Zarrentin Meat House mit Pilotanlage - Fördermittel aus Schwerin - Verbraucherministerium in Berlin b(l)ockt - Tiefer Eingriff in Ethik-Diskussion - Investitionsvolumen in der ersten Stufe über 43,012 Mio. Euro - 200 neue Arbeitsplätze zugesagt

Unser Aprilscherz 2005: Mit der Grundsteinlegung eines Biotechnologiezentrums in Zarrentin (Mecklenburg-Vorpommern) gelang der Zarrentin Meat House KG a.A. i.G. ein überraschender Paukenschlag: In dem neu entstehenden Technologiepark sollen bereits 2006 die ersten Tonnen Fleisch aus der Retorte gezogen werden. Das Prinzip

Das Grundprinzip der Anlage ist aus der Medizinforschung bekannt: dort werden seit längerem in der plastischen Chirurgie Knorpel und sogar ganze Ohrmuscheln aus ausgewählten Stammzellen auf Nährlösung "gezogen" um Schwerstunfallverletzten und Brandopfern möglichst gut verträglich zu helfen. Das ist zunächst Hochtechnologie im Reinraumlabor mit immensen Kosten je Implantat.

Zarrentin Meat House mit Pilotanlage - Fördermittel aus Schwerin - Verbraucherministerium in Berlin b(l)ockt - Tiefer Eingriff in Ethik-Diskussion - Investitionsvolumen in der ersten Stufe über 43,012 Mio. Euro - 200 neue Arbeitsplätze zugesagt

Unser Aprilscherz 2005: Mit der Grundsteinlegung eines Biotechnologiezentrums in Zarrentin (Mecklenburg-Vorpommern) gelang der Zarrentin Meat House KG a.A. i.G. ein überraschender Paukenschlag: In dem neu entstehenden Technologiepark sollen bereits 2006 die ersten Tonnen Fleisch aus der Retorte gezogen werden.

Das Prinzip

Das Grundprinzip der Anlage ist aus der Medizinforschung bekannt: dort werden seit längerem in der plastischen Chirurgie Knorpel und sogar ganze Ohrmuscheln aus ausgewählten Stammzellen auf Nährlösung "gezogen" um Schwerstunfallverletzten und Brandopfern möglichst gut verträglich zu helfen. Das ist zunächst Hochtechnologie im Reinraumlabor mit immensen Kosten je Implantat.

Hier nun beginnt die Geschichte des Immunbiologen Dr. August Prill der an der Charitée zu Berlin die Arbeitsgruppe "Nase" leitete. Dr. A. Prill, ein gebürtiger Zarrentiner, erzählte seinen Schulkameraden vom Justus-Liebig-Gymnasium bei einem Klassentreffen von seiner Arbeit. Wohl schon durch Bier etwas angeregt entwickelte sich ein Diskurs, wie denn diese wohl definierte "Fleischzucht" auch auf anderem Wege kommerziell genutzt werden könne.

Es war der Agraringenieur Karl M. Utzke der die Sache schließlich auf den Punkt brachte: Einerseits war das Treffen im Januar 2001, gut 2 Monate nach dem ersten BSE-Rind in Deutschland, also zu einer Phase in der "Rinderzüchter" ein satisfaktionsfähiges Schimpfwort war und eigentlich keiner mehr Fleisch essen wollte. Andererseits die Überlegung, dass Retortenfleisch frei der Problematik der Immunabstoßung deutlich leichter und auch kostengünstiger zu produzieren sei.

Eine überraschende Erbschaft der Frau Dr. A. Prills und die Überzeugungskünste Karl M. Utzkes gegenüber einer russisch-sizilianischen Gesellschaft für Risikokapital mbH (GfR) erlaubte es den Schulfreunden in der alten Meierei von Kölzin ein erstes Versuchslabor einzurichten. Zusammen mit einigen Kollegen aus der Berliner Projektgruppe, zwei ehemaligen Mitarbeitern des Instituts für Physik und Chemie des Fleisches der damaligen Bundesanstalt für Fleischforschung und diskretem Wachpersonal des Geldgebers GfR machten sich die beiden Firmengründer ans Werk.

Von Beginn an war die Forschungsarbeit des Teams darauf ausgelegt Fleischstücke nach Marktbedarf herzustellen. Das unbescheidene Ziel war es vom edlen Filet über das durchwachsene Bauchfleisch bis zum bindegewebsreichen Haxenfleisch tatsächlich gängige Fleischstrukturen aus der Retorte wachsen zu lassen.

Die passenden "Stammzellen" alleine genügten, wie die ersten Versuche zeigten, nicht aus um diese Differenzierung ausreichend auszuprägen. Schnell half hier die Erfahrung des Agraringenieurs und früheren Hochleistungssportlers Karl M. Mutzke über richtige Zusätze in der Nährlösung jeden Muskel auch passend und üppig wachsen zu lassen.

