Frage: Mit Schinken assoziiert man im Allgemeinen eine einfache Delikatesse, die Appetit auf mehr macht. Was ÖKO-TEST jedoch in abgepacktem gekochtem Schinken gefunden hat, ist mehr als unappetitlich, wie auch ÖKO-TEST-Redakteurin Reneé Dillinger nach der Untersuchung von insgesamt 13 verschiedenen Sorten bestätigt:
Eine Pizza Hawai oder eine deftige Brotzeit mit saftigem Schinken: Vielen Bundesbürgern läuft bei dieser Vorstellung das Wasser im Mund zusammen. Fast 5 Kilogramm Schinken hat jeder Deutsche in 2003 gegessen. Das meiste davon, nämlich zwei Drittel, wurde abgepackt gekauft. Wohl auch deshalb, weil viele Verbraucher von vakuumverpackten Fleisch- und Wurstwaren erwarten, dass sich Keime darin nicht vermehren können. Ein Trugschluss, wie jetzt eine aktuelle Untersuchung des Frankfurter Verbrauchermagazins ÖKO-TEST ergab. Mehr dazu in einem Gespräch von Stefan Saffer mit der Öko-TEST-Redakteurin Reneé Dillinger:Frage: Mit Schinken assoziiert man im Allgemeinen eine einfache Delikatesse, die Appetit auf mehr macht. Was ÖKO-TEST jedoch in abgepacktem gekochtem Schinken gefunden hat, ist mehr als unappetitlich, wie auch ÖKO-TEST-Redakteurin Reneé Dillinger nach der Untersuchung von insgesamt 13 verschiedenen Sorten bestätigt:
Antwort: "Sage und Schreibe 9 Proben enthielten viele Keime, nämlich mehr als 10 Millionen Koloniebildende Einheiten pro Gramm. Zudem haben die professionellen Tester festgestellt, dass die erhöhte Keimzahl bei zwei Produkten bereits zu einem sauren Geschmack geführt hat. Das ist ein echter Qualitätsmangel und ziemlich eklig."
Frage: Nun erwartet ja der Verbraucher in der Regel von verpackter Ware, dass gerade solche Produkte vor Verkeimung geschützt sind. Trotzdem kommt es immer wieder zu hohen Keimzahlen:
Antwort: "Das Problem liegt offensichtlich auf zwei Ebenen. Zum einen können die Hersteller nämlich nicht garantieren, dass die Verpackung wirklich dicht ist. Das haben sie uns gegenüber selbst eingeräumt. Zum anderen ist es so, dass die aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdaten einfach zu lang sind. Denn der Handel kann eine lückenlose Kühlung der Produkte nicht garantieren. Und natürlich kommt es auch beim Verbraucher selber zu Unterbrechungen der Kühlkette. Denn wer steckt denn die gekaufte Wurst auf dem Weg nach Hause in eine Kühltasche mit Thermometer oder kontrolliert ständig im Kühlschrank, ob die Temperatur auch wirklich eingehalten ist."
Frage: Und so weisen die Hersteller alle Schuld von sich:
Antwort: "Wie immer, wenn wir Fleisch- und Wurstwaren untersuchen, war das Echo der Produzenten sehr heftig. Einige haben gleich mit dem Gericht gedroht oder sogar rechtliche Schritte gegen ÖKO-TEST unternommen. Die meisten der betroffenen Firmen haben uns Gutachten geschickt, die besagen, dass die Produkte eben nicht so stark verkeimt sind. Das ist aber auch kein Wunder, denn die Untersuchungen der Hersteller beziehen sich auf Proben, die nie einen Laden von innen gesehen haben. Was der Handel dann mit der ausgelieferten Ware macht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Dennoch: Letztlich ist der Hersteller für sein Produkt verantwortlich und wir stellen uns auf den Standpunkt, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum einfach verkürzt werden muss, um zu gewährleisten, dass der Verbraucher im Kühlregal wirklich frische unbelastete Ware bekommt."
Frage: Aber trotz dieser wenig appetitlichen Aussichten: Sie müssen den Schinken nicht von Ihrem Speiseplan streichen, wenn Sie folgende Tipps von ÖKO-TEST beachten:
Antwort: "Gekochten Schinken sollte man besser nicht bis zum Ende der Haltbarkeit aufheben und beim Einkaufen sollte man darauf achten, dass die Verpackung nicht beschädigt ist. Oder man sollte einfach ein ÖKO-TEST- Heft kaufen, denn zwei Produkte waren ohne Beanstandungen. Dann noch unser Tipp: Bio-Ware kaufen, denn konventionelle Schweinehaltung ist in vielerlei Hinsicht problematisch. Häufig werden da etwa Antibiotika eingesetzt, die sich hinterher auch im Fleisch oder in der Wurst finden."
Den Test finden Sie in Öko-Test Juli 2005, das sich noch im Handel befindet. Eine gekürzte Fassung können Sie [hier] hier bei oekotest.de im Internet nachlesen.
Quelle: Frankfurt am Main [ oekotest.de ]