Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für Juni 2006
Die Konsumstimmung der Deutschen hat sich im Juni insgesamt weiter verbessert. Das lag in erster Linie an der erneut leicht gestiegenen Neigung der Verbraucher, in nächster Zeit größere Anschaffungen zu tätigen. Der Indikator kletterte zum zweiten Mal in Folge auf ein Rekordhoch. Dagegen bewerten die Deutschen die konjunkturelle Entwicklung sowie die persönliche Einkommensperspektive skeptischer als im Vormonat. Nach revidiert 7,0 Punkten im Juni prognostiziert der Konsumklimaindikator für Juli einen Wert von 7,8 Punkten.
Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für Juni 2006
Die Konsumstimmung der Deutschen hat sich im Juni insgesamt weiter verbessert. Das lag in erster Linie an der erneut leicht gestiegenen Neigung der Verbraucher, in nächster Zeit größere Anschaffungen zu tätigen. Der Indikator kletterte zum zweiten Mal in Folge auf ein Rekordhoch. Dagegen bewerten die Deutschen die konjunkturelle Entwicklung sowie die persönliche Einkommensperspektive skeptischer als im Vormonat. Nach revidiert 7,0 Punkten im Juni prognostiziert der Konsumklimaindikator für Juli einen Wert von 7,8 Punkten.
Das Denken deutscher Konsumenten erscheint derzeit zweigeteilt. Während die Anschaffungsneigung sich konstant zu verbessern scheint, sind die Bundesbürger hinsichtlich der Konjunktur- und Einkommensaussichten wieder skeptischer. Auf der einen Seite stimuliert offenbar die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung Anfang kommenden Jahres bei den Verbrauchern das Gefühl, Anschaffungen vorzuziehen. Auf der anderen Seite drohen aufgrund der derzeitigen Diskussionen um die künftige Finanzierung des Gesundheitswesens sowie die Reform des Arbeitsmarktes die Vorschusslorbeeren für die Regierung zunehmend dahin zu welken. Dem konnte auch die Euphorie in Deutschland nach dem Start der Fußball-Weltmeisterschaft kaum etwas entgegensetzen. Darauf deuten jedenfalls die Indikatorwerte für die Konjunktur- und Einkommensstimmung hin.
Betrachtet man die Verbraucherstimmung in den alten und neuen Bundesländern getrennt voneinander, zeigen sich derzeit kaum Unterschiede in ihren Einschätzungen gegenüber dem Vormonat.
Etwas anders sieht es aus, wenn man die Ergebnisse der Konsumklimastudie differenziert nach so genannten Lebenswelten untersucht. Hier gibt es hinsichtlich Anschaffungsbereitschaft und Einschätzung von konjunktureller und persönlicher finanzieller Lage zum Teil eindeutige Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Gruppen, die sich nach Lebensphase und wirtschaftlicher Lage unterscheiden (zu den Lebenswelten siehe Erklärungen unter ‚Zur Studie’).
Verbraucherstimmung nach Lebenswelten und Region im Juni 2006
Konjunktur-erwartung | Einkommens-erwartung | Anschaffungs-neigung | ||||
Wert1) | Verände-rung Vor-monat 1) | Wert 1) | Verände-rung Vor-monat 1) | Wert1) | Verände-rung Vor-monat 1) | |
Studie-rende, in Ausbildung Befindliche | 35,1 | -2,8 | 29,7 | -10,1 | 59,6 | +15,5 |
Gehobene soziale Schichten 2) | 37,5 | -16,8 | 41,4 | -9,9 | 86,0 | +9,9 |
Mittlere soziale Schichten 2) | 15,4 | -12,2 | -11,8 | -26,0 | 63,3 | -2,8 |
Einfache Lebenslage 2) | 12,5 | -3,8 | -0,2 | 1,6 | 33,5 | -3,4 |
Ältere Männer und Frauen im Ruhestand | 14,5 | -10,5 | -52,8 | -9,8 | 47,7 | +11,6 |
Alte Bundes-länder | 24,2 | -11,6 | -1,3 | -18,1 | 55,9 | +4,8 |
Neue Bundes-länder | 5,5 | -8,2 | -32,4 | -8,4 | 48,2 | +2,8 |
Gesamtheit | 20,4 | -10,5 | -8,9 | -14,1 | 54,2 | +4,4 |
1) Indikatorpunkte. 0 ist der langjährige Durchschnittswert für alle Befragten 2) Phase des Erwerbslebens
Konjunkturerwartung: Skepsis nimmt wieder zu
Nachdem sich in den vergangenen zwei Monaten die Konjunkturerwartungen der Bundesbürger verbessert hatten, sind sie im Juni um 10,5 Punkte gesunken. Trotz der weniger optimistischen Einschätzung in diesem Monat liegt der Indikator mit einem Wert von 20,4 Punkten noch immer fast 34 Punkte über seinem entsprechenden Wert des Vorjahres.
