Die Zauberformel heißt "Zwei aus sechs statt eins aus drei". Statt der drei Fachrichtungen, die es bisher gab, haben die Auszubildenden jetzt sechs Wahlqualifikationen, aus denen sie zwei auswählen müssen: Schlachten, Herstellen besonderer Fleisch- und Wurstwaren, Herstellen von Gerichten, Veranstaltungsservice, Kundenberatung und Verkauf sowie das Verpacken von Produkten. Außerdem gibt es eine Reihe neuer Ausbildungsinhalte, die sich an den veränderten Anforderungen des modernen Fleischerberufs ausrichten. Informations- und Kommunikationstechnik, Teamarbeit und auch Kundenorientierung.
In einem Interview erläutert Eugen Nagel (66), Vizepräsident des deutschen Fleischer-Verbandes die von ihm, federführend für die Fleischer, mitgeprägte neue Ausbildungsordnung.Herr Nagel, die neue Ausbildungsordnung ist jetzt überraschend früh in Kraft getreten. Was ist neu daran?
Die Zauberformel heißt "Zwei aus sechs statt eins aus drei". Statt der drei Fachrichtungen, die es bisher gab, haben die Auszubildenden jetzt sechs Wahlqualifikationen, aus denen sie zwei auswählen müssen: Schlachten, Herstellen besonderer Fleisch- und Wurstwaren, Herstellen von Gerichten, Veranstaltungsservice, Kundenberatung und Verkauf sowie das Verpacken von Produkten. Außerdem gibt es eine Reihe neuer Ausbildungsinhalte, die sich an den veränderten Anforderungen des modernen Fleischerberufs ausrichten. Informations- und Kommunikationstechnik, Teamarbeit und auch Kundenorientierung.
Was bringt das den Auszubildenden und den Betrieben?
Viel mehr Flexibilität und Praxisnähe, die Ausbildungsinhalte lassen sich besser an den tatsächlichen späteren Berufsalltag anpassen. Beide, der Auszubildende und der Ausbildungsbetrieb, können nun noch ausgeprägter Schwerpunkte in der Lehre setzen. Fleischerfachgeschäfte differenzieren sich heute immer stärker, spezialisieren sich auf Partyservice oder mobilen Verkauf. Manche stellen mit mobilem Verkauf die Grundversorgung in ländlichen Gebieten sicher, andere stellen nur noch hochwertige Spezialprodukte her, vertreiben diese aber bundes- oder europaweit. All diese Entwicklungen haben wir bei der Arbeit an der neuen Ausbildungsordnung bedacht, ohne jedoch die traditionellen Kernkompetenzen des Fleischerhandwerks zu vernachlässigen. Wir denken, dass der Beruf des Fleischers so für viele Jugendliche, übrigens für Jungen wie Mädchen gleichermaßen, interessanter geworden ist.
Warum ist das so?
Mit der neuen Ausbildungsordnung haben wir ein Signal gesetzt: Hier kommen neue Technologien zum Einsatz, Muskelkraft ist weniger gefragt als ein kreativer Kopf; unternehmerisches Denken und Einfühlungsvermögen in die Wünsche des Kunden sind heute mehr gefragt denn je. Damit ist der Beruf des Fleischers attraktiver, zukunftsorientierter und vor allem auch zukunftssicherer geworden. Schon heute sind gut ausgebildete Fleischer gern gesehene Bewerber in anderen Branchen, mit der neuen Ausbildungsordnung stehen dem jungen Fleischer noch mehr Möglichkeiten offen. Obwohl ich betonen muss, dass wir nach wie vor Bedarf an motivierten jungen Leuten haben, die im Fleischerhandwerk Verantwortung übernehmen können und wollen.
Wer war im Einzelnen beteiligt?
Im Grunde genommen waren während der Vorarbeit alle im weitesten Sinne betroffenen Gremien miteinbezogen, der Gesamtvorstand der DFV und wir im Präsidium haben uns beinahe ständig mit dem Thema beschäftigt. Die Landeslehrlingswarte, Landesinnungsverbände, die Unternehmerfrauen des Fleischerhandwerks und der Juniorenverband waren ebenfalls intensiv beteiligt. Wir haben von Anfang an den Abstimmungsprozess sehr breit angelegt, weil wir an einem möglichst praxisnahen Ergebnis interessiert waren. In der Ausarbeitungsphase haben wir sehr gut mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, dem Bundesinstitut für Berufsbildung und den Ministerien für Wirtschaft und Arbeit sowie Bildung und Forschung zusammengearbeitet. An allen Stellen hatten wir kompetente Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen mit denen eine fruchtbringende Zusammenarbeit sehr gut möglich war.
Aber es gibt auch Kritik, zum Beispiel an der Dauer der Berufsschulausbildung...
...die ich aber nicht ganz nachvollziehen kann. Schon gar nicht den Einwand, dass es jetzt mehr Berufsschultage geben soll. Ein Blick in die alte Ausbildungsordnung zeigt, dass bei Anzahl der Schultage alles gleich geblieben ist. Auch bei der - wie ich finde sinnvollen - Verteilung hat sich nichts geändert. 320 Stunden im ersten und je 280 Stunden in den beiden folgenden Lehrjahren sind eine für die betriebliche Praxis sicherlich erträgliche Regelung.
Erwarten Sie Probleme bei der Umsetzung?
Grundsätzlich nein. Der Deutsche Fleischer-Verband wird auch bei der Einführung und Umsetzung der neuen Verordnung umfassende Unterstützung leisten. Dazu wird derzeit zusammen mit dem BIBB und der NGG eine Begleitbroschüre mit umfassenden Praxishilfen erarbeitet. Sie wird neben einem betrieblichen Ausbildungsplan ausführliche Erläuterungen zu den geforderten Fähigkeiten und Kenntnissen des Ausbildungsrahmenplans enthalten. Für die Prüfer werden zusätzlich neue, handlungsorientierte Musterprüfungsaufgaben und EDV-gestützte Bewertungsbögen erarbeitet. Nach der Fertigstellung wird die Begleitbroschüre den Innungen und Landesinnungsverbänden zugehen. Der Deutsche Fleischer-Verband wird dann auch für Informationsveranstaltungen in den Landesinnungsverbänden zur Verfügung stehen
Wie sieht die Zukunft aus?
Als Nächstes folgt die Neuordnung des Berufs der Fachverkäuferin. Hier sind wir mit den Bäckern und Konditoren in enger Abstimmung und ich bin sicher, dass wir noch in diesem Frühjahr ein erstes offizielles Antragsgespräch mit dem Ministerium führen können.
Quelle: Frankfurt [ dfv ]