Zu Vorsicht beim Ratschlag zur salzarmen Kost bei Kindern mahnt der amerikanische Hochdruck-Spezialist Professor Dr. Michael Alderman aus New York. Es ist nach seinen Angaben nicht belegt, dass sich dadurch einem Bluthochdruck vorbeugen lässt und es ist keineswegs sicher, dass die Salzrestriktion Kindern und Jugendlichen nicht sogar schadet.
Zu Vorsicht beim Ratschlag zur salzarmen Kost bei Kindern mahnt der amerikanische Hochdruck-Spezialist Professor Dr. Michael Alderman aus New York. Es ist nach seinen Angaben nicht belegt, dass sich dadurch einem Bluthochdruck vorbeugen lässt und es ist keineswegs sicher, dass die Salzrestriktion Kindern und Jugendlichen nicht sogar schadet.
Der amerikanische Mediziner reagiert mit seiner Kritik auf eine Zusammenschau von Studien, wonach angeblich ein Mehrkonsum von 1 Gramm Salz pro Tag bei Kindern den Blutdruck um 0,4 mmHg steigert. Das aber ist nur ein Mittelwert, bei dessen Interpretation man äußerst vorsichtig sein sollte. "Denn wir wissen, dass die Reaktion des Blutdrucks auf Veränderungen bei der Ernährung sehr variabel ist", schreibt Aldermann in einem Kommentar in der Fachzeitschrift "Journal of Human Hypertension" (Online Publikation, 2007, 1-3).
Bei den meisten Menschen ergibt sich nach seinen Angaben bei Veränderungen der Salzzufuhr in weiten Bereichen keine Veränderung des Blutdrucks. Denn, so Alderman, bei Gesunden wird ein Überschuss an Salz einfach über die Nieren wieder ausgeschieden. Es gibt allerdings Menschen, bei denen der Blutdruck unter vermehrter Salzaufnahme ansteigt, ebenso aber gibt es auch Menschen, die auf eine salzarme Kost mit sinkenden Blutdruckwerten reagieren. Die genauen Ursachen dieses Phänomens sind bislang nicht bekannt. Es lässt sich auch nicht vorhersagen, wie im Einzelfall der Blutdruck reagieren wird.
Mit Rückschlüssen aus der in Studien beobachteten leichten Blutdruckerhöhung bei vermehrter Salzzufuhr bei Heranwachsenden (4 bis 18 Jahre) sollte man nach Alderman deshalb vorsichtig sein. Das gilt umso mehr, als die Datenzur Salzaufnahme auf Ernährungsprotokollen basieren und nicht durch objektive Messungen erhoben wurden. Der Zusammenhang ist zudem fraglich. Denn er verliert sich laut Alderman, wenn die Energiezufuhr mit berücksichtigt wird. Diese aber nimmt, ebenso wie der Salzkonsum, bei den Kindern zwangsläufig mit steigendem Alter zu.
Bedauerlich ist nach Meinung des Hochdruck-Experten außerdem, dass in der publizierten Zusammenschau keinerlei Angaben zu anderen Faktoren gemacht werden. Denn die Blutdruckhöhe wird maßgeblich durch die Statur der Kinder und speziell durch den Body-Mass-Index (BMI) beeinflusst sowie durch denallgemeinen Lebensstil und vor allem durch die sportlichen Aktivität.
So fraglich wie der Zusammenhang zwischen Salzverzehr und Blutdruck damit bei Kindern ist, so fraglich sind nach Alderman auch die Konsequenzen, die aus der Erhebung zu ziehen sind. Der Mediziner warnt deshalb eindringlich davor, aufgrund der vagen Daten Kinder und Jugendliche zur Salzrestriktion anzuhalten, wie es in der kritisierten Publikation geschieht. Denn es ist bislang nie untersucht worden, dass eine Salzbeschränkung gesundheitlich unbedenklich ist. Aus Studien bei Erwachsenen gibt es sogar Hinweise darauf, dass streng salzarme Kost riskant für Herz und Gefäße sein kann: Wird die Salzzufuhr nachhaltig gedrosselt, so reagiert der Körper darauf mit einer erhöhten Aktivität des sympathischen Nervensystems. Es werden vermehrt Botenstoffe wie Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet, welche für eine Verengung der Blutgefässe sorgen. Parallel dazu geht die Insulinempfindlichkeit zurück, eine Reaktion, die möglicherweise der Entwicklung eines Diabetes mellitus den Weg bereiten kann.
Solange nicht klar ist, ob solche Reaktionen auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten, sollte man nach Ansicht des US-Hochdruckforschers zurückhaltend mit allgemeinen Empfehlungen zu ihrem Salzkonsum sein. Ob eine solche Empfehlung ratsam oder möglicherweise sogar gesundheitlich problematisch ist, müsste erst in kontrollierten Studien untersucht werden. Solange entsprechende Daten nicht vorliegen, ist jedoch Vorsicht angesagt. Alderman: "Das ist der sicherste Weg, um Kinder vor gesundheitlichen Gefahren zu bewahren."
Quelle: Berlin [ VKS ]