BfN-Präsidentin Jessel: Ausbreitung sollte verhindert werden
Die aus Nordamerika stammende Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) verursacht in vielen Gebieten der Erde Probleme für die menschliche Gesundheit und die Landwirtschaft und steht in Deutschland seit 2005 verstärkt in der Aufmerksamkeit der Fachöffentlichkeit und der Medien. Lange Zeit kam die Wärme liebende Pflanze bei uns nur vereinzelt vor.
BfN-Präsidentin Jessel: Ausbreitung sollte verhindert werden
Die aus Nordamerika stammende Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) verursacht in vielen Gebieten der Erde Probleme für die menschliche Gesundheit und die Landwirtschaft und steht in Deutschland seit 2005 verstärkt in der Aufmerksamkeit der Fachöffentlichkeit und der Medien. Lange Zeit kam die Wärme liebende Pflanze bei uns nur vereinzelt vor.
Wie eine Studie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zeigt, hat sich die Art in den letzten Jahren ausgebreitet und kommt inzwischen deutschlandweit in 267 Landkreisen vor. Die zumeist kleinen Bestände wachsen in Gärten, wohin sie meist mit verunreinigtem Vogelfutter gelangen und von wo aus sie verwildern und sich in die freie Landschaft ausbreiten können. In einigen Bundesländern, überwiegend im Süden Deutschlands, wurden bereits größere Vorkommen in der freien Natur gefunden. Insgesamt vermag die Art eine große Bandbreite von Standorten zu besiedeln, wobei meist stark menschlich geprägte Flächen betroffen sind, aber auch Naturschutzgebiete. Die Pollen der Pflanze können starke Allergien auslösen. Mit bis zu 47 Mio. Euro an dadurch jährlich im Gesundheitswesen verursachten Kosten kann die Beifussblättrige Ambrosie als die teuerste Pflanze Deutschlands gelten. Zumindest potentiell ist ihre Ausbreitung in Deutschland neben den gesundheitlichen Auswirkungen auch für den Naturschutz problematisch. Dies gilt aufgrund von Verdrängungseffekten besonders für Vorkommen in Sandmagerrasen. Zusätzlich birgt ihre weitere Ausbreitung indirekte Gefahren, indem naturschutzfachlich bedeutsame Vegetation auf den betroffenen Flächen in Mitleidenschaft gezogen werden kann, wenn die Art durch Gegenmaßnahmen wie Herbizideinsatz oder Mahd bekämpft wird.
"Aus Gründen der Gesundheitsfürsorge und wegen der noch nicht hinreichend geklärten Einflüsse auf die heimische Vegetation sollten unachtsame Aktivitäten, durch die die weitere Ausbreitung der Art begünstigt werden kann, vermieden werden", sagte Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz zur BfN-Studie.
"Auch Privatpersonen können einen wichtigen Beitrag gegen die Ausbreitung leisten, indem sie ihren Garten regelmäßig auf Ambrosia- Pflanzen kontrollieren und diese, wenn möglich, vor der Blütezeit mitsamt der Wurzel ausreißen und im Hausmüll entsorgen. Vogelfreunde sollten die Wintervogelfütterung auf Flächen in ihrem Garten beschränken, die sie regelmäßig kontrollieren. Beim Kauf von Vogelfutter sollte man nach ambrosiafreiem Vogelfutter fragen", rät die BfN-Präsidentin.
Die Studie ist unter der Nummer 235 in der BfN-Skriptenreihe publiziert und steht unter www.neophyten.de zum download zur Verfügung.
Weitere Informationen:
www.neophyten.de/handbuch/ambrosiaartemisiifolia.html
Hintergrundinformationen zur Beifußblättrige Ambrosie
Die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisifolia) ist eine unauffällige Art aus der Familie der Korbblütler, die ihren Namen der Ähnlichkeit mit dem Gemeinen Beifuß (Artemisia vulgaris) verdankt. Sie breitet sich als einjährige Art über Samen aus und kann je nach Standortbedingungen bis zu zwei Meter groß werden, meist ist sie in Deutschland jedoch kleiner.
Die Sprosse der Beifußblättrigen Ambrosie sind verzweigt oder unverzweigt und tragen zweifach fiederteilige Blätter. Die gelblichen Blüten sind getrennt geschlechtlich. Männliche Blütenköpfe entwickeln sich am Ende der Sprossachse oder der Seitenzweige und sind hier traubig angeordnet. Als windblütige Art produziert die Beifußblättrige Ambrosie eine große Menge an Pollen. Weibliche Blütenköpfe sind einblütig, sitzend und befinden sich am Grund des männlichen Blütenstandes oder in den Achseln der oberen Blätter.
Die Frucht ist etwa 2,5 mm breit, 3,5 mm lang und im oberen Bereich etwa 2 mm ausgezogen. Sie enthält einen einzigen Samen. Bei einer großen Pflanze wurden bis zu 62.000 Samen nachgewiesen, eine durchschnittlich große Pflanze produziert ca. 3000 bis 4000 Samen.
Ursprünglich in Nordamerika beheimatet, wo sie in der Landwirtschaft ein gefürchtetes Unkraut ist, wurde die Pflanze Mitte des 19.
Jahrhunderts nach Südeuropa eingeschleppt. Ab etwa 1990 hat sie sich, unterstützt durch menschliche Aktivitäten, in Mitteleuropa rasant ausgebreitet. Die Beifußblättrige Ambrosie kommt heute in zahlreichen europäischen Ländern vor und hat teils beachtliche Bestandsgrößen erreicht. Bislang waren hiervon besonders wärmere Gebiete in Süd- und Osteuropa betroffen. Begünstigt durch die Klimaerwärmung wird aber eine Zunahme der Ambrosia-Bestände zunehmend auch in verschiedenen Ländern mit kühlerem Klima beobachtet, z.B. in Schweden.
Die Ambrosie kann schwere Pollenallergien und Asthma beim Menschen hervorrufen. Bis zu zwölf Prozent der Bevölkerung leiden in Gebieten mit großen Ambrosia-Vorkommen, wie z. B. einigen Regionen Frankreichs und Italiens, an Allergien in Zusammenhang mit Ambrosia-Pollen. Solche Allergien verursachen im deutschen Gesundheitswesen laut einer Studie des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2003 bereits zwischen 17 und 47 Millionen Euro Kosten jährlich - Tendenz steigend, sollte es zu einer weiteren Ausbreitung der Pflanze kommen.
Quelle: Bonn [ BfN ]