Europa in Fragen der funktionellen Lebensmittel noch keine Einheit
"Functional Food" bleibt in der Diskussion: Noch bestehen in Europa keine gesetzlichen Regelungen zu dieser Produktkategorie. Und doch sieht die Industrie in Lebensmitteln, die über ihren Nährwert hinaus besondere gesundheitlich-relevante Wirkungen haben, nach wie vor große Erfolgschancen.Zwei Tage lang haben am 25. und 26. April in Köln 17 Experten auf Einladung der Akademie Fresenius über die Herstellung, Vermarktung und Überprüfung von "funktionellen Lebensmitteln" diskutiert. Ergebnis: "Die Wirkung der Vermarktung hinsichtlich einer bewussten Ernährung ist unumstritten. Rechtsverbindliche Regelungen zu gesundheitsbezogenen Aussagen (Health Claims) für Lebensmittel werden gegenwärtig kontrovers in der EU diskutiert. Ob funktionelle Lebensmittel tatsächlich zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit, des Wohlbefindens und der Gesundheit beitragen können, ist wissenschaftlich bisher nicht eindeutig erwiesen", so Gerhard Rechkemmer, Inhaber des Lehrstuhls "Biofunktionalität der Lebensmittel" an der TU München und Tagungsleiter des Fresenius-Kongresses "Functional Food". "Die wahren Functional Foods sind bisher Obst und Gemüse: die positiven gesundheitlichen Wirkungen eines hohen Obst- und Gemüseverzehrs sind durch zahlreiche Untersuchungen belegt", so Gerhard Rechkemmer.
Europa in Fragen der funktionellen Lebensmittel noch keine Einheit
"Functional Food" bleibt in der Diskussion: Noch bestehen in Europa keine gesetzlichen Regelungen zu dieser Produktkategorie. Und doch sieht die Industrie in Lebensmitteln, die über ihren Nährwert hinaus besondere gesundheitlich-relevante Wirkungen haben, nach wie vor große Erfolgschancen.Zwei Tage lang haben am 25. und 26. April in Köln 17 Experten auf Einladung der Akademie Fresenius über die Herstellung, Vermarktung und Überprüfung von "funktionellen Lebensmitteln" diskutiert. Ergebnis: "Die Wirkung der Vermarktung hinsichtlich einer bewussten Ernährung ist unumstritten. Rechtsverbindliche Regelungen zu gesundheitsbezogenen Aussagen (Health Claims) für Lebensmittel werden gegenwärtig kontrovers in der EU diskutiert. Ob funktionelle Lebensmittel tatsächlich zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit, des Wohlbefindens und der Gesundheit beitragen können, ist wissenschaftlich bisher nicht eindeutig erwiesen", so Gerhard Rechkemmer, Inhaber des Lehrstuhls "Biofunktionalität der Lebensmittel" an der TU München und Tagungsleiter des Fresenius-Kongresses "Functional Food". "Die wahren Functional Foods sind bisher Obst und Gemüse: die positiven gesundheitlichen Wirkungen eines hohen Obst- und Gemüseverzehrs sind durch zahlreiche Untersuchungen belegt", so Gerhard Rechkemmer.
Vor neun Jahren wurden die ersten Produkte mit speziellen Milchsäurebakterien (Probiotika) in deutsche Kühlregale gestellt – heute ist bereits jeder sechste Joghurt probiotisch. Experten schätzen den Weltmarkt für den Industriezweig Functional Food mittlerweile auf bis zu 62 Milliarden Euro, davon allein 50 Prozent in den USA. Vor zwei Jahren gingen erste Erhebungen noch von 20 Milliarden Euro aus. In Deutschland beträgt der Markt nach den Prognosen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 900 Millionen Euro.
Aber nicht jedes Lebensmittel, das mit Probiotika, Präbiotika, Pflanzenextrakten oder Mineralien angereichert wurde, hat gehalten, was sich die Entwickler versprochen haben. Nicht nur das Verbraucherverhalten, auch die Rechtslage und immer schnelleres Entwicklungstempo in Technik und Industrie erschweren die Erfolgsprognosen für „Functional Food“.
Gerhard Rechkemmer fasst die Definition von "Functional Food" präzise zusammen: "Ein Lebensmittel kann als 'funktionell betrachtet werden, wenn über die Effekte einer adäquaten Ernährung hinaus eine oder mehrere Zielfunktionen im Körper positiv beeinflusst werden, was zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens und/oder zu einer Verringerung eines Krankheitsrisikos führen kann."
