Lebensmittelsicherheit prägt nach BSE-Fällen in Canada und USA den Kongress - Kritik an Handelshemmnissen
Der 15. Welt Fleisch Kongress fand mit großer Aufmerksamkeit der kanadischen Öffentlichkeit Mitte Juni in Kanada statt. Unter dem Konferenzthema "The World Meat Industry at a Crossroads" trafen sich gut 500 Vertreter der internationalen Fleischwirtschaft sowie Regierungsvertreter aus aller Welt. Deutschland war mit zehn Teilnehmern präsent. Die Bundesregierung wurde von Dr. Hermann-Josef Schlöder, Leiter des Fleischreferats im BMVEL, vertreten. Deutschland im Vorstand des IMSIm Vorfeld der Konferenz fanden traditionell die Sitzungen der Arbeitsgruppen und die Mitgliederversammlung des International Meat Secretariat, IMS, statt. Bei den Vorstandswahlen wurde Franz Gausepohl auf Vorschlag des VDF einstimmig für eine weitere Amtsperiode von vier Jahren wiedergewählt. Zum neuen Präsidenten des Weltfleischverbandes wählte die Mitgliederversammlung Patrick Moore (Bord Bia, Irland). Der bisherige Präsident Philip Seng (US Meat Export Federation) stand nach achtjähriger Amtszeit nicht mehr für dieses Amt zur Verfügung. Im Namen der deutschen Delegation dankte Franz Gausepohl dem scheidenden Präsidenten für sein hervorragendes Engagement und hob dabei die positive Entwicklung des IMS unter seiner Präsidentschaft hervor. Das IMS arbeitet inzwischen eng mit internationalen Organisationen wie dem internationalen Tierseuchenamt in Paris, OIE, der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, OECD, der Weltgesundheitsorganisation, WHO, sowie dem bei der Welternährungsorganisation, FAO, angesiedelten Codex Alimentarius zusammen.
Lebensmittelsicherheit prägt nach BSE-Fällen in Canada und USA den Kongress - Kritik an Handelshemmnissen
Der 15. Welt Fleisch Kongress fand mit großer Aufmerksamkeit der kanadischen Öffentlichkeit Mitte Juni in Kanada statt. Unter dem Konferenzthema "The World Meat Industry at a Crossroads" trafen sich gut 500 Vertreter der internationalen Fleischwirtschaft sowie Regierungsvertreter aus aller Welt. Deutschland war mit zehn Teilnehmern präsent. Die Bundesregierung wurde von Dr. Hermann-Josef Schlöder, Leiter des Fleischreferats im BMVEL, vertreten.Deutschland im Vorstand des IMS
Im Vorfeld der Konferenz fanden traditionell die Sitzungen der Arbeitsgruppen und die Mitgliederversammlung des International Meat Secretariat, IMS, statt. Bei den Vorstandswahlen wurde Franz Gausepohl auf Vorschlag des VDF einstimmig für eine weitere Amtsperiode von vier Jahren wiedergewählt. Zum neuen Präsidenten des Weltfleischverbandes wählte die Mitgliederversammlung Patrick Moore (Bord Bia, Irland). Der bisherige Präsident Philip Seng (US Meat Export Federation) stand nach achtjähriger Amtszeit nicht mehr für dieses Amt zur Verfügung. Im Namen der deutschen Delegation dankte Franz Gausepohl dem scheidenden Präsidenten für sein hervorragendes Engagement und hob dabei die positive Entwicklung des IMS unter seiner Präsidentschaft hervor. Das IMS arbeitet inzwischen eng mit internationalen Organisationen wie dem internationalen Tierseuchenamt in Paris, OIE, der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, OECD, der Weltgesundheitsorganisation, WHO, sowie dem bei der Welternährungsorganisation, FAO, angesiedelten Codex Alimentarius zusammen.
