HANSA Schweinefachtagung vom 06.06.2007:

Auf Einladung der HANSA Landhandel Lahde GmbH & Co. KG diskutierten am 6. Juni 2007 im Rahmen der Schweinefachtagung in Zeven renommierte Experten über die Zukunftsaussicht der deutschen Schweineproduktion. Detlef Breuer, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. (ISN) gab im ersten Referat einen aktuellen Überblick über die Struktur und wirtschaftliche Lage der Schweinehaltung in Deutschland. Die EU nahm 2006 mit 16,5 % Anteil nach China (51,8 %) weltweit den zweiten Platz am weltweiten Schweinebestand von 961 Millionen Tiere ein. Innerhalb der EU sei Deutschland der größte Schweinehalter. Dänemark und die Niederlande seien die Hauptwettbewerber, wobei sich dort eine Spezialisierung abzeichne in Richtung Ferkelerzeugung, in Deutschland ginge der Trend eher in Richtung Mast. Insofern betrachte man Deutschland, Dänemark und die Niederlande zukünftig als einen Wirtschaftsraum. Niedersachsen, vor allem Weser-Ems, verzeichne gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen etwa 45 % der deutschen Schweine, diese Region habe ein Optimum an Produktionsstrukturen. Der Selbstversorgungsgrad der EU sei zwar mit dem Beitritt von Rumänien und Bulgarien wieder etwas gesunken, habe aber 2006 bei immerhin noch 106 % gelegen. Deutschland liege jetzt schon bei über 90 % Selbstversorgung und nähere sich der 100 %-Marke. Die EU sei jedoch ein in sich geschlossener Wirtschaftsraum und stoße daher an Absatzgrenzen. Das Kernanliegen müsse es daher sein, mehr Schweinefleisch zu exportieren, etwa nach China, wo rege Nachfrage nach Fleischprodukten herrsche. Hierzu allerdings sei ein baldiges Veterinärabkommen mit China Bedingung, welches den Export regele. Laut Breuer werde 2008 mit diesem Abkommen gerechnet.

HANSA Schweinefachtagung vom 06.06.2007:

Auf Einladung der HANSA Landhandel Lahde GmbH & Co. KG diskutierten am 6. Juni 2007 im Rahmen der Schweinefachtagung in Zeven renommierte Experten über die Zukunftsaussicht der deutschen Schweineproduktion. Detlef Breuer, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. (ISN) gab im ersten Referat einen aktuellen Überblick über die Struktur und wirtschaftliche Lage der Schweinehaltung in Deutschland. Die EU nahm 2006 mit 16,5 % Anteil nach China (51,8 %) weltweit den zweiten Platz am weltweiten Schweinebestand von 961 Millionen Tiere ein. Innerhalb der EU sei Deutschland der größte Schweinehalter. Dänemark und die Niederlande seien die Hauptwettbewerber, wobei sich dort eine Spezialisierung abzeichne in Richtung Ferkelerzeugung, in Deutschland ginge der Trend eher in Richtung Mast. Insofern betrachte man Deutschland, Dänemark und die Niederlande zukünftig als einen Wirtschaftsraum. Niedersachsen, vor allem Weser-Ems, verzeichne gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen etwa 45 % der deutschen Schweine, diese Region habe ein Optimum an Produktionsstrukturen. Der Selbstversorgungsgrad der EU sei zwar mit dem Beitritt von Rumänien und Bulgarien wieder etwas gesunken, habe aber 2006 bei immerhin noch 106 % gelegen. Deutschland liege jetzt schon bei über 90 % Selbstversorgung und nähere sich der 100 %-Marke. Die EU sei jedoch ein in sich geschlossener Wirtschaftsraum und stoße daher an Absatzgrenzen. Das Kernanliegen müsse es daher sein, mehr Schweinefleisch zu exportieren, etwa nach China, wo rege Nachfrage nach Fleischprodukten herrsche. Hierzu allerdings sei ein baldiges Veterinärabkommen mit China Bedingung, welches den Export regele. Laut Breuer werde 2008 mit diesem Abkommen gerechnet.

Weniger Betriebe, mehr Schweine

Der Trend zur Konzentration der Betriebe halte an: Seit 1996 verringerten sich die landwirtschaftlichen Schweinehaltungsbetriebe in Deutschland kontinuierlich von etwa 200.000 auf jetzt nur noch rund 80.000 Betriebe, wobei Breuer betonte, dass darunter nur knapp 25.000 echte Schweinehalter seien. Der Schweinebestand dagegen wuchs im gleichen Zeitraum auf zuletzt knapp unter 27 Millionen Tiere. In Bezug auf die Novellierung des Vieh- und Fleischgesetzes bedauerte Breuer, dass die Bundesregierung weder den einzeltierbezogenen Muskelfleischanteil noch die Schätzformel zur AutoFOM-Klassifizierung in den eichfähigen Bereich aufnehmen wolle. Er lobte die frisch verabschiedete Salmonellen-Verordnung und wies darauf hin, dass die Landwirte der Produkthaftung unterlägen und daher das Problem der Salmonellen sehr ernst nehmen sollten, um bei einem etwaigen Salmonellenvorfall auf der sicheren Seite zu sein.