EU-Health-Claim-Verordnung: Experten mahnen Nachbesserungen an // Verabschiedung nicht vor 2006
Weniger klar ist allerdings die Rechtslage für die funktionellen Lebensmittel. Nach wie vor existieren weder in Deutschland noch in der europäischen Union oder in Nordamerika rechtsverbindliche Definitionen. Zwar strebt die EU Kommission mit ihrem Vorschlag für eine Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel aus dem Jahr 2003 eine europaweit einheitliche Regelung der Gesundheitswerbung an. Der Entwurf berücksichtige allerdings zu wenig die nationalen Besonderheiten, wie Gert Krabichler, Chairman der europäischen Hersteller-Vereinigung ERNA kritisiert. Seine Forderung: "Wenn überhaupt, dann sollten in dieser Verordnung nicht der Wortlaut der Claims sondern nur die Zusammenhänge zwischen Nährstoffen und ihren Funktionen festgelegt werden." In der geplanten Form würde die Verordnung nicht nur zu Bürokratie und Überregulierung führen, sondern auch zu Konfusion und Missinterpretation, weil sie kulturelle Aspekte und unterschiedliche Kommunikations-gewohnheiten zu wenig berücksichtige.
Noch ist in Sachen Health-Claim-Verordnung das letzte Wort nicht gesprochen. Eine erneute Abstimmung im Europa-Parlament soll am 25./26. Mai 2005 erfolgen. Besonders kontrovers diskutiert werden die in dem Vorschlag der EU-Kommission enthaltenen Nährwertprofile (Nutrition Profiles). Hiermit soll untersagt werden, dass Produkte die viel Salz, gesättigte oder trans-Fette und Zucker enthalten durch Zusatz potentiell gesundheitsförderlicher Inhaltsstoffe mit gesundheitsbezogenen Aussagen (Health Claims) beworben werden dürfen. Mit einer Verabschiedung der Verordnung rechnen die Experten nicht vor 2006. Übereinstimmung bestand bei allen Beteiligten (Politik, Industrie, Wissenschaft) allerdings in der Notwendigkeit einer europäischen Regelung der Health Claims. Allerdings sieht Krabichler die Situation für die Lebensmittelindustrie bereits heute als "unzufriedenstellend" an: "Unter diesen Umständen ist es unverhältnismäßig schwer und risikoreich, insbesondere vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Interpretation von Novel Food in den Mitgliedsländern, wirkliche Lebensmittelinnovationen voranzutreiben!"
Unentbehrlich: Kommunikation und Kontrolle
Paulus M. Verschuren vom Unilever Health Institute (Vlaardingen / Holland) betonte die Herausforderung an Behörden und Industrie, eine klare Kommunikationsstrategie zur Verbraucherinformation und Motivation zu definieren. Ebenso wichtig sei natürlich die Sicherstellung von einwandfreien Kontrollmechanismen, um die Validität der "Health Claims" zu untermauern. Insofern müsse die Entwicklung der Functional Foods Hand in Hand mit der Vereinheitlichung der EU-Lebensmittelpolitik gehen.
Nächste Fresenius Tagung setzt Fokus auf Milchmischgetränke & Functional Drinks
Funktionelle Lebensmittel bleiben Thema: Auf einer Fresenius-Fachtagung speziell für die Milch- und Fruchtsaftbranche steht am 22. und 23. Juni in Köln die neue Getränke-Generation auf dem „Rundum-Prüfstand“: Milchprodukte in PET-Flaschen werden dann ebenso diskutiert wie die Einsatzmöglichkeiten probiotischer Kulturen und neue Möglichkeiten der Aromendosierung bei aseptischer Abfüllung. Eingeladen sind u.a. Manager von Nordmilch, Krones, Tetra Pak, Döhler und Rudolf Wild sowie Vertreter der Bundesanstalt für Milchforschung. (Das komplette Tagungsprogramm im Netz: www.akademie-fresenius.de)
Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fachtagung "Functional Food" (in englischer Sprache) können zum Preis von 250,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.
Kontakt:
Die Akademie Fresenius GmbH
Monika Stratmann
Alter Hellweg 46
44379 Dortmund
Tel.: +49 231 75896-48
Fax: +49 231 75896-53
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www.akademie-fresenius.de
Quelle: Köln [ Fresenius ]