Mit den aktuellen Themen "Ernährungswert von Fleisch" und "Tierschutz beim Transport" betraute die Mitgliederversammlung besondere Arbeitsgruppen. Ziel ist es, eine international gleichmäßige Umsetzung von Tierschutzmaßnahmen gemäß den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erreichen. Den positiven Ernährungs- und Gesundheitswert von rotem Fleisch haben Ernährungswissenschaftler in Australien und den USA in jüngster Zeit besonders hervorgehoben. In beiden Ländern fanden die Erkenntnisse breite Resonanz in den Medien und gaben so spürbar positive Impulse für den Verbrauch von Rind- und Schweinefleisch in diesen Ländern. Die eingesetzte IMS-Arbeitsgruppe soll die Wissenschaftler zusammenführen und zu einer Verbreitung der positiven Gesundheitsaspekte des Fleischverzehrs beitragen.
Lage und Entwicklung der internationalen Fleischmärkte
Zur Lage und Entwicklung der internationalen Fleischmärkte informierte Nancy Morgan, FAO, die IMS-Mitgliederversammlung über die Vorausschätzungen der Welternährungsorganisation.
Bei Rindfleisch wird im laufenden Jahr weltweit nur ein marginaler Produktionsanstieg um 0,3 % erwartet und mit einem spürbaren Rückgang der internationalen Exportmenge (-7,5 %) gerechnet. Einzelne Länder, allen voran Brasilien, werden jedoch steigende Exporte realisieren. Der Anteil Brasiliens an den gesamten Rindfleischexporten weltweit soll von 17 % in 2003 auf 22 % in 2004 ansteigen. Für die Preisentwicklung wird ein Anstieg um 19 % vorausgeschätzt. Die Rindfleischnachfrage wird nach Angaben der FAO bis 2010 um durchschnittlich 2,2 % pro Jahr zunehmen. Das Nachfragewachstum geht damit deutlich zurück. Zwischen 1992 und 1999 betrug die jährliche Wachstumsrate im Durchschnitt noch 3,15 %. Für die Industrieländer wird ein weiterer Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauchs auf ca. 21 kg/Jahr in 2010 erwartet (2004: 22,7 kg/Kopf). Demgegenüber rechnet man mit einem Verbrauchsanstieg bis 2010 in den Entwicklungsländern auf ca. 7 kg/Kopf (2004: 6,3 kg/Kopf) und in China auf ca. 6 kg/Kopf (2004: 4 kg/Kopf).
Spezifische Marktentwicklungen in verschiedenen Regionen der Welt wurden in einzelnen Referaten gesondert dargestellt. Für die EU trug der Generalsekretär der UECBV, Jean-Luc Meriaux, die Erwartungen vor. Die Situation für Afrika wurde von Ove Nielsen, Botswana Meat Commission, vorgestellt (Anlagen 9 und 10).
Die Weltproduktion von Schweinefleisch wird nach den Vorausschätzungen der FAO im laufenden Jahr um 1,5 % ausgedehnt, wobei der Anstieg fast vollständig in China realisiert werden wird. Der internationale Handel mit Schweinefleisch wird nach den Berechnungen der FAO weiter um 2 % zunehmen, wobei die Exporte vor allem aus China, den USA und Kanada zunehmen. Dagegen werden die brasilianischen Schweinefleischexporte nach einem rasanten Anstieg in den vergangenen Jahren in diesem Jahr aufgrund der russischen Importquoten drastisch um fast 40 % zurückgehen. Für den weltgrößten Importmarkt Japan erwartet die FAO eine Zunahme der Importmenge um gut 12 % auf 1 Mio. t.
Der Schweinefleischverbrauch wird 2004 weltweit um knapp 2 % ansteigen, wobei die Entwicklung regional sehr unterschiedlich ist. Das größte Verbrauchswachstum vollzieht sich in Südamerika (+ 6 %) und Asien (gut 3 %). Für Nordamerika und Afrika wird ein moderater Konsumanstieg von gut 1 % vorhergesagt, und für Europa rechnet die FAO mit einem Rückgang des Schweinefleischverbrauchs um - 1,5 %. Der Pro-Kopf-Verbrauch wird jedoch in Europa mit 44,5 kg weltweit am höchsten bleiben.