Prod. Dr. Thomas Blaha machte gemeinsam mit Frau Dr. Diana Meekmen, beide Außenstelle für Epidemiologie Bakum der Tierärztlichen Hochschule Hannover, deutlich, dass die Tiergesundheit für die internationale Wettbewerbsfähigkeit immer wichtiger werde. Die Unterschiede der Leistungsdaten in der Schweinefleischerzeugung lägen zunehmend nicht mehr an Fütterung oder Stall, sondern an den Fähigkeiten des Schweineproduzenten, die Tiergesundheit mit einem geeigneten Management im Griff zu haben. Er wies auf die Schweinedatenbank hin und ermunterte die Schweinehalter, doch ihre Tierzahlen korrekt zu melden, denn mit einer lückenlosen Dokumentation demonstriere man weltweit Verlässlichkeit und schaffe Vertrauen in deutsches Schweinefleisch, gerade im Hinblick auf Salmonellen oder Tierseuchen. Nur was man messe, könne man auch verbessern, so Blaha. Die Tiergesundheit zu messen sei allerdings bisher schwierig. Ein von Krankheit freier Bestand gelte nicht automatisch als gesund, dafür gebe es zu viele Einflussfaktoren auf die Tiergesundheit, etwa eine latente Salmonellenbelastung. Die Tiergesundheit sei nicht mit „gesund“ oder „krank“ zu beschreiben, sondern vielmehr sei der Bestand quantitativ „weniger gesund“ bei Belastung etwa mit Würmern oder durch Darmerkrankungen bis hin zu „mehr gesund“, wenn der Bestand frei von Krankheitserregern sei.

Tiergesundheit objektiv messen

Prof. Blaha stellte eigene Überlegungen vor, wie Tiergesundheit zu messen sei. Es gebe Indikatoren für den Bestand, die in ihrer Gesamtheit den Status der Tiergesundheit recht genau bewerten könnten. Dazu zählen die Mortalitätsrate im Bestand oder der Mastgruppe, die Befunde am Schlachtkörper, die durchschnittliche Mastdauer sowie der Einsatz von Antibiotika, gemessen am Tierbehandlungsindex (TBI). Eigene Untersuchungen hätten bei der Mortalität Spannweiten von 0 bis 12 % ergeben, bei den Schlachtbefunden etwa 0 bis über 90 % veränderte Lebern eines Bestandes und eine Mastdauer von 98 bis über 200 Tagen. In der Summe gäben diese Parameter einen Eindruck über die Tiergesundheit des jeweiligen Bestandes ab, denn wenn etwa die Mastdauer überdurchschnittlich lange sei, dann müsse irgendetwas mit den Schweinen nicht stimmen, denn kein Mäster lasse seine Schweine länger als nötig im Stall. Besonderes Augenmerk legte Prof. Blaha auf den TBI: Der Einsatz von Antibiotika sei ein indirekter Indikator für Tiergesundheit, denn wer Tiere behandelt, habe einen Grund dafür. Der TBI berechne sich nach der einfachen Formel: Anzahl behandelte Tiere mal Anzahl Behandlungstage geteilt durch Anzahl der Tier in der Mastgruppe. In eigenen Untersuchungen an Erzeugergemeinschaften wurden TBIs von 0 bis 70 ermittelt. Bei Kombination der vier messbaren Parameter bekomme man den HerdenGesundheitsScore (HGS), der zwischen 0 und 12 Punkte liegen könne. Dieser HGS diene Schweinehaltern dazu, sich mit Berufskollegen vergleichen zu können sowie Verbesserungen in der Tiergesundheit zu erreichen, die wiederum über den HGS messbar seien. Prof. Blaha appellierte an die Landwirte, kritischer mit Berufskollegen umzugehen und frühzeitig bei negativen Veränderungen einzugreifen, damit Betriebe etwa bei der Salmonellenproblematik gar nicht erst in Kategorie III fallen.

