Ministerien, Behörden und Beratungsinstitutionen beschäftigt das Thema Ernährung und Gesundheit aus gutem Grunde: "Krankhaftes Übergewicht oder Adipositas hat auch in Deutschland mittlerweile ein epidemieartiges Ausmaß über alle Altersgruppen hinweg erreicht und nimmt vor allem bei Kindern und Jugendlichen alarmierend zu", so Prof. Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin an der TU München. Die Folgen dieser Entwicklung sind absehbar: Das deutsche Gesundheitssystem erwartet eine drastische Zunahme ernährungsbedingter Erkrankungen, die bereits heute die ersten Plätze unter den Volkskrankheiten einnehmen: Diabetes Typ 2, Krankheitsbilder des Herz-Kreislauf-Systems oder des Bewegungsapparats. In Anbetracht bislang bescheidener Therapieerfolge sowie negativer Erfahrungen aus Präventionsstudien forderte Hauner auf der Tagung eine breit angelegte gesellschaftliche Anstrengung aller Akteure unter anderem aus Gesundheitspolitik, Schulsystem und Lebensmittelindustrie, um den negativen Trend dieser Entwicklung zumindest zu stoppen.
Am 29. April veranstaltete das GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz in Würzburg die Fachtagung "Ernährung und Gesundheit - Essen wir uns krank?". Trotz weithin leerer Kassen waren über 80 Vertreterinnen und Vertreter von städtischen und kommunalen Gesundheitsbehörden und -ministerien, Kliniken und Ernährungsberatungseinrichtungen sowie aus der Gesundheits- und Verbraucherschutzpolitik zu der Tagung nach Würzburg angereist. Organisiert hatte die Veranstaltung der FLUGS - Fachinformationsdienst Lebenswissenschaften, Umwelt und Gesundheit des GSF-Forschungszentrums. Im Rahmen von Vorträgen und Diskussionsrunden wurden neueste Forschungsergebnisse über verschiedenste Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit aufgezeigt. Vertreter aus Universitäten, Fachkliniken und Forschungseinrichtungen stellten im ersten Teil der Tagung aktuelle Erkenntnisse aus den Bereichen Kindergesundheit und Ernährung sowie Adipositas und seinen Folgen vor. Im zweiten Teil der Veranstaltung standen die zum Teil dramatische Zunahme von Lebensmittelinfektionen in Deutschland, die Qualität von Lebensmitteln aus ökologischem und konventionellem Anbau sowie Fertigprodukte und ihre gesundheitliche Bedeutung im Mittelpunkt.Ministerien, Behörden und Beratungsinstitutionen beschäftigt das Thema Ernährung und Gesundheit aus gutem Grunde: "Krankhaftes Übergewicht oder Adipositas hat auch in Deutschland mittlerweile ein epidemieartiges Ausmaß über alle Altersgruppen hinweg erreicht und nimmt vor allem bei Kindern und Jugendlichen alarmierend zu", so Prof. Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin an der TU München. Die Folgen dieser Entwicklung sind absehbar: Das deutsche Gesundheitssystem erwartet eine drastische Zunahme ernährungsbedingter Erkrankungen, die bereits heute die ersten Plätze unter den Volkskrankheiten einnehmen: Diabetes Typ 2, Krankheitsbilder des Herz-Kreislauf-Systems oder des Bewegungsapparats. In Anbetracht bislang bescheidener Therapieerfolge sowie negativer Erfahrungen aus Präventionsstudien forderte Hauner auf der Tagung eine breit angelegte gesellschaftliche Anstrengung aller Akteure unter anderem aus Gesundheitspolitik, Schulsystem und Lebensmittelindustrie, um den negativen Trend dieser Entwicklung zumindest zu stoppen.
Dabei ist die Frage nach den wahren Ursachen für Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen nicht so einfach zu beantworten, wie man gerne meint. Die Formel "keine Bewegung, zuviel Fett und Fast Food" geht nicht immer auf. Vor allem der Ernährungszustand der Eltern und die soziale Schichtzugehörigkeit bestimmen ganz wesentlich das Risiko für Übergewicht und Adipositas im Kindesalter. Im Vergleich dazu hat die Ernährung selbst einen geringeren Einfluss, fasste Dr. Sandra Danielzik vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde der Universität Kiel zusammen.
Dies bestätigen auch die jüngsten Ergebnisse der DONALD-Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) in Dortmund: "Wir haben festgestellt, dass nicht etwa Pommes frites unter den meistverzehrten Lebensmitteln bei Kindern rangieren", stellte Dr. Mathilde Kersting, Leiterin der Arbeitsgruppe Ernährungsverhalten am FKE, fest. "Vielmehr nehmen Kinder und Jugendliche etwa 80 Prozent der Fette versteckt über Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sowie Süßwaren und Gebäck auf".
Ein weiteres herausragendes Problem für die öffentliche Gesundheit stellen lebensmittelbedingte Infektionen dar. Die WHO geht derzeit von bis zu 76 Millionen Erkrankungsfällen pro Jahr allein in den USA aus, die durch Lebensmittel übertragen werden. In Deutschland erkranken etwa 200.000 Menschen pro Jahr an einer infektiösen Magen-Darm-Infektion. "Die Dunkelziffer dürfte aber bei über einer Million Fällen liegen", schätzt Prof. Dr. Christiane Höller, Leiterin der Abteilung Hygiene im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim, "da Laboruntersuchungen in aller Regel nur bei schweren Krankheitsverläufen durchgeführt und registriert werden." Die Ursachen sieht Christiane Höller vor allem in den veränderten Lebensgewohnheiten wie vermehrten Reisen oder häufiger Außer-Haus-Verpflegung. Auch die gestiegene Lebenserwartung erhöht den Anteil besonders gefährdeter Risikogruppen, darunter alte Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen oder schwerer Immunsuppression. Beim Forschungsnetzwerk Lebensmittelinfektionen des Bundesforschungsministeriums, welches bundesweit das Auftreten von Erkrankungen untersucht, werden derzeit die gesammelten Daten ausgewertet.
Einen wesentlichen Bestandteil moderner westlicher Esskultur bilden heutzutage Fertigprodukte, deren ernährungsphysiologische Qualität von Kritikern oft gering geschätzt wird. "Ob eine vielseitige, gesunde Ernährung auch mit Fertigprodukten möglich ist, hängt zunächst vor allem von der Qualität der Produkte und dem Speiseplan der Verbraucher ab", betonte Prof. Dr. Ibrahim Elmadfa, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung. Wichtige Faktoren sind dabei - wie für die gesamte Ernährung - die Gehalte an Ballast- und Nährstoffen oder die Fettqualität. Zusatzstoffe wie Emulgatoren und Antioxidantien, mit deren Hilfe viele Halb- und Fertiggerichte hergestellt werden, stellen selbst bei überdurchschnittlich hohem Konsum bestimmter Lebensmittel kein Gesundheitsrisiko dar, wie neuere Untersuchungen am Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien ergaben. Die Zusatzstoffe sind zudem nach EU-Recht kennzeichnungspflichtig, was etwa bei Nährwerten nur eingeschränkt der Fall ist. Elmadfa forderte eine "große Nährwertkennzeichnung auch für Fertigprodukte", die es dem Konsumenten ermöglicht, eine Auswahl an gesunden Produkten auch über den Gehalt an Zucker, gesättigten Fettsäuren, Ballaststoffen und Kochsalz zu treffen.
Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz unterstützte die Fachtagung. Weitere Kooperationspartner waren die Akademien für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.
Neben Veranstaltungen wie der Fachtagung in Würzburg hat der Fachinformationsdienst Lebenswissenschaften, Umwelt und Gesundheit (FLUGS) auch weitere Informationsangebote wie Publikationen zu aktuellen umwelt- und gesundheitsrelevanten Fragestellungen, einen umfangreichen Internetauftritt oder einen telefonischen Auskunftsdienst. FLUGS will Multiplikatoren des Umwelt- und Gesundheitswesens aus Ämtern und Behörden, Beratungseinrichtungen und interessierten Vereinigungen aktuelle Erkenntnisse der Umwelt- und Gesundheitsforschung schnell und unbürokratisch zugänglich machen. Dafür wurde ein umfangreiches Netz aufgebaut, an welchem universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Fachbehörden und Unternehmen aktiv teilhaben und ihr Expertenwissen zur Verfügung stellen. Das GSF-Forschungszentrum als größte deutsche Forschungseinrichtung an der Schnittstelle zwischen Umwelt-und Gesundheitswissenschaften ist als Standort für einen solchen Informationsdienst in besonderer Weise geeignet.
Für weitere Informationen:
GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 089/3187-2460
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www.gsf.de/flugs
Quelle: Würzburg [ GSF ]