Jedes Jahr kommen in Deutschland 500 bis 800 Säuglinge mit Neuralrohrdefekten (z.B. einem offenen Rücken) zur Welt. Jährlich wird bei weiteren 500 Schwangerschaften diese schwere Fehlbildung bei Vorsorgeuntersuchungen festgestellt und die Schwangerschaft abgebrochen. Dies verursacht großes Leid bei den Betroffenen und ist mit hohen Folgekosten für die Gemeinschaft verbunden. Ein wirksames Mittel, die Zahl der Neuralrohrdefekte zu verringern, besteht in der Verbesserung der Versorgung mit dem Vitamin Folsäure. Verschiedene Untersuchungen sowie eigene Daten aus den Gesundheitssurveys des RKI zeigen, dass die Folsäurezufuhr selbst bei ausgewogener Ernährung, generell zu niedrig ist und deshalb supplementiert werden sollte.
Eine Mehlanreicherung würde die Folsäureversorgung in Deutschland flächendeckend verbessern. Das zeigt eine Simulationsrechnung, die das Robert Koch-Institut am 17. März 2005 auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Kiel vorgestellt hat. Die Berechnung wurde durchgeführt, um die Auswirkungen einer Anreicherung von Mehl mit Folsäure auf die Folsäureversorgung zu bestimmen. Die Analyse wurde auf der Basis der letzten für die gesamte Bundesrepublik repräsentativen Ernährungserhebung durchgeführt. Die Simulationsrechnung war Teil eines Forschungsprojektes, das vom Bundesinstitut für Risikobewertung im Auftrag des Bundesministeriums für Verbraucherschutz koordiniert und finanziert wurde. Auch das Institut für Kinderernährung in Dortmund war an dem Projekt beteiligt.Jedes Jahr kommen in Deutschland 500 bis 800 Säuglinge mit Neuralrohrdefekten (z.B. einem offenen Rücken) zur Welt. Jährlich wird bei weiteren 500 Schwangerschaften diese schwere Fehlbildung bei Vorsorgeuntersuchungen festgestellt und die Schwangerschaft abgebrochen. Dies verursacht großes Leid bei den Betroffenen und ist mit hohen Folgekosten für die Gemeinschaft verbunden. Ein wirksames Mittel, die Zahl der Neuralrohrdefekte zu verringern, besteht in der Verbesserung der Versorgung mit dem Vitamin Folsäure. Verschiedene Untersuchungen sowie eigene Daten aus den Gesundheitssurveys des RKI zeigen, dass die Folsäurezufuhr selbst bei ausgewogener Ernährung, generell zu niedrig ist und deshalb supplementiert werden sollte.
Seit zehn Jahren wird Frauen mit Kinderwunsch empfohlen, folsäurehaltige Supplemente in Form von Tabletten einzunehmen. Dies hatte bislang aber weder in Deutschland noch in einem anderen Staat einen ausreichenden Erfolg. Eine Studie in München ergab, dass auch zwei Jahre nach Bekanntmachung der Empfehlung weniger als 5 % von 253 befragten Wöchnerinnen folsäurehaltige Supplemente eingenommen haben. Dies gilt umso mehr für sozial benachteiligte Frauen.
Um die Versorgungslage flächendeckend zu verbessern werden in mehreren Staaten Grundnahrungsmittel mit Folsäure angereichert. Auch in Deutschland werden viele Lebensmittel mit Folsäure angereichert, vor allem Frühstückscerealien, Milchprodukte, Multivitamingetränke und neuerdings auch Speisesalz. Da aber nicht alle Bevölkerungsgruppen diese Lebensmittel (regelmäßig) konsumieren, wäre es wirkungsvoller, ausgewählte Grundnahrungsmittel wie Mehl beziehungsweise Brot mit Folsäure anzureichern, wie dies zum Beispiel in den USA und Kanada erfolgreich praktiziert wird. Hier konnte mit einer vergleichsweise geringen Anreicherung von 140 µg Folsäure pro 100 g Mehl eine Reduktion von Neuralrohrdefekten um 20 bis 50 % erreicht werden.
Die Simulation für Deutschland zeigt, dass nur ein sehr geringer Prozentsatz der Bevölkerung die empfohlene "sichere Gesamtzufuhrmenge" überschreiten würde. Das wäre aber ausschließlich auf den gleichzeitigen Konsum hochangereicherter Lebensmittel zurückzuführen. Die bislang unkontrollierte Anreicherung anderer Lebensmittel sollte daher begrenzt werden. Für ein optimales Versorgungsniveau zur Verhütung von Neuralrohrdefekten würde allerdings auch weiterhin allen Frauen mit Kinderwunsch die zusätzliche Einnahme von Supplementen empfohlen, auch wenn das Risiko eines Neuralrohrdefektes durch die allgemeine Verbesserung des Versorgungsniveaus bereits deutlich reduziert würde.
Weitere Informationen: www.rki.de (Gesundheit von A-Z, Stichwort Ernährung)
Quelle: Berlin [ rki ]