Wie schon im vergangenen Jahr hat foodwatch von einem anerkannten Labor Weihnachtsgebäck auf Acrylamid untersuchen lassen. Acrylamid gilt als krebsverdächtig und erbgutverändernd. Daher wird empfohlen, möglichst wenig davon zu sich zu nehmen. Acrylamid entsteht beim Erhitzen von stärkehaltigen Lebensmitteln. Während es für die häusliche Zubereitung von Speisen Empfehlungen zur Acrylamid-Minimierung gibt, werden Verbraucher beim Gang zum Supermarkt im Stich gelassen: Herstellern und Behörden liegen tausende von Testergebnissen vor. Die Verbraucherinnen und Verbraucher erfahren jedoch nicht, wie stark bestimmte Produkte belastet sind, obwohl sie durch gezielte Produktwahl ihre Acrylamidbelastung drastisch senken könnten.
Hintergrund der Tests
Wie schon im vergangenen Jahr hat foodwatch von einem anerkannten Labor Weihnachtsgebäck auf Acrylamid untersuchen lassen. Acrylamid gilt als krebsverdächtig und erbgutverändernd. Daher wird empfohlen, möglichst wenig davon zu sich zu nehmen. Acrylamid entsteht beim Erhitzen von stärkehaltigen Lebensmitteln. Während es für die häusliche Zubereitung von Speisen Empfehlungen zur Acrylamid-Minimierung gibt, werden Verbraucher beim Gang zum Supermarkt im Stich gelassen: Herstellern und Behörden liegen tausende von Testergebnissen vor. Die Verbraucherinnen und Verbraucher erfahren jedoch nicht, wie stark bestimmte Produkte belastet sind, obwohl sie durch gezielte Produktwahl ihre Acrylamidbelastung drastisch senken könnten.
Zusammenfassung der foodwatch-Testergebnisse
Die am stärksten belastete Lebkuchenpackung enthält genau soviel Acrylamid wie 35 Packungen des geringst belasteten Produkts. Im Vergleich zum Vorjahrestest haben die Hersteller bei zehn Produkten (50%) die Belastung zum Teil erheblich gesenkt. Das Knowhow und die Technik sind also vorhanden. Dennoch haben sich bei sechs Produkten (30%) die Belastungswerte im Vergleich zum Vorjahr erhöht.
Verbraucherpolitische Bewertung und Konsequenzen
Die Regierung will Acrylamidbelastungen durch eine Minimierungsstrategie verringern. Dazu wurden pro Produktgruppe Signalwerte festgelegt. Der Signalwert ist jedoch kein Grenzwert für eine Unbedenklichkeit. Er markiert lediglich, dass ab dieser Schwelle das oberste Zehntel der besonders hoch belasteten Produkte beginnt. Hersteller, deren Produkte oberhalb des Signalwertes liegen, werden von der Regierung zur Minimierung aufgefordert. So sollen die Signalwerte nach und nach heruntergeschraubt werden. Sanktionsmaßnahmen sind jedoch nicht vorgesehen. Für Lebkuchen liegt der Signalwert immer noch bei 1.000 Mikrogramm/kg, für Spekulatius bei 710 Mikrogramm/kg. Obwohl der höchste von uns gemessene Acrylamidwert bei Lebkuchen mit
700 Mikrogramm/kg 35 Mal höher liegt als der niedrigste mit unter 20 Mikrogramm/kg, ist auch der schlechte Hersteller „aus dem Schneider“, denn er liegt ja unter dem Signalwert. Die Minimierungsstrategie der Bundesregierung schützt also die Hersteller und nicht die Verbraucher. Die Verbraucher müssen sogar befürchten, Produkte mit höherer Belastung als vor einem Jahr unfreiwillig zu kaufen. Die nahe liegende Konsequenz, die Acrylamidbelastung auf der Verpackung der betroffenen Lebensmittel anzugeben, lehnen Industrie und Regierung ab. In der Koalitionsvereinbarung der Regierung heißt es jedoch, der gesundheitliche Verbraucherschutz habe "absoluten Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen". Der Umgang mit der Acrylamid-Problematik zeigt, dass dies nicht in die Praxis umgesetzt wird. Wahlfreiheit gibt es nicht. Verbraucher, die ihre Acrylamid-Belastung senken wollen, können dies beim Einkauf nicht tun, weil es die dafür notwendige Information nicht gibt. Acrylamid ist die Nagelprobe für Vorsorgepolitik und symptomatisch für den Umgang der Lebensmittelindustrie mit Risiken. Durch die Veröffentlichung der Testergebnisse will foodwatch den Druck auf die Hersteller erhöhen und Verbrauchern Kriterien für die Kaufentscheidung bieten. Dass dieser Weg erfolgreich ist, hat sich bei den Kartoffelchipsherstellern bereits gezeigt. Nach zweistelligen Absatzeinbrüchen senkten diese die Belastungen um bis zu 80 Prozent.
Quelle: Berlin [ foodwatch ]