Falscher Einsatz in der Medizin

Das Problem ist schon seit Jahrzehnten bekannt, es wird aber immer drängender: die zunehmende Unempfindlichkeit bakterieller Infektionserreger gegen antimikrobiell wirkende Substanzen, die Antibiotika.

Exakte Zahlen gibt es nicht in ausreichendem Maße, aber immer wieder lassen alarmierende Befunde aufhorchen. So untersuchten zuletzt Wissenschaftler der Universitäten Ulm und Heidelberg Abstriche der Nasenschleimhaut von über 600 zufällig ausgewählten Patienten im Alter von über 40 Jahren. Davon waren mehr als ein Viertel Staphylokokkenträger, hiervon waren wieder 68 Prozent resistent gegen Penicillin.

Falscher Einsatz in der Medizin

Das Problem ist schon seit Jahrzehnten bekannt, es wird aber immer drängender: die zunehmende Unempfindlichkeit bakterieller Infektionserreger gegen antimikrobiell wirkende Substanzen, die Antibiotika.

Exakte Zahlen gibt es nicht in ausreichendem Maße, aber immer wieder lassen alarmierende Befunde aufhorchen. So untersuchten zuletzt Wissenschaftler der Universitäten Ulm und Heidelberg Abstriche der Nasenschleimhaut von über 600 zufällig ausgewählten Patienten im Alter von über 40 Jahren. Davon waren mehr als ein Viertel Staphylokokkenträger, hiervon waren wieder 68 Prozent resistent gegen Penicillin.

Auch die Tierhaltung wird immer wieder für die zunehmende Resistenzentwicklung verantwortlich gemacht. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat nun hierzu ein zweitägiges Experten-Symposium veranstaltet. Nach Einschätzung von Dr. Jürgen Wallmann, Referatsleiter für Biologische Untersuchungen und Antibiotikaresistenz beim BVL, kann man antibiotikaresistente Keime in Tierbeständen durch wirkungsvolle Management-Maßnahmen in den Griff bekommen. Dazu gehören natürlich bessere Hygiene in den Beständen aber auch ein vermehrter Einsatz von Impfstoffen gegen krankheitserregende Keime.

Wallmann weist auf die Details hin: "Auffällig ist, dass weder große noch kleine landwirtschaftliche Tierhaltungen besonders betroffen sind. Die Bundesländer, die noch über staatlich geführte Tiergesundheitsdienste verfügen, verzeichnen außerdem signifikant geringere Resistenzquoten in ihren Tierbeständen".

Besonders hinderlich für eine genaue Erfassung der Problematik und damit für eine verlässliche Ursachenanalyse, ist laut Wallmann das Fehlen einer gesetzlichen Regelung zur Erfassung der Abgabemengen und der genauen weiteren Verwendung der Antibiotika. "Ohne solche Auskünfte der Arzneimittelhersteller und Tierärzte ist eine weitere solide Evaluierung nicht möglich. Auch die Einbeziehung der Daten nicht-staatlicher Diagnostiklabore in das Nationale Resistenzmonitoring ist für wirklich aussagekräftige Ergebnisse unumgänglich. Hier gibt es vor allem im Geflügelbereich erheblichen Nachholbedarf."

Bei aller Selbstkritik: die Tiermedizin hat in vielen Bereichen schon gute Erfolge erzielt. Das erkennt offenbar auch die Humanmedizin an. Und hier liegt das wirkliche Dilemma: derselbe Verbraucher, der sich vor antibiotischen Rückständen in Fleisch, Milch und Eiern fürchtet, lässt sich noch am gleichen Tag von seinem Arzt gegen einen banalen - im schlimmsten Fall auch noch virusbedingten - Infekt ein Antibiotikum verschreiben. Und das ohne vorheriges Antibiogramm, mit dem man den wirksamsten Wirkstoff vorher bestimmen könnte und müsste. So lange sich hier nichts ändere, so die einhellige Meinung aller Experten, komme man beim Eindämmen der Resistenzentwicklung nicht weiter.

Quelle: Bonn [ Britta Klein - aid ]

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