Frau Dr. Diana Meemken machte deutlich, dass im Zuge des neuen EU-Lebensmittelrechts verstärkt die Lebensmittelkette im Vordergrund stehe, in der jedes Kettenglied der Haftung unterliege, also auch der Schweinehalter. Die Wissenschaft schlage daher die risikoorientierte Schlachttier- und Fleischuntersuchung von Mastschweinen vor, was bedeute, dass nicht mehr wie bisher alle Schlachtkörper mit gleicher Intensität untersucht werden, sondern diese Untersuchungen angepasst auf das zu erwartende Risiko für die Lebensmittelsicherheit sowie die zu erwartende Häufigkeit von Schlachtbefunden in Bezug auf die jeweilige Schlachtpartie erfolgen. Aufgrund dieser ersten Risikoeinschätzung anhand der Parameter des HGS und weiterer Angaben könne dann zwischen der rein visuellen Fleischbeschau, der traditionellen Untersuchung sowie bei hohem Risiko gezielt erweiterten Untersuchung der Lieferpartien gewählt werden. Die Vorteile dieses selektierten Vorgehens lägen in der Verringerung der Untersuchungen bei „guten“ Beständen mit hohem Tiergesundheitsstatus und einer besseren Beherrschung des Risikos bei „schlechten“ Beständen, da diese gezielter untersucht werden könnten. Durch gestaffelte Gebühren schaffe dieses System für Schweinehalter zudem Anreize für eine stetige Verbesserung der Tiergesundheit, vorbeugende Maßnahmen wie etwa Impfungen gewännen noch mehr an Bedeutung. Frau Dr. Meemken betonte, dass der Markt zukünftig verstärkt Interesse an Tieren aus „guten“ Beständen haben werde, zum Beispiel könnte ein Schlachthof sagen, dass er Tiere aus der Salmonellen-Kategorie III nicht mehr annehme. In den Niederlanden werde die visuelle Fleischbeschau von VION bereits praktiziert, insofern sei auch für Deutschland zukünftig eine Veränderung zu erwarten.

Sprit oder Schnitzel

Schließlich beschäftigte sich Karl-Heinz Funke, Bundeslandwirtschaftsminister a.D. als letzter Referent mit der Frage, ob der Landwirt sich zwischen der Produktion von Energie oder Fleisch entscheiden müsse. Der Agrarexperte äußerte sich besorgt über den derzeitigen Trend, vermehrt Mais und weitere schnell wachsende Energiepflanzen anzubauen. Die landwirtschaftliche Fläche sei nicht nur in Deutschland, sondern in allen Industriestaaten knapp und der Maisanbau zur Energiegewinnung verknappe die Fläche weiter. Fakt sei aber, dass schon jetzt der Bedarf an Nahrungsmitteln weltweit nicht gedeckt werden könne, weshalb eine Produktivitätssteigerung und Intensivierung der Nahrungsmittelproduktion in der Landwirtschaft nötig sei. Und laut Funke seien zu einer Produktion von „Klasse und Masse“ nur wenige Länder wie etwa Kanada, USA und vor allem auch Mitteleuropa, hier insbesondere Deutschland in der Lage, weil nur diese Länder das notwendige Wissen sowie die Technik hätten. Außerdem nehme durch veränderte Lebensgewohnheiten weltweit der Konsum von Fertigprodukten zu. Die Chance für Deutschland liege daher in der Veredelung der Rohstoffe, denn auch für die Veredelung sei viel Wissen notwendig, welches nicht jedes Land habe. Die Veredelungsindustrie, die schon jetzt leistungsfähig sei, müsse gefördert und gestärkt werden, damit sie auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähig bleibe. Funke betonte, dass das Geld, dass mit der Veredelung verdient werde, nicht in den hoch subventionierten Energiesektor gesteckt werden sollte, sondern es sollte reininvestiert werden in den gut laufenden Veredelungssektor, ansonsten verliere man den Anschluss. Seiner Meinung nach sei die Flächenverknappung durch Energiepflanzenanbau volkswirtschaftlich nicht sinnvoll, weil diese Energieform subventioniert werde, Nahrungsmittel teuerer würden und Lebensmittel womöglich bald importiert werden müssten. Besser sei es da doch, Energie zu importieren. Er plädierte für eine Korrektur des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), damit keine Wettbewerbsverzerrung innerhalb der Landwirtschaft entstehe. Erst sollten Schnitzel produziert werden, denn beim Schnitzel seien deutsche Landwirte gut, und wenn dann noch Geld übrig sei, könne man an Sprit denken.

Die Vorträge

Aktuelle Entwicklung und Zukunftschancen der "deutschen Schweinehaltung" Herr Detlef Breuer, Geschäftsführer ISN Damme

Der Schweinemäster in der Verantwortung als Lebensmittelproduzent! "Tiergesundheit - Lebensmittelsicherheit - alternative Fleischbeschau" Herr Prof. Blaha, Tierärztliche Hochschule Hannover

Der Schweinemäster in der Verantwortung als Lebensmittelproduzent! "Tiergesundheit - Lebensmittelsicherheit - alternative Fleischbeschau" Frau Dr. Diana Meemken, Tierärztliche Hochschule Hannover (Bakum)

finden Sie hier im Internet als [PDF - Dokumente].

Quelle: Zeven [ Dr. Heike Engels ]

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