Damit äußern sich die Verbraucher zu den Aussichten der Konjunktur ähnlich skeptisch wie dies derzeit die Finanzanalysten (ZEW) tun, dagegen aber deutlich negativer als dies die Unternehmer (ifo) tun. Offensichtlich befürchten die Konsumenten zunehmend, dass der derzeitige Konjunkturaufschwung lediglich ein Strohfeuer ist und dass man bereits im kommenden Jahr wieder mit einem Rückschlag rechnen muss, wenn die dann einsetzenden, zusätzlichen finanziellen Belastungen für die privaten Haushalte wirksam werden. Damit erhöht sich aus der Sicht der Verbraucher auch die Gefahr, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht im erhofften Umfang und nachhaltig ändern kann.
Bewohner der alten wie der neuen Bundesländer waren sich einig in ihren Bewertungen. Bei den nach Lebenswelt differenzierten Verbrauchergruppen sind es vor allem die Angehörigen mittlerer und gehobener sozialer Lebenslagen sowie Personen, die nicht mehr im Berufsleben stehen, die die Konjunkturerwartungen pessimistischer als im Vormonat bewerten.
Einkommenserwartung: deutlich verschlechtert
Während die gegenüber dem Vormonat gesunkenen Erwartungen an die Konjunktur noch immer deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von Null stehen, sank der Indikator, der die Erwartungen an die Entwicklung des persönlichen Einkommens misst, um gut 14 Punkte auf einen Wert von minus 8,9 Punkte. Er liegt damit ähnlich niedrig wie im vergleichbaren Vorjahresmonat.
Die hohen Ölpreise, die spürbare Erhöhung der Mehrwertsteuer bei den Konsumgütern, die nicht unter die 7 Prozent-Klausel fallen, sowie die Minderung der Pendlerpauschale zu Beginn des nächsten Jahres dürften die wesentlichen Faktoren sein, die die Verbraucher veranlassen, ihre Einkommensaussichten weniger optimistisch zu beurteilen. Die gegenwärtige Diskussion um die Reform des Gesundheitswesens tut ihr übriges dazu, dass die Verbraucher sich vor weiteren finanziellen Belastungen fürchten müssen.
Die Skepsis ist bei westdeutschen stärker ausgeprägt als bei ostdeutschen Verbrauchern. Nach Lebenswelten differenziert äußern sich Angehörige mittlerer sozialer Lebenslage besonders negativ.
Anschaffungsneigung: weiter aufwärts
Im Gegensatz zu den Konjunktur- und Einkommenserwartungen legte der Indikator Anschaffungsneigung im Juni um weitere 4,4 Punkte zu und stieg auf einen Wert von 54,2 Punkten. Dies ist erneut der höchste Wert, der seit 1980, dem Jahr, in dem die GfK die monatlichen Erhebungen zum Konsumklima startete, gemessen wurde. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreswert steigerte sich der Indikatorwert um 80 Punkte.
Offensichtlich halten immer mehr Bundesbürger es zum jetzigen Zeitpunkt für ratsam, größere Anschaffungen zu tätigen. 30 bis 50 Prozent der Deutschen haben laut zweier Studien, die die GfK im Frühjahr dieses Jahres durchführte, gesagt, dass mit dem Gedanken gespielt wird, noch vor der Einführung der Mehrwertsteuererhöhung größere Ausgaben zu tätigen. Auf der Wunschliste stehen Reparaturen, Möbel und Haushaltsgeräte sowie Unterhaltungselektronik ganz oben.
Die Konsumenten wollen derzeit offensichtlich ohnehin vorgesehene hohe Anschaffungen noch in diesem Jahr tätigen. In welchem Umfang sich die Anschaffungsneigung und der Wunsch, der zukünftigen Mehrwertsteuererhöhung ein Schnippchen zu schlagen, auch in tatsächliche Kaufakten niederschlägt, ist angesichts der skeptischen Beurteilung der persönlichen Einkommensaussichten allerdings ungewiss.
Die Verbraucher im Osten wie im Westen Deutschlands äußern sich ähnlich positiv. Allerdings unterscheiden sich die Angehörigen unterschiedlicher Lebenswelten. Es sind vor allem die Angehörigen der gehobenen sozialen Schichten sowie Personen im Ruhestand, die äußern, in den nächsten Monaten größere Anschaffungen zu tätigen.
Konsumklima: nochmals verbessert
Auch im Juni ist es die Anschaffungsneigung, die zu einem Anstieg des Konsumklimaindikators führt. Nach revidiert 7,0 Punkten im Juni prognostiziert der Indikator für Juli einen Wert von 7,8 Punkten.
