41. Kulmbacher Woche - Kurzfassung

Im ökologischen Landbau sind betriebseigene Energie- und Eiweißträger eine wichtige Komponente in der Tierfütterung. Eine solche Ressource könnten Presskuchen aus der Ölgewinnung darstellen. In den letzten Jahren wird daher das Konzept des Mischfruchtanbaus mit Ölfrüchten, vor allem mit Leindotter (Camelina sativa (L.) Crantz), in Forschung und Praxis verstärkt diskutiert.

41. Kulmbacher Woche - Kurzfassung

Im ökologischen Landbau sind betriebseigene Energie- und Eiweißträger eine wichtige Komponente in der Tierfütterung. Eine solche Ressource könnten Presskuchen aus der Ölgewinnung darstellen. In den letzten Jahren wird daher das Konzept des Mischfruchtanbaus mit Ölfrüchten, vor allem mit Leindotter (Camelina sativa (L.) Crantz), in Forschung und Praxis verstärkt diskutiert.

Im Mischfruchtanbau dient Leindotter z. B. als Stützfrucht für Erbsen, verbessert die Unkrautunterdrückung und erhöht so die Erntesicherheit. Leindotterprodukte bewegen sich in einer Nische. In die menschliche Ernährung gelangen sie als Müslikomponente und Speiseöl. Weitere Vermarktungsmöglichkeiten für das Öl bietet die Farbenindustrie. Die Nutzung des Öls als regenerativer Treib- und Brennstoff ist noch nicht systematisch erforscht.

Der bei der Ölpressung gewonnene Presskuchen kann als Düngemittel in den ökologischen Land- und Gartenbau sowie als Kosubstrat in Biogasanlagen gelangen.

Die Verwendung des Presskuchens als Futtermittel würde die Wertschöpfung des Leindotteranbaus deutlich verbessern und sichere Absatzwege schaffen. Dem steht jedoch entgegen, dass Leindotterprodukte im Futtermittelgesetz als unerwünschte Stoffe deklariert und somit in der Tierernährung nicht zugelassen sind. Anträge auf Änderung sind erst dann erfolgversprechend, wenn z. B. wissenschaftlich abgesicherte Empfehlungen zu einer unbedenklichen Einsatzhöhe von Leindotterprodukten in Futterrationen gegeben werden können.

Vor diesem Hintergrund erfolgte unter ökologischen Produktionsbedingungen ein Versuch zur Mast- und Schlachtleistung von Broilern unter Einsatz von Leindotterpresskuchen (LDPK) in der Versuchsstation Celle der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL). Insgesamt 192 männliche Küken aus ökologischer Aufzucht der Genetik ISA 457 wurden auf 4 Behandlungen mit jeweils 48 Tieren (8 Stallabteile/Behandlung x 6 Tiere/Stallabteil) aufgeteilt. Die Behandlungen unterschieden sich in der Höhe des Rationsanteils von LDPK in einer praxisüblichen ökologischen Ration. Dieser betrug 0 %, 2,5 %, 5 % sowie 5 % druckthermisch behandelter LDPK im direkten prozentualen Austausch gegen nicht thermisch vorbehandelten Bio-Sojakuchen. Auf dieser Grundlage wurde die Ration für Vormast (1.-28. Masttag) und Endmast (29.-84. Masttag) formuliert und ad libitum verabreicht.

Die Datenerhebung zur Mastleistung erfolgte an allen Tieren. Die Daten zur Schlachtkörper-, Fleisch- und Fettqualität wurden an einer Stichprobe von 48 Tieren (12 Tiere/Behandlung) erhoben, die aus der alternierenden Entnahme von einem oder zwei Tieren pro Abteil und Behandlung - entsprechend dem Käfigmittelwert der Mastendmasse - zusammengesetzt war.

In der Nährstoffzusammensetzung der Futterration führte der Austausch von Sojakuchen gegen bis zu 5 % LDPK zu ungerichteten Veränderungen. Weder das Aminogramm noch das Fettsäuremuster ließen eine Symmetrie zum ansteigenden LDPK-Anteil erkennen. Auffällig war der abgesenkte Rohproteingehalt im Endmastfutter mit thermisch behandeltem LDPK, der mit einer Absenkung der Konzentration von Lysin sowie Methionin und Cystin einherging. Der Energiegehalt lag in allen Varianten gleichermaßen bei rund 13 MJ ME pro kg TM.

Hinsichtlich der Mastleistung liegen widersprüchliche Ergebnisse vor. Die Gruppe mit einem Rationsanteil von 2,5 % LDPK erzielte die höchste mittlere Mastendmasse, und tägliche Zunahme sowie den höchsten mittleren Futterverzehr. Die Gruppe mit 5 % des thermisch behandelten LDPK in der Ration schnitt bei diesen Kriterien signifikant am schlechtesten ab. Die Gruppe mit 5 % unbehandeltem LDPK nahm eine mittlere Stellung ein, ebenso wie die Kontrolle (kein Austausch von Bio-Sojakuchen gegen LDPK). Vor allem letzterer Befund war so nicht zu erwarten, erklärt sich aber vermutlich aus der fehlenden thermischen Vorbehandlung der Sojabohne.

Bei Schilddrüse und Leber führte der Einsatz von 5 % thermisch behandeltem LDPK in der Ration zu erhöhten Organmassen der Tiere. Bei der sensorischen Qualität des gegrillten Fleisches von Brust und Schenkel kam es zu keiner statistisch signifikanten Beeinflussung durch zunehmende Rationsanteile von LDPK. Bei einer insgesamt geringfügig über dem Mittelwert liegenden Beurteilung schnitt allerdings die Gruppe mit 5 % des thermisch behandelten LDPK in der Ration tendenziell am schlechtesten ab.

Im Fettsäurenmuster führte der steigende Rationsanteil von LDPK weder zu nennenswerten noch gerichteten Verschiebungen. Damit blieb die Fettqualität von der Rationsformulierung unbeeinflusst.

Quelle: Kulmbach [ WEIßMANN, F., H.-M. PAULSEN, Trenthorst; K. FISCHER, Kulmbach; B. MATTHÄUS, Münster; M. BAUER, M. PSCHEIDL, Pfaffenhofen; W. VOGT-KAUTE, Gräfelfing ]

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