für einen RFID-Einsatz sprechen, zum Beispiel: Out-of-Stock-Situation im Handel, Diebstahl-Sicherung und Waren-Rückverfolgbarkeit. Fleisch führte an, dass durch manuelle Einträge im Warenwirtschaftssystem bis zu 35 Prozent der Zahlen falsch seien, hier lohne der RFID-Einsatz , um diese Fehlerquote zu reduzieren. Die flächendeckende Umstellung von Barcode auf RFID werde nach Einschätzung von Fleisch allerdings genauso lange dauern wie die Einführung des Barcodes: rund 30 Jahre. Eine schnelle Amortisierung sieht er in geschlossenen Kreisläufen, zum Beispiel beim Asset Tagging. Der Einsatz von RFID sei nur sinnvoll, wenn die Kosten günstiger sind als Konkurrenztechnologien, meinte der Wirtschaftsinformatiker weiterhin. Er gehe langfristig von einer Vernetzung aller Objekte in der realen Welt aus und spricht in dem Zusammenhang vom "Internet der Dinge". Die Einführung des elektronischen Produktcode EPC sei allerdings eine wesentliche Voraussetzung für die umfassende Vernetzung.
Applikationen hinken hinter her
Mark Roberti ( Herausgeber des RFID-Journal) nannte die aus seiner Sicht wichtigsten Gebiete für den RFID-Einsatz: Supply Chain / Logistik, Asset Management, Manufacturing und Sicherheit. Als Produktinnovation erwähnte er das Handy von Nokia, dessen Hülle mit einem RFID-Reader ausgestattet sei und durch das Anwendungen in der Near Field Communication zum Einsatz kommen solle. Zurzeit stehe dafür allerdings noch keine Applikation zur Verfügung. Roberti geht weiterhin davon aus, dass bereits im nächsten Jahr auf hochwertigen Gütern wie Notebooks, Druckern etc. RFID-Tags eingesetzt werden.
Rückverfolgbarkeit verbessert
Christoph Pelich (Leiter Entwicklung VisuM-Middleware, Volkswagen) stellte den Einsatz von RFID im Behältermanagement vor. Seit 2000 seien 13 000 Behälter mit Transponder-Tags ausgestattet. Bei zukünftigen Fertigungen sei geplant, bereits 80 000 Behälter damit zu versehen. Durch die bessere Verfolgbarkeit der Behälter konnten Kosten gespart und Prozesse optimiert werden und so habe sich der Einsatz nach zwei Jahren bereits amortisiert, erklärte Pelich. Der Konzern entschied sich für aktive RFID-Transponder im Bereich 868 Mhz, da 13, 56 Mhz zur Kollision mit dem hauseigenem WLAN führte.
Metro fährt noch parallel
Dr. Gerd Wolfram (Division Management IT-Strategy, MGI Metro Group Information Technology) erläuterte den Stand der Dinge im Pilotprojekt mit 20 Zulieferern.Bei diesen seien bereits alle Paletten mit RFID ausgestattet, allerdings werde parallel auch der Barcode noch eingesetzt, da es noch zu technischen Problemen komme, zum Beispiel bei der Programmierung der Tags. Ziel sei es im nächsten Jahr 100 Zulieferer auf RFID umgestellt zu haben. Nächstes Jahr sei weiterhin Phase 2 des Roll out geplant, führte Wolfram aus. Das bedeute, dass alle Kartons mit Tags der EPC-Generation 2 ausgestattet werden, allerdings seien diese zurzeit noch nicht lieferbar.
Endverbraucher besser aufklären
Johannes Baumgärtner (Konzern-Datenschutzbeauftragter, Unilever Deutschland) merkte zum Thema Datenschutz und Akzeptanz beim Endkunden an, dass bestehende Gesetze ausreichten, aber eine Aufklärung durch Industrie und Handel notwendig sei. Die letzte Entscheidung über RFID-Nutzung müsse beim Betroffenen selbst liegen, ist der Datenschutzbeauftragte überzeugt. Potenzielle Risiken für Kunden sieht Baumgärtner im Profiling von Personen anhand von Objekten sowie im Profiling hinsichtlich Verhalten und zur Differenzierung von Verbrauchern, zum Beispiel zur Klassifizierung von Käufern. Unilever werde ab 1. Januar 2005 RFID-Tagging auf Palettenbasis einsetzen, gleichzeitig aber die Fachbereiche und IT-Abteilungen schulen sowie Kunden und Verbraucher über den RFID-Einsatz informieren.
Hilfe für Sehbehinderte
Prof. Dr. Friedemann Mattern, Direktor des Instituts für Pervasive Computing, ETH Zürichstellte neue RFID-Anwendungen sowie die weitergehende Vision des "Ubiquitous Computing" (die Allgegenwärtigkeit der Informationsverarbeitung) vor. Zum Beispiel könnten Blinde über RFID-Reader mit der Welt in Kontakt treten und sich über ihre Umgebung informieren. Unter dem Stichwort "Chatty Environment" stellte Mattern seine Idee von einer Welt vor, in der immer mehr Information über einzelne Dinge oder Gebiete möglich sind, abrufbar beispielsweise über Handies: Wo der nächste Bahnhof ist, welche Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln sind oder mit welchen Nebenwirkungen bei Medikamenten zu rechnen ist. Viele Alltagsgegenstände werden in Zukunft ziemlich genau wissen, wo sie sind und uns dies auch mitteilen können, meinte Mattern.
Datenschutz kontrovers
Die Datenschutz-Diskussion wurde teilweise kontrovers geführt: Während Frithjof Walk (Vorstandsvorsitzender AIM Deutschland, Industrieverband für Automatische Identifikation und Datenerfassungssysteme) meinte, dass Technik selbst kein Risiko darstelle, widersprach Padeluun und stellte fest: "Technik als solche birgt Gefahren." Er forderte eine Neukonzipierung durch die Industrie und regte an, Sicherheit direkt in die Technik einzubauen, um Missbrauch einzudämmen. Ungeklärt sei auch, was mit den "Datenmüllbergen" geschehe und wie Daten gelöscht werden könnten. Padeluun setzt sich als Gründungsmitglied des FoeBud (Vereins zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V.) seit Jahren für mehr Transparenz und Sicherheit für die Bürger ein, wenn es um den Einsatz von RFID-Tags geht. Zum Thema "RFID in Geschäften" befragt, erklärte er: "Keine Tags im Laden. Ein Konzern hat nicht das Recht, seine Kunden auszuspionieren." Padeluun betrachtet die derzeitige Gesetzgebung als unzureichend und glaubt nicht, dass eine Selbstverpflichtung der Industrie, wie Walk sie vorschlug, funktioniere.
Ein Job-Killer?
Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage nach den sozialen Implikationen: Ist RFID ein Jobkiller, da zum Beispiel Arbeitsplätze für Kassiererinnen wegfallen? Prof. Dr. Lorenz Hilty (Leiter der Abteilung "Technologie und Gesellschaft", Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA) sieht zudem die Gefahr einer Machtverschiebung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch den RFID-Einsatz und meinte, man müsse sich fragen, wer sichert sich eigentlich welchen Einfluss auf welche Prozesse? Auch forderte er mehr Transparenz und nicht noch komplexere Technik, die zu größeren Datenansammlungen führe, die keiner mehr bewältigen könne.
Quelle: Düsseldorf [ EUROFORUM ]