TSE-Studie an mehr als 7.000 Rehen und Hirschen ("Cerviden") abgeschlossen. Wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung untersuchen als nächstes Mufflons in Deutschland auf Scrapie.
TSE-Studie an mehr als 7.000 Rehen und Hirschen ("Cerviden") abgeschlossen. Wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung untersuchen als nächstes Mufflons in Deutschland auf Scrapie.
Deutschlands Reh- und Hirschbestände sind frei von TSE. Dieses Kürzel steht für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien und fasst eine Reihe von Krankheiten zusammen, die von Prionen verursacht werden.
Nach mehr als 7.300 negativen Tests an Reh-, Rot- und Damwild ist es nahezu sicher, dass die Bestände TSE-frei sind. Wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) hatten im europaweit größten Wildtier-Screening Proben von Tieren aus fast allen Landkreisen Deutschlands auf TSE hin untersucht.
Zu den transmissiblen spongiformen Enzephalopathien zählen, als bekannteste, die Rinderseuche BSE sowie Scrapie, die Schafe befällt, und die Chronic Wasting Disease (CWD), die bei Hirschen aus Nordamerika festgestellt wurde. Im Gefolge der BSE-Krise waren vor allem in Großbritannien zahlreiche Fälle der Creutzfeld-Jacob- Erkrankung bei Menschen aufgetreten.
Nach dem Abschluss der TSE-Studie an Rehen und Hirschen ("Cerviden") beginnt nun ein neues Projekt, bei dem deutsche Mufflons auf den Scrapie-Erreger hin getestet werden sollen. Anders als bei CWD, das bislang nirgends in Europa nachgewiesen wurde, gibt es bereits Scrapie-Fälle bei Mufflons. "In Großbritannien wurden sechs Fälle in zwei getrennten Herden dokumentiert", berichtet Dr. Kai Frölich vom IZW, der die TSE-Studien leitet. Dies ist ein Grund für die Testreihe, die im September in Deutschland starten wird. Ein weiterer Grund: Die Bundesrepublik ist das Land mit der zweitgrößten Mufflon-Population weltweit. Rund 18.000 Tiere leben hier in freier Wildbahn. 6.000 der Wildschafe werden jährlich geschossen und liefern so rund 125.000 Kilogramm Fleisch zum Verzehr. Ein dritter Grund ist die Tatsache, dass Mufflons zu den Wildschafen zählen und dass somit der Scrapie- Erreger keine Artgrenze zu überwinden hat.
"Wie schon bei den Untersuchungen an den Cerviden steht bei der Mufflon-Studie der Vorsorgegedanke im Vordergrund", erläutert Frölich. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hatte die Cerviden- Studie gefördert, jetzt hat das Bundesminsterium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mehr als 300.000 Euro für die Testreihe an den Wildschafen zugesagt.
Das IZW wird mit Jägern und Forstämtern zusammenarbeiten, um an das Probenmaterial zu kommen. "Die Überzeugungsarbeit bei den Kooperationspartnern war sehr wichtig für die abgeschlossene Studie", sagt Frölich. "Jetzt können wir auf einer bestehenden Vertrauensbasis und auf einem Netzwerk von Kontakten weiterarbeiten." Die Forscher sind vor allem an Schädeln interessiert, um das Gehirn auf Scrapie- Erreger hin untersuchen zu können. Sie wollen Tiere aus ganz Deutschland untersuchen, haben aber auch rund 20 Risikogebiete in zehn Bundesländern identifiziert. Dort wollen sie die Bestände besonders intensiv prüfen.
Nach welchen Kriterien legten die IZW-Wissenschaftler Risikogebiete fest? "Zum einen schauen wir dort, wo besonders viele Mufflons leben", erläutert Frölich, "zum anderen haben wir Regionen im Visier, wo Scrapie bei Schafen vorgekommen ist." Frölich weiß von immerhin rund 140 Scrapie-Fällen in Deutschland zu berichten, die seit 1985 gemeldet wurden.
Quellenhinweis:
Elvira Schettler et al.: Surveillance for Prion Disease in Cervids, Germany. In: Emerging Infectious Diseases, Vol. 12, No. 2, S. 319 - 322 (Februar 2006).
Quelle: Berlin [ izw ]