41. Kulmbacher Woche - Kurzfassung
In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden in einer Vielzahl von Ländern Langzeitstudien mit Freiwilligen gestartet, die den gesundheitlichen Status von Vegetariern und Nichtvegetariern vergleichend untersuchten. Vier aus dieser Gruppe von Studien sollen hier in Bezug auf ihre Aussage zu Fleisch und Krebs und im Vergleich zu anderen Faktoren dargestellt werden.
41. Kulmbacher Woche - Kurzfassung
In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden in einer Vielzahl von Ländern Langzeitstudien mit Freiwilligen gestartet, die den gesundheitlichen Status von Vegetariern und Nichtvegetariern vergleichend untersuchten. Vier aus dieser Gruppe von Studien sollen hier in Bezug auf ihre Aussage zu Fleisch und Krebs und im Vergleich zu anderen Faktoren dargestellt werden.
Die deutsche Langzeitstudie, im Folgenden Heidelberger Vegetarierstudie genannt, dauerte von 1978 - 1999. An ihr nahmen 1904 Teilnehmer (1046 Frauen, 858 Männer) teil, von denen 1225 Personen kein Fleisch verzehrten. Ende 1999 waren 28 % der Teilnehmer verstorben. Die Todesursachen wurden in Beziehung gesetzt zur Gesamtsterblichkeit der deutschen Bevölkerung. Da diese Standard-Mortalitätsrate nur 59 % im Vergleich zur Gesamtbevölkerung betrug, war die Gruppe insgesamt gesünder als der Durchschnitt der Deutschen. Außer bei Tod durch Herz- und Kreislaufversagen starben Fleischesser an allen anderen Todesarten in geringerem Ausmaß als die Vegetarier. Die Leitung der Studie kommt daher zu dem Schluss: "Ein bisschen Fleisch schadet nicht, wenn man gesund lebt". Die Aussage zeigt, dass man eigentlich ein anderes Ergebnis erwartete, die Fakten aber minimalisiert dargestellt werden.
Die Nurses'Health Study von 1980 - 1986 umfasste ca. 88.000 Krankenschwestern in den USA, die im Nachhinein und durch gelegentliche Wochenprotokolle auf ihre Verzehrsgewohnheiten hin in jeweils 5 Gruppen (Quintile) unterteilt wurden. Diese wurden in Beziehung zum Auftreten von Darmkrebs und Brustkrebs gesetzt und das relative Risiko zum Nichtverzehr u. a. von rotem und weißem Fleisch ermittelt. Bei Fleischverzehr wurde der Fettgehalt berechnet und alle tierischen Fette addiert. Es ergab sich bei Brustkrebs eher ein vermindertes Risiko durch tierische Fette, bei Darmkrebs ein relatives Risiko von 1.2 bei der in Deutschland bei Frauen üblichen Aufnahme von tierischem Fett im Vergleich zu denen, die keine Tierfette (d. h. auch keine Milch(produkte) verzehrten.
Fast gleichzeitig wurde eine Studie bei Männern (Health Professional Follow-up Study) durchgeführt. In der Nurses'Health Study betrug das Risiko der Frauen mit einer Körpergröße von 164 - 168 cm an Colonkrebs zu erkranken 1.22, das der Männer in der Follow-up Studie bei der gleichen Größe 1.28. Ein Body Mass Index von 25 - 29, d. h. leichtes Übergewicht, wies ein relatives Risiko an Colonkrebs zu erkranken bei Frauen bei 1.11 und Männern bei 1.54 auf. Fazit: Fleisch zu essen verursacht in etwa das gleiche Risiko wie 1,66 cm groß oder leicht übergewichtig zu sein, um an Colonkrebs zu erkranken.
Die EPIC-Studie in 10 europäischen Ländern mit ca. 520.000 Teilnehmern (366.000 Frauen und 153.000 Männern) dauerte insgesamt von 1992 - 2000, in Deutschland (Potsdam und Heidelberg) mit ca. 50.000 Personen im Alter von 35 - 66 Jahren (mittleres Alter 53 Jahre) von 1994 - 1998. Die Verzehrsmengen an Fleisch und Fleischerzeugnissen entsprachen den Werten des Deutschen Ernährungsberichts von 1994. Bei rohem Fleisch und seinen Produkten lag das relative Darmkrebsrisiko bei 1.0 - 1.25 (z. B. Wurst 1.05, Schweinefleisch 1.18); bei Fisch und Geflügel bei 0.71 resp. 0.94 im Vergleich zum Nichtverzehr. Nur bei extremen Verzehrsmengen lagen die Risiken wesentlich darüber.
Im Vergleich: Laut EPIC-Studie lag bei 15 - 24 Zigaretten/Tag das Magenkrebsrisiko bei 2.39, das Lungenkrebsrisiko bei 22.5 bei Männern. Dies relativiert das Fleischverzehrsrisiko. So stellt schon die Heidelberger Vegetarierstudie fest, obwohl Vegetarier ein relatives Mortalitätsrisiko von 1.10 zu den Nichtvegetariern aufwiesen, dass dieser Unterschied keinen Effekt manifestiere. So sei es denn! Genießen wir weiter Fleisch in Maßen.
Quelle: Kulmbach [ HONIKEL, K. O ]