Godesberger Ernährungsforum 2004
Unter Katabolie versteht man den gesteigerten Abbau der Energiesubstrate Glykogen (kurzfristiger Energielieferant), Eiweiß (Muskelschwund) und Fett (Gewichtsverlust). Folgen der Katabolie sind Malnutrition, Schwäche und Immobilisation, Ateminsuffizienz, Immunsuppression und Wundheilungsstörungen. Die Katabolie kann durch Messung der Stickstoffbilanz, des Gewichts und der Magermasse (lean body mass) quantifiziert und durch klinische Zeichen wie Dystrophie und Kachexieregistriert werden.
Untergewicht ist definiert als ein Gewichtsverlust von ca. 20% unterhalb der Norm. In letzter Zeit hat sich der "body mass index" (BMI) als Gewichtsklassifikation durchgesetzt. Der BMI berechnet sich aus Körpergewicht in kg geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Meter. Im Gegensatz zum Gewicht kann für den BMI ein Normalbereich für Männer und Frauen angegeben werden (19-25 kg/m2).
Godesberger Ernährungsforum 2004
Unter Katabolie versteht man den gesteigerten Abbau der Energiesubstrate Glykogen (kurzfristiger Energielieferant), Eiweiß (Muskelschwund) und Fett (Gewichtsverlust). Folgen der Katabolie sind Malnutrition, Schwäche und Immobilisation, Ateminsuffizienz, Immunsuppression und Wundheilungsstörungen. Die Katabolie kann durch Messung der Stickstoffbilanz, des Gewichts und der Magermasse (lean body mass) quantifiziert und durch klinische Zeichen wie Dystrophie und Kachexieregistriert werden.
Untergewicht ist definiert als ein Gewichtsverlust von ca. 20% unterhalb der Norm. In letzter Zeit hat sich der "body mass index" (BMI) als Gewichtsklassifikation durchgesetzt. Der BMI berechnet sich aus Körpergewicht in kg geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Meter. Im Gegensatz zum Gewicht kann für den BMI ein Normalbereich für Männer und Frauen angegeben werden (19-25 kg/m2).
Zu Katabolie und Untergewicht kommt es durch mangelnde Zufuhr von Makronährstoffen (Energieträgern) oder durch inadäquaten Verbrauch endogener Reserven oder eine Kombination von beidem. Häufige Ursachen für Katabolie und Untergewicht sind
- Malnutrition (Hunger, einseitige Ernährung),
- konsumierende Erkrankungen (Darmerkrankungen, Tbc und andere chronische
Entzündungen sowie Tumorerkrankungen), - akuter Stress durch Trauma oder Sepsis bei Intensivpatienten ("kritisch Kranke").
Während Hunger bei Gesunden zu einer Umstellung des Stoffwechsels im Sinne eines "Sparprogramms" zwecks möglichst langem Erhalt der endogenen Reserven führt, bewirken Krankheiten vielfach das Gegenteil. Insbesondere bei den kritisch Kranken bewirkt der akute Stress eine Stoffwechselumstellung, die durch einen erhöhten Glukoseumsatz, einen erhöhten Umsatz freier Fettsäuren und einen erhöhten Proteinkatabolismus bei gleichzeitig reduzierter Glukoneogenese und Proteinsynthese gekennzeichnet ist. Dieser pathologische Stoffwechselzustand wird durch eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems (Ausschüttung von Adrenalin, Cortisol und Glukagon) und Freisetzung von entzündungsfördernden Zytokinen (TNF-?, IL-1, IL-6) getriggert.
Unterernährung als Ursache für Katabolie kommt nicht nur in Hungerländern der "Dritten Welt", sondern auch in Industrienationen, hier besonders bei alten und sozial schwachen Menschen, vor. Man unterscheidet Marasmus (< 60% des Referenzgewichts, Schwäche) von Kwashiorkor (> 60% des Referenzgewichts, Hungerödeme); zwei Formen der Unterernährung, welche unter dem Begriff "Protein-Energie-Malnutrition" (PEM) zusammengefasst werden. Malnutrition, d.h. Untergewicht, Vitaminmangel etc., wird bei bis zu 83% der älteren Menschen in Institutionen und bis zu 31% der zuhause lebenden älteren Menschen beobachtet. Neuere Studien zeigen, dass gerade im Krankenhaus Malnutrition zu wenig beachtet wird.
Die Therapieansätze bei Katabolie und Untergewicht richten sich nach den Ursachen. Während bei kritisch Kranken primäres Ziel die Behandlung der Grunderkrankung und der damit zusammenhängenden Stressreaktionen ist, muss bei Hungernden und bei Malnutrition des älteren Menschen vor allem die Nahrungszufuhr optimiert werden. Dabei sind die allgemeinen Empfehlungen zur Nährstoffzufuhr (siehe z.B. Empfehlungen der DGE, Leitlinien der DGEM) zu beachten. Proteine (bzw. Aminosäuren bei künstlicher Ernährung über die Vene) sind essenzieller Bestandteil jeder Ernährung. Proteine bzw. Aminosäuren sollen bedarfsgerecht zugeführt werden, dies gilt insbesondere in kritischen Phasen wie Katabolie durch Hunger oder Stress. Die Bedarfsermittlung erfolgt durch Messung des Stickstoffverlusts unter proteinfreier Ernährung oder des Proteinbedarfs zum Erhalt einer ausgeglichenen Stickstoffbilanz. Gerade bei Patienten kann sich sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig von Eiweiß schädlich auswirken. Auch Proteinqualität bzw. Aminosäurenzusammensetzung sollten beachtet werden. Zusammenfassend spielen Proteine eine zentrale, aber keine alleinige Rolle in der Behandlung von Katabolie durch Hunger oder Stress.
Quelle: Bad Godesberg [ Prof. Dr. Stephan Bischoff, Medizinische Hochschule Hannover ]