BSE in Canada und USA Thema
Der Welt Fleisch Kongress war beeinflusst vom Auftreten der BSE in Kanada und den USA. Der scheidende IMS-Präsident Philip Seng betonte in seiner Eröffnungsrede, dass BSE-Fälle inzwischen in 25 Ländern entdeckt worden sind. Diese Länder haben einen Anteil von 35 % an der Weltrindfleischproduktion. Die Rinderkrankheit sei damit zu einem globalen Problem geworden, das in enger internationaler Abstimmung gelöst werden müsse. Der kanadische Landwirtschaftsminister Bob Speller führte hierzu aus, dass die kanadische Regierung für einen einheitlichen BSE-Schutzstandard im internationalen Fleischhandel eintrete, der vom internationalen Tierseuchenamt, OIE, vorgegeben werden müsse. Diese Maßnahmen könnten nur auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, so dass angemessene, risikobasierte Maßnahmen zur Anwendung gelangen.
Ungerechtfertigte Handelsrestriktionen
Das derzeit bestehende Einfuhrverbot der USA gegenüber Kanada für lebende Rinder und Fleisch von Rindern über 30 Monate sowie Rindfleisch mit Knochen überzog den Kongress als hautnahes Beispiel für ungerechtfertigte Handelsrestriktionen, die vermehrt wegen Tierkrankheiten und Seuchen in verschiedenen Ländern ergriffen werden. Die Befürchtung, dass BSE vermehrt zum Anlass genommen wird, die heimischen Märkte abzuschotten, wurde von den meisten Kongressteilnehmern geteilt. Eine zentrale Forderung des Kongresses war es somit, dass Schutzmaßnahmen vor Tierseuchen und -krankheiten auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und entsprechend dem tatsächlichen Gefährdungsrisiko ergriffen werden dürfen.
Auch EU-Agrarkommissar Dr. Franz Fischler ging in seiner Ansprache auf diese Thematik ein. Er forderte einerseits, die handelsverzerrenden Maßnahmen im Rahmen der laufenden WTO-Verhandlungen zu reduzieren, und andererseits, dass Verbraucheransprüche in Bezug auf gesunde und sichere Nahrungsmittel sowie Umwelt- und Tierschutz ebenfalls im internationalen Handel berücksichtigt werden müssten.
Der Landwirtschaftsminister Mexikos Javier Bernado Usabiaga Arroyo gab Lebensmittelsicherheit und -qualität ebenfalls als oberste Ziele der mexikanischen Regierung im Sektor Nahrungsmittel an. Er betonte darüber hinaus, dass Mexiko seine Fleischproduktion und -exporte weiter ausdehnen werde.
Argentinien gegen Handelsbeschränkungen
Die tarifären und nichttarifären Barrieren für Fleischimporte vor allem in der EU, den USA, in Japan und Kanada prangerte der argentinische Staatssekretär für Landwirtschaft Dr. Miguel Santiago Campos an. Er forderte einen schnellen Abbau dieser Einfuhrbeschränkungen.
Mit wenig Überzeugungskraft schloss sich der für Agraraußenhandelsbeziehungen zuständige Sekretär im US-Landwirtschaftministerium Dr. Jim Butler der Forderung nach international anerkannten Standards für Nahrungsmittelsicherheit an. Vor dem Hintergrund der zahlreichen überzogenen Einfuhrbestimmungen der USA und den aktuellen Maßnahmen gegenüber Kanada wurde der US-Regierungsvertreter in der Diskussion scharf attackiert.
USA in besonderer Kritik
Der Präsident des Weltbauernverbandes Jack Wilkinson führte aus, dass kein anderes Land der Welt so protektionistisch ausgerichtet sei wie die USA. Dies gelte in Bezug auf Rindfleisch und treffe auch für nahezu alle anderen Agrarerzeugnisse zu. Die EU habe ebenfalls einen hohen Protektionsgrad, der abgebaut werden müsse. Internationale Organisationen wie WHO und OIE müssen nach Ansicht des Landwirtschaftsvertreters wesentlich mehr Bedeutung bekommen und tatsächliche Anerkennung finden.
