Neue Studie zur umweltverträglichen Abfallentsorgung mit geringeren Lasten für Haushalte
Fast jede(r) kennt das: In welchen Abfalleimer kommt denn nun der Joghurtbecher oder die leere Zahnpastatube? Nicht nur Verbraucher, auch Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Frage, ob die gängige Mülltrennung ökonomisch und ökologisch noch sinnvoll ist und welche Alternativen es gibt. Das Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft (ISWA) der Universität Stuttgart hat gerade ein Forschungsprojekt zur "Abfallentsorgung mit geringeren Lasten für Haushalte, weitgehender Abfallverwertung und dauerhaft umweltverträglicher Abfallbeseitigung" abgeschlossen.
Neue Studie zur umweltverträglichen Abfallentsorgung mit geringeren Lasten für Haushalte
Fast jede(r) kennt das: In welchen Abfalleimer kommt denn nun der Joghurtbecher oder die leere Zahnpastatube? Nicht nur Verbraucher, auch Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Frage, ob die gängige Mülltrennung ökonomisch und ökologisch noch sinnvoll ist und welche Alternativen es gibt. Das Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft (ISWA) der Universität Stuttgart hat gerade ein Forschungsprojekt zur "Abfallentsorgung mit geringeren Lasten für Haushalte, weitgehender Abfallverwertung und dauerhaft umweltverträglicher Abfallbeseitigung" abgeschlossen.
Das Umweltministerium Baden-Württemberg hat das Projekt mit 105.000 Euro über eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren gefördert. "Es wurden wichtige Erkenntnisse für zukünftige Änderungen bei der Abfalleinsammlung gewonnen", erklärte Umweltministerin Tanja Gönner am 21. Juni. Projektleiter Prof. Martin Kranert vom Lehrstuhl für Abfallwirtschaft und Abluft des ISWA empfiehlt als Ergebnis "eine vereinfachte, stoffstromorientierte Abfallentsorgung und die Förderung der Verwertung biogener Abfälle durch CO2-Gutschriften. Dies würde allerdings rechtliche Veränderungen erfordern und könnte - so Kranert - "den Abschied vom gelben Sack bedeuten".
Seit zwei Jahrzehnten werden in Deutschlands Haushalten Wertstoffe wie Kunststoff oder Metall getrennt vom sonstigen Müll gesammelt, damit sie wiederverwertet werden können. Inzwischen gibt es jedoch Sortieranlagen, die zumindest Leichtverpackungen vollautomatisch aussondern. Um herauszufinden, welche Sammel- und Verwertungssysteme künftig eingesetzt werden sollen, nahmen die Stuttgarter Wissenschaftler die Leistungsdaten der Abfallentsorger aus zehn Landkreisen in Baden-Württemberg unter die Lupe.
Gefragt wurde, wie die Sammlung organisiert ist, wo die Abfälle beziehungsweise Wertstoffe behandelt und verwertet werden und welche Kosten dabei entstehen. Mit den gesammelten Daten wurden 18 verschiedene Modelle berechnet, die die Bewertung von verschiedenen Abfallentsorgungssystemen nach Ressourceneffizienz, Klimarelevanz und Kostenstruktur ermöglichen.
Die Stuttgarter Wissenschaftler untersuchten nicht nur bestehende Abfallwirtschaftssysteme, sondern auch neue Ansätze, wie etwa Konzepte, bei denen Verkaufsverpackungen mit dem "Grünen Punkt" gemeinsam mit Restmüll gesammelt und dann in modernen Sortieranlagen in verwertbare und nicht verwertbare Materialien aufgetrennt werden.
Ein anderes Konzept verfolgt den Weg, den "Gelben Sack" beziehungsweise die "Gelbe Tonne" durch eine Wertstofftonne zu ersetzen, in der nicht nur Verpackungen mit dem Grünen Punkt eingesammelt und verwertet werden, sondern beispielsweise auch andere Kunststoffabfälle.
Lösung hängt von Zielen ab
Die Modellrechnungen zeigten, dass es das perfekte Entsorgungssystem nicht gibt. Die Methode der Wahl hängt von den Zielsetzungen sowie von den regionalen Randbedingungen ab. Soll eine möglichst weit reichende stoffliche Verwertung erreicht werden, so führt an der bestehenden Praxis der getrennten Sammlung von Altpapier, Altglas, Metall und Bioabfall kein Weg vorbei.
Bei Kunststoffen ist dagegen die energetische Verwertung oft vorteilhafter. Für ein optimiertes Stoffstrommanagement schlagen die Stuttgarter Fachleute die gemeinsame Erfassung von Verpackungen und stoffgleichen Gegenständen vor, da die Materialwirtschaft an Stoffströmen ausgerichtet ist. "Gleichzeitig können auf diese Weise Ressourcen effizienter stofflich und energetisch genutzt, ein Beitrag zur Minderung von Klimagasemissionen erzielt und die Sammlung bei den Haushalten vereinfacht werden", begründet Martin Kranert diese Empfehlung.
Mit optimierten Entsorgungssystemen könnten bis zu 300 Kilogramm Kohlendioxid pro Tonne Abfall eingespart werden, berichtet er. Bei einer derartigen Veränderung könnten unter günstigen Randbedingungen landesweit sechs bis zehn Euro pro Einwohner und Jahr erzielt werden. Zusätzlich empfiehlt er vor dem Hintergrund der Klimadiskussion die Förderung der stofflichen und energetischen Verwertung biogener Abfälle durch CO2-Gutschriften.
Rechtliche Veränderungen erforderlich
In jedem Fall erfordern Umstellungen der derzeit praktizierten Entsorgungssysteme Anpassungen des geltenden Rechts, da sie organisatorische und finanzielle Folgen haben und die Verantwortlichkeiten der öffentlich-rechtlichen und dualen Entsorgungssysteme tangieren. Die Zuständigkeit der Stadt- und Landkreise für Haus-, Sperr- und Geschäftsmüll hat sich nach Einschätzung der Stuttgarter Abfallexperten bewährt und sollte beibehalten werden. Nun sollte durch Feldversuche in der Praxis geklärt werden, wie sich bei einer Umstellung ein verändertes Sortierverhalten der Bürger auf die Sammelsysteme auswirken wird.
Die Studie kann abgerufen werden unter <www.um.baden-wuerttemberg.de> unter der Rubrik "Publikationen - Abfall- und Kreislaufwirtschaft - Abfallentsorgung mit geringeren Lasten für Haushalte (Heft 78)".
Quelle: Stuttgart [ iswa ]