Die Umsetzung

Bis zu diesem Stadium war das Projekt auch mit tatkräftiger Unterstützung des Hauptinvestors GfR tatsächlich nur den direkt Beteiligten und deren Familien bekannt. Nach Antrag auf weltweiten Patentschutz für das Verfahren begann die praktische Umsetzung an mehreren Fronten.

Überraschend schnell war die Kommission in Brüssel zu der Auffassung gelangt, dass das "labor-Fleisch" im Grunde mit erschlachtetem Fleisch gleichzusetzen ist. Entsprechend steht bei der Herkunft das dreifache D für die Herkunft und Gestehung in Deutschland. Statt der Schlachtung wird die Fleischwerdung regelmäßig überwacht.

Als Standort für die erste Pilotfabrik war schnell Zarrentin ausgesucht. Gründe nach Aussagen Dr. A. Prills hierfür:

    • Hier ist die Idee entstanden.
    • Hier gibt es tatsächlich Fördermittel aus den Töpfen des rührigen Landwirtschaftsministers Dr. Backhaus (SPD).
    • Hier haben wir mit dem neuen Fleischwerk der EDEKA und dem Salamiwerk der Ludwigsluster Fleischwaren 2 Abnehmer, die auf besondere Fleischqualität wert legen.
    • Hier bekommen wir einen Standort, der für zu erwartende Expansionen ausreichend Platz bietet.

So entsteht in Zarrentin der erste Biotechnologiepark der Zarrentin Meat House KG a.A. i.G. mit einem Investitionsvolumen von über 43,012 Mio. Euro. Die Firmengründer versprechen mit Produktionsstart 200 neue Arbeitsplätze.

Für die Zukunft sind eigene Werke in Deutschland geplant. Für eine Expansion nach Europa und um den Globus ist ein Lizensierungsmodel mit Gebietsschutz im Gespräch. Erste Kontakte mit Risikokapitalgesellschaften in Hongkong, Japan, Lateinamerika und den USA sind geknüpft. Einige dieser Gesellschaften vertreten auch Interessen im Nahen Osten, in Afrika und Ozeanien.

Widerstand aus Berlin

Das Bundesministerium für Verbraucherschutz Ernährung und Landwirtschaft zeigt sich bei offiziellen Nachfragen zu dem Projekt äußerst wortkarg. Hinter vorgehaltener Hand allerdings ist zu hören, dass verschiedene Aspekte des Projekts einzelnen Entscheidern des Hauses nicht "passen".

Da sind die generellen Fleischgegner. Denen fehlt beim Retortenfleisch vieles was sie am Fleisch schlecht machen können:

    • keine tierquälerische Massentierhaltung
    • kein aufwändiger Futterexport aus aller Welt - die Nährlösungen werden weitgehend aus nachwachsenden Bio-Rohstoffen aus deutschen Landen hergestellt.
    • keine quälerischen Tiertransporte zu Tiertötungsfabriken
    • keine Treibhausgase durch furzende und rülpsende Rinder

Da sind die Ernährungswissenschaftler. Denen gehen auch viele Anti-Fleisch-Argumente aus:

    • Über die Nährlösung kann die Fettsäurezusammensetzung für die Menschen optimiert werden. Ausreichend Omega 3-Fettsäuren, dazu einfach ungesättigte und kurzkettige Fettsäuren wie immer gefordert machen das Retortenfleisch wertvoll.
    • Durch die richtige Auswahl an Stammzellen ist es möglich Magerfleisch mit einem Fettgehalt um 4 % zu erzeugen, das durch die gleichmäßige Verteilung des Fettes um einzelne Muskelfasern wunderbar saftig und aromatisch ist. Damit ist Fleisch kein "Fettmacher".

Da sind die alt eingesessenen Bauernlobbyisten im Ministerium, die die Zukunft der 300.000 Tierhalter unter den deutschen Landwirten bedroht sehen und schon deshalb dagegen sind.

Erste Reaktionen aus Politik und Wirtschaft deuten darauf hin, dass es Vertreter dieser 3 Grundfraktionen quer durch alle Bereiche der Fleischwirtschaft geben wird. Mancher engagierter Tierschützer und auch militante Fleischgegner sehen sich wichtiger Argumente gegen das Lebensmittel "Fleisch" beraubt, eingefleischte Vegetarier sind zunächst sprachlos.

Allem Anschein nach werden allein auf Basis dieser heftigen Diskussionen weit mehr als die 200 Arbeitsplätze in Zarrentin neu entstehen, wird doch der Werkschutz dieser Gegnerschaft Tag und Nacht gewachsen sein müssen und das schon ab heute, dem Tag der Grundsteinlegung.

Quelle: Zarrentin [ Thomas Pröller ]

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