Ab 1. Oktober 2007: Ernährungswissenschaftler der Universität Hohenheim genießt Forschungsfreiheit ohne administrative Zwänge / "Beleg für Exzellenz des ernährungswissenschaftlichen Schwerpunktes"
Ab 1. Oktober 2007: Ernährungswissenschaftler der Universität Hohenheim genießt Forschungsfreiheit ohne administrative Zwänge / "Beleg für Exzellenz des ernährungswissenschaftlichen