Selbstbewusst stellte der stellvertretende brasilianische Landwirtschaftsminister Dr. José Amauri Dimarzio das beachtliche Produktionspotential seines Landes vor. Nach seinen Ausführungen wird der Weltfleischverbrauch bis 2010 auf 300 Mio. t ansteigen. Die zusätzliche Nachfrage könne durch ein stetiges Wachstum der brasilianischen Fleischerzeugung leicht befriedigt werden, wenn die Schranken für den internationalen Fleischhandel weiter abgebaut würden. Erwartet werde ein Produktionsanstieg in seinem Land von 18,3 Mio. t in 2003 auf 30 Mio. t in 2013.
Die agrarökonomische Beurteilung der marktpolitischen Maßnahmen in verschiedenen Ländern nahm der stellvertretende Direktor für Landwirtschaft bei der OECD Ken Ash vor. Im Ergebnis legte er dar, dass es wesentlich effektivere und weniger handelsbeeinflussende Alternativen zu den meisten agrarpolitischen Maßnahmen gäbe.
Aus Sicht eines weltumspannenden Finanzinstituts für die Ernährungswirtschaft stellte der Direktor der Rabobank Peter Greenberg die Herausforderungen und Möglichkeiten der zunehmenden Globalisierung im internationalen Fleischgeschäft dar. Er kam zu dem Schluss, dass das Erkennen von Trends sowie die Bereitschaft und individuellen Möglichkeiten der Unternehmen, hierauf zu reagieren, entscheidender seien denn je, um nachhaltigen Erfolg im internationalen Fleischgeschäft zu erzielen.
Nahrungsmittelsicherheit im Focus
Tierkennzeichnung und Rückverfolgbarkeit werden von nahezu allen Regierungs- und Unternehmensvertretern als wirksames Mittel zur Gewährleistung von Nahrungsmittelsicherheit proklamiert. Dabei wurde jedoch nicht deutlich, welche spezifischen Gefährdungspotentiale für den Verbraucher durch die Rückverfolgbarkeit minimiert werden sollen. Ebenso scheinen die Vorstellungen über die konkrete Umsetzung z.T. weit auseinander zu liegen.
Der Präsident der OIE Dr. Alejandro Thiermann machte hierzu deutlich, dass die Tierkennzeichnung vor allem ein Instrument zur Kontrolle von Tierkrankheiten und Seuchen sei. Da 75 % aller neuen Krankheiten ihren Ursprung in Tieren haben und die Globalisierung eine schnelle Verbreitung fördere, hätte die Überwachung der Tiere durch Rückverfolgbarkeitssysteme eine enorme Bedeutung erlangt.
Die weltweite BSE-Paranoia habe somit ihren Vorteil darin, dass solche Systeme nun überall zu Anwendung kommen. Die BSE selbst zähle nach wissenschaftlicher Erkenntnis jedoch nicht zu den bedrohlichen Krankheiten. Das BSE-Risiko sei äußerst gering und die Schutzmaßnahmen greifen. Handelsrestriktionen wegen BSE seien deshalb nicht gerechtfertigt. Im Übrigen sei klarzustellen, das der BSE-Schnelltest bei der Schlachtung keine Verbraucherschutzmaßnahme sei, sondern lediglich der epedemiologischen Überwachung diene. Das Fleisch eines Rindes ohne Test sei genauso sicher wie das Fleisch von Tieren mit Test. Entscheidend für den Verbraucherschutz sei hier allein die Entfernung von SRM.
In weiteren Beiträgen wurden Erfahrungen und Maßnahmen zur Gewährleistung von Nahrungsmittelsicherheit, Verbraucherverhalten und zum Ernährungswert von Fleisch vorgestellt und diskutiert.
Quelle: Bonn [ vdf ]