BLL sieht keine neue Erkenntnis im Film „Super Size Me“ - Versuch Übergewicht nur den Essenslieferanten anzulasten - Was aus dem Film zu lernen ist
Als extrem überzogen und realitätsfremd sieht der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) den Selbstversuch von Morgan Spurlock, Hauptdarsteller und Regisseur des amerikanischen Films „Super Size Me“. Er isst und trinkt täglich 5.000 Kilokalorien ausschließlich in Form typischer Fast-Food-Produkte – eine Menge, die den Energiebedarf um mehr als das Doppelte übersteigt.Ernährungswissenschaftler sind sich einig: Jeder Mensch, der so viele Kalorien zu sich nimmt und dabei wie Spurlock keine Energie durch körperliche Bewegung verbraucht, steigert sein Gewicht und beschert sich Gesundheitsprobleme. Folglich hätte Morgan Spurlock diesen Versuch mit jedem anderen Lebensmittel durchführen und ähnliche Ergebnisse erzielen können.
BLL sieht keine neue Erkenntnis im Film „Super Size Me“ - Versuch Übergewicht nur den Essenslieferanten anzulasten - Was aus dem Film zu lernen ist
Als extrem überzogen und realitätsfremd sieht der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) den Selbstversuch von Morgan Spurlock, Hauptdarsteller und Regisseur des amerikanischen Films „Super Size Me“. Er isst und trinkt täglich 5.000 Kilokalorien ausschließlich in Form typischer Fast-Food-Produkte – eine Menge, die den Energiebedarf um mehr als das Doppelte übersteigt.Ernährungswissenschaftler sind sich einig: Jeder Mensch, der so viele Kalorien zu sich nimmt und dabei wie Spurlock keine Energie durch körperliche Bewegung verbraucht, steigert sein Gewicht und beschert sich Gesundheitsprobleme. Folglich hätte Morgan Spurlock diesen Versuch mit jedem anderen Lebensmittel durchführen und ähnliche Ergebnisse erzielen können.
Deutsche Portionen nicht "super sized"
Zudem ist das gezeigte Übergrößen-Experiment Spurlocks nicht auf Deutschland übertragbar: Die Super-Size-Portionsgrößen wie sie in den USA auf dem Markt waren, gibt es in Europa nicht. Die Portionen hierzulande haben nichts mit den Mengen gemein, die sich Spurlock täglich einverleibt hat. Das deutsche Fast-Food-Angebot bietet außerdem eine größere Vielfalt an Lebensmitteln wie Salat und Obst, die in der einseitigen Auswahl Spurlocks nicht vorkommen. Zu viel Essen und Trinken und zu wenig Bewegung schaden der Gesundheit; das wird in „Super Size Me“ deutlich, wenngleich diese Erkenntnis allseits bekannt ist.
Der Film präsentiert dem Verbraucher den Fast-Food-Anbieter als vermeintlichen Verursacher von Übergewicht und entlässt ihn damit aus seiner eigenen Verantwortung, sich zu informieren, gesund zu ernähren und sich ausreichend zu bewegen.
Eine Fokussierung der Übergewichts-Diskussion auf einzelne Lebensmittel wird der komplexen Thematik nicht gerecht – dies belegen auch wissenschaftliche Arbeiten.
Ernährungsinfos müssen besser zu Verbrauchern durch dringen
Im Hinblick auf das steigende Übergewicht zeigt sich, dass bestimmten Verbrauchergruppen die Beziehung von Energieaufnahme und -verbrauch trotz vieler Informations- und Aufklärungsmaßnahmen noch nicht ausreichend vertraut ist.
Hier muss gezielt angesetzt und die Eigenverantwortung gestärkt werden. Die vom Bundesverbraucherministerium und der Lebensmittelwirtschaft initiierte Plattform „Ernährung und Bewegung“ wird ein wesentlicher Schritt dazu sein. Die Plattform wird ein Forum für alle gesellschaftlichen Bereiche, die dazu beitragen können und wollen, dass unsere Kinder einen gesunden Lebensstil führen, dass sie gesund essen und sich wieder mehr bewegen.
sueddeutsche.de: Bissige Fressorgie
[http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/201/35166/]
Susan Vahabzadeh beschreibt bei sueddeutsche.de zunächst mit einer gewissen Erfurcht die "selbstmörderische McDonalds-Diät" Spurlocks, bevor sie den Film relativiert:
"Die amerikanischen Probleme mit dem Übergewicht entstehen nicht, weil es McDonald’s gibt oder dort Super-Size-Portionen angeboten werden, sondern weil die Leute sie kaufen und verzehren. Spurlocks Sicht der Dinge, den Konsumenten gegenüber mehr als großzügig, ist einfacher und populistischer, als all den Nichtköchen und Gemüseverweigerern zu Leibe zu rücken, die zu faul sind oder nicht in der Lage, eine Kartoffel – wahrhaft kein kostspieliges Lebensmittel – auf eine Weise zuzubereiten, die den Cholesterinspiegel nicht zur Explosion bringt. "
welt.de: Das aufgepumpte Ich
[http://www.welt.de/data/2004/07/14/304992.html]
Mattthias Heine zeigt auf welt.de zunächst, dass Spurlocks Film auf sehr simple Weise die niederen Gelüste männlicher Reality-Stunt-Show-Gucker (Jackass etc.) bedient und betont auch, dass zwischen Produktion des Filmes und dem Start in den Kinos McDonalds in den USA das Angebot deutlich verbessert habe und auch "Leichteres" biete, dann aber nennt er einen Aspekt der beachtenswert ist:
"Doch "Super Size Me" erzählt mehr. Er zeigt, dass Essen eine Klassenfrage ist: Die Ernährungsberaterin, die Spurlock - neben drei Ärzten - als Schiedsrichterin und Sachverständige für sein Experiment verpflichtet, entstammt sichtbar einer Oberschichtwelt, in der Nichtrauchen und gesunde Ernährung ein Statussymbol sind, das man sich im Gegensatz zur dem eigenen Körper entfremdeten Masse eben leisten kann."
Und weiter:
"In einer Welt bildungsferner Unterprivilegierter, wo TV-Werbung die einzige Form von Öffentlichkeit ist, gleicht der Vorwurf, man hätte es doch aus Büchern und Zeitungen besser wissen können, einem hochmütigen Witz."
spiegel.de: Angriff der Killer-Burger
[http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,308577,00.html]
Auch Andreas Borcholte beschreibt in spiegel.de zunächst das Grauselige, das in dem Film zu sehen ist. Dann aber setzt er sich mit den Folgen des Filmes, vor allem bei McDonalds in den USA, auseinander:
"Ohne den Zusammenhang mit dem Film einzugestehen, wurde die "Super Size"-Option kurz vor dem US-Start aus dem Menü genommen - angeblich eine Entscheidung, die bereits Ende 2003 getroffen worden war. [...] Wiederum behauptet McDonald's, die Einführung der neuen Produktpalette sei reiner Zufall. Morgan Spurlock hat also viel erreicht mit seinem bösen kleinen Film."
Quelle: Ahrensburg [ Thomas Pröller mit Material von bll, süddeutsche.de, welt.de, spiegel.de ]