Eier als Vorbild: Bewusster Einkauf erfordert klare Kennzeichnung

Ein Tierschutzsiegel nach dem Vorbild des Biosiegels soll Verbraucher künftig beim Einkauf von Lebensmitteln informieren. Gleichzeitig soll die EU für alle Tierarten gesetzliche Mindesttierschutz-Standards festlegen. Dies haben die in der Allianz für Tiere zusammengeschlossenen Verbraucher-, Umwelt- und Tierschutzorganisationen gefordert. Sie riefen Bundesverbraucherminister Seehofer auf, den Tierschutz während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft voranzutreiben.

Eine Stärkung des Tierschutzes steht derzeit sowohl in Deutschland als auch in der Europäischen Union auf der politischen Agenda. So haben Union und SPD im Koalitionsvertrag eine Reihe konkreter Maßnahmen vereinbart. Unter anderem ist ein Zulassungsverfahren für Tierhaltungssysteme beispielsweise für Stallungen vorgesehen. Parallel hierzu hat die EU-Kommission im Januar einen Aktionsplan Tierschutz vorgelegt. Der Aktionsplan wurde inzwischen von den EU-Agrarministern verabschiedet. Das Europäische Parlament verabschiedete ihn mit Verbesserungsvorschlägen. Der Aktionsplan soll es Verbrauchern ermöglichen, Produkte aus besonders tiergerechter Haltung von solchen zu unterscheiden, bei denen nur Mindeststandards gelten.

Eier als Vorbild: Bewusster Einkauf erfordert klare Kennzeichnung

Ein Tierschutzsiegel nach dem Vorbild des Biosiegels soll Verbraucher künftig beim Einkauf von Lebensmitteln informieren. Gleichzeitig soll die EU für alle Tierarten gesetzliche Mindesttierschutz-Standards festlegen. Dies haben die in der Allianz für Tiere zusammengeschlossenen Verbraucher-, Umwelt- und Tierschutzorganisationen gefordert. Sie riefen Bundesverbraucherminister Seehofer auf, den Tierschutz während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft voranzutreiben.

Eine Stärkung des Tierschutzes steht derzeit sowohl in Deutschland als auch in der Europäischen Union auf der politischen Agenda. So haben Union und SPD im Koalitionsvertrag eine Reihe konkreter Maßnahmen vereinbart. Unter anderem ist ein Zulassungsverfahren für Tierhaltungssysteme beispielsweise für Stallungen vorgesehen. Parallel hierzu hat die EU-Kommission im Januar einen Aktionsplan Tierschutz vorgelegt. Der Aktionsplan wurde inzwischen von den EU-Agrarministern verabschiedet. Das Europäische Parlament verabschiedete ihn mit Verbesserungsvorschlägen. Der Aktionsplan soll es Verbrauchern ermöglichen, Produkte aus besonders tiergerechter Haltung von solchen zu unterscheiden, bei denen nur Mindeststandards gelten.

"Die Botschaft der Verbraucher ist klar: Sie wollen Produkte von Tieren, die entsprechend ihrer Bedürfnisse leben können und nicht unnötig leiden," erklärten der Deutsche Tierschutzbund, der BUND, die Schweisfurth-Stiftung und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) bei einer gemeinsamen Veranstaltung in Berlin. "Der EU-Aktionsplan verdient diesen Namen nur, wenn in Kürze für Verbraucher klar erkennbar ist, ob eine Wurst aus tiergerechter Produktion oder industrieller Massentierhaltung stammt."

Alle wollen Tierschutz - aber keiner kann ihn erkennen

Derzeit stehen Verbraucher in puncto Tierschutz häufig vor einem Dilemma: Zwar ist europaweit und auch in Deutschland eine Mehrheit der Konsumenten bereit, für besseren Tierschutz auch mehr Geld auszugeben. Dies belegen Umfragen der EU-Kommission. (Eurobarometer: Attitudes of Consumers Towards the Welfare of Farmed Animals, Juni 2005) Doch deutsche Produzenten richten ihre Produktion zu wenig an den Verbraucherwünschen aus. Problematisch ist auch, dass bei den wenigsten Produkten überhaupt erkennbar ist, nach welchem Standard produziert wurde. Marketing-Begriffe wie "aus tiergerechter Haltung", "von ausgesuchten Bauernhöfen" oder "delfinfreundlich gefangen" unterliegen keinerlei Vorgaben - und führen bei den Verbrauchern zur Verwirrung.

Wie besserer Tierschutz und die Erwartungen der Konsumenten auch wirtschaftlich zum Erfolg führen, zeigt hingegen das Beispiel der Eierkennzeichnung. Seitdem bei Hühnereiern die Angabe der Haltungsform gesetzliche Pflicht ist, sinkt der Anteil von Käfigeiern dramatisch: Inzwischen stammen rund 55 Prozent der Hühnereier, die als frische Eier eingekauft wurden, aus tierfreundlicherer Boden-, Freilauf- oder Biohaltung. vzbv-Vorstand Prof. Dr. Edda Müller sieht darin auch einen Gegentrend zur aktuellen Geiz-Welle. "Der Erfolg der Eierkennzeichnung zeigt: Dass alle Verbraucher nur auf den Preis schauen, stimmt nicht."

Die Kunden sollen selber entscheiden, ob sie bereit sind, für besseren Tierschutz mehr zu bezahlen. "Verbraucher wollen handeln, sie brauchen die Instrumente dafür", sagte Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "Auch der Tierschutz ist ein Kriterium für ihre Kaufentscheidung, und daher muss absolute Transparenz für die Kennzeichnung gelten."

Biosiegel bedeutet auch mehr Tierschutz

Auch das Biosiegel ist aus der Sicht der Allianz für Tiere ein Erfolg. "Seit Verbraucher Ökoprodukte am staatlichen Biosiegel erkennen können, stieg deren Absatz um mehr als zwei Drittel," sagte Angelika Zahrnt, Vorsitzende des BUND. "Das Biosiegel kennzeichnet immer auch mehr Tierschutz und gesundes Futter. Bei allen anderen Lebensmitteln müssen niedrige Standards bei der Tierhaltung wie zu enge Ställe ohne Stroh und Auslauf jedoch nicht gekennzeichnet werden - egal ob beim Frischfleisch oder bei der Salami-Pizza. Verbraucherminister Seehofer muss dafür sorgen, dass mündige Verbraucher erkennen können, wofür sie ihr Geld ausgeben - diese Selbstverständlichkeit fordern wir in Sachen Gentechnik-Futter genauso wie für den Tierschutz."

"Verbraucher wollen beim Konsum von tierischen Produkten kein schlechtes Gewissen haben müssen. Diese Produkte müssen im Handel zu erkennen sein," sagte Karl Ludwig Schweisfurth, Gründer der Schweisfurth-Stiftung, die sich für Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur einsetzt.

Verbrauchernachfrage als Hebel

Die in der Allianz für Tiere zusammengeschlossenen Verbände wollen auf den positiven Erfahrungen mit Eierkennzeichnung und Bio-Zeichen aufbauen. Dabei setzen sie vor allem auf die Nachfrage der Verbraucher als Hebel. Im Einzelnen fordern sie:

  • Gesetzliche Mindeststandards für die Haltung aller Tierarten: Bislang gibt es beispielsweise für Mastgeflügel, Rinder, Schafe, Ziegen oder Kaninchen keine speziellen Haltungsregeln. Es sollen Mindeststandards für deren Haltungsbedingungen festgeschrieben werden.
  • Ein einheitliches EU-Tierschutzsiegel, ähnlich dem Biosiegel, dessen Aussage einfach, verständlich und leicht vermittelbar ist.
  • Das Tierschutzsiegel darf nicht die derzeitigen unzureichenden EU-Standards schmücken, sondern muss für deutlich höhere Tierschutzstandards gelten. Unzureichend sind marginale Verbesserungen, wie zum Beispiel ausgestaltete Käfige in Form der deutschen "Kleingruppenhaltung". Diese dürfen nicht als tiergerechtes Haltungssystem beworben werden.
  • Die Rahmenbedingungen des Siegels müssen für die einzelnen Tierarten spezifiziert werden. Die zugrundeliegenden Kriterien sollten unter anderem Bewegungsfreiraum, Einstreu, Tageslicht, Beschäftigungsmaterial, Strukturierung und Außenklimareize sein.
  • Die von Bundesverbraucherminister Seehofer geplante Prüfstelle für Stalleinrichtungen soll in dieses System eingebunden werden. Die Prüfstelle würde untersuchen, ob etwa einzelne Stallbauten eine tiergerechte Haltung ermöglichen.

Ein einheitliches Tierschutzsiegel würde auch einem Schwachpunkt der bisher bestehenden Kennzeichnungssysteme begegnen. Dies zeigt wiederum das Beispiel der Hühnereier: Zwar achten immer mehr Verbraucher bei ihrem Einkauf auf tierfreundliche Bio- oder Freilandhaltung. Doch die Mehrzahl der Eier findet erst auf Umwegen zum Konsumenten - über Restaurants, Kantinen oder in verarbeiteten Produkten wie Mayonnaise, Nudeln oder Backwaren. Und hier gibt es bisher keinerlei Kennzeichnung.

Vertane Chancen für die deutsche Landwirtschaft

Die Allianz für Tiere sieht in besserem Tierschutz auch erhebliche wirtschaftliche Chancen für die deutsche Landwirtschaft. "Widerstand gegen besseren Tierschutz ist genau das Falsche: Weil die Nachfrage nach Bio- und Freilandeiern nicht aus eigener Produktion gedeckt werden kann, kommt ein Großteil dieser Eier inzwischen aus den Niederlanden", sagte vzbv-Chefin Edda Müller. "Die deutschen Bauern vertun eine Chance. Sie werden sich nur mit höchster Qualität behaupten können - und Qualität heißt eben auch, dass der Tierschutz stimmt."

Aus der Käfigbatterie wird durch einen Trick die "Hühner-WG"

Mit ihrem starren Festhalten an der Käfighaltung haben viele deutsche Legehennenbetriebe nicht nur eine Entwicklung zu mehr Tierschutz gebremst - sie produzieren damit auch an den Wünschen der Verbraucher vorbei. Mit einer Umgehung der Kennzeichnungsvorschriften versuchen einige Erzeuger jetzt, die Kunden in die Irre zu führen. Konsumenten, die bislang "kein Ei mit der 3" (also kein Ei aus Käfighaltung) kauften, soll jetzt weisgemacht werden, dass der ausgestaltete Käfig plötzlich tiergerecht sei.

Die Firma Gut Aue beispielsweise ergänzt die obligatorische "3" (für Käfighaltung) seit einiger Zeit mit dem Zusatz "+WG". Die Abkürzung "WG" steht für Kleingruppenhaltung und soll offenbar zu Assoziationen an kuschelige Hühner-WGs verleiten - dabei verbirgt sich hinter der Hühner-WG nichts anderes als eine neue Form der Käfighaltung mit wenigen Verbesserungen für die Tiere. Parallel dazu werden in der Verpackungsbeschriftung Urteile gegenüber der Freilandhaltung verbreitet, die nicht dem wissenschaftlichen Kenntnisstand entsprechen. So wird die "1" (= Freilandhaltung) in der Legende mit "geringste Hygiene, höchster Krankheitsdruck" erklärt.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband kündigte rechtliche Schritte gegen die Firma Gut Aue an. "Die Hühner-WG ist eine klare Irreführung und stellt einen eindeutigen Verstoß gegen die Kennzeichnungsverordnung dar", sagte vzbv-Vorstand Prof. Dr. Edda Müller.

Quelle: Berlin [ vzbv ]

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