Angesichts der uneinheitlichen Entwicklung der Indikatoren der Verbraucherstimmung ist nach wie vor unsicher, ob es sich beim gegenwärtigen Anstieg des Konsumklimas um Zeichen einer nachhaltigen Trendwende handelt. Die gesunkenen Indikatorwerte für Konjunktur- und Einkommenserwartung lassen einen neuerlichen Rückgang in den kommenden Monaten befürchten. Damit sich das Konsumklima kräftig und auch stabil nach oben entwickelt, muss deshalb insbesondere die Diskrepanz zwischen der eher eingetrübten Einkommenserwartung und der dynamischen Anschaffungsneigung überwunden werden. Solange die Verbraucher ihre finanziellen Zukunftsaussichten skeptisch beurteilen, steht ihre derzeit ohne Zweifel sehr positive Neigung, Anschaffungen zu tätigen, auf tönernen Füßen. Insbesondere fehlen in diesem Zusammenhang klare Signale seitens des Arbeitsmarkts. Erst wenn die Verbraucher das Gefühl erhalten, dass ihre Arbeitsplätze nicht bedroht beziehungsweise das Angebot offener Arbeitsstellen steigt, könnte dies zu einer Trendwende auch beim Konsum führen.
Zur Studie
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte.
Der nächste Veröffentlichungstermin ist der 27. Juli 2006.
Die folgende Tabelle zeigt die einzelnen Lebenswelten im Überblick
Studierende, in Ausbildung Befindliche | Jugendliche: Die Erschließung des Sozialen. Anpassung und Protest. Die Jugendkulturen. |
Studierende: Die künftigen Eliten. Große Ziele, knappe Kassen. | |
Gehobene soziale Schichten1) | Junge Top: Die optimale Chance zur Selbstentfaltung. Aktivität und Erfolgsstreben. |
Mittleres Alter Top: Die Führungseliten. Leistung und Privilegien. | |
Hausfrauen Top: Die Frauenwelt des gehobenen Niveaus. Selbstverwirklichung. | |
Mittlere soziale Schichten 1) | Junge Mitte: Der junge Mittelstand. Auf dem Weg zum Erfolg. |
Mittleres Alter Mitte: Der etablierte Mittelstand. Sicherung und Ausbau des Erreichten. | |
Hausfrauen Mitte: Die Frauenwelt des Mittelstandes. Individualität und Pflicht. | |
Einfache Lebenslage 1) | Männer einfache Lebenslage: Männer in einfachen Lebensumständen. Konkretheit in Arbeit und Freizeit. Die traditionelle Männlichkeit. |
Frauen einfache Lebenslage: Frauen in einfachen Lebensumständen. Konkretheit in Arbeit und Freizeit. Die traditionelle Frauenrolle. | |
Ältere Männer und Frauen im Ruhestand | Ältere Männer2): Die Lebenswelt der nachberuflichen Phase. Die neuen Freiheiten und Aktivitäten. |
Ältere Frauen:2) Die Lebenswelt der älteren Frauen. Das neue Selbstbewusstsein und die Zuwendung zum Emotionalen. | |
Alleinstehende Ältere (eigener Haushalt): Das selbstbestimmte Leben im Alter. |
1) Phase des Erwerbslebens 2) Auch Mittelschicht und Arbeiterschicht
Das Lebenswelt-Konzept wurde von Professor Dr. Gerhard Kleining von der Universität Hamburg und den Experten für Konsumentenforschung bei der GfK Panel Services Deutschland entwickelt und vor deren Einführung ausgiebigen Tests unterzogen.
Die folgende Tabelle zeigt die einzelnen Indikatoren im Überblick
Einkommenserwartung | Diesem Indikator liegt folgende Frage an die Verbraucher zugrunde: „Wie wird sich – Ihrer Ansicht nach – die finanzielle Lage Ihres Haushalts in den kommenden zwölf Monaten entwickeln?“ (verbessern – gleich bleiben – verschlechtern) |
Konjunkturerwartung | Diesem Indikator liegt folgende Frage an die Verbraucher zugrunde: „Was glauben Sie, wie wird sich die allgemeine wirtschaftliche Lage in den kommenden zwölf Monaten entwickeln?“ (verbessern – gleich bleiben – verschlechtern) |
Konsum- und Anschaffungsneigung | Diesem Indikator liegt folgende Frage an die Verbraucher zugrunde: „Glauben Sie, dass es zurzeit ratsam ist, größere Anschaffungen zu tätigen?“ (Der Augenblick ist günstig – weder günstig noch ungünstig – ungünstig) |
Konsumklima | Dieser Indikator soll die Entwicklung des privaten Verbrauchs erklären. Seine wesentlichen Einflussfaktoren sind die Einkommenserwartung, die Anschaffungs- und die Sparneigung. Die Konjunkturerwartung wirkt eher indirekt über die Einkommenserwartung auf das Konsumklima. |
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Quelle: Nürnberg [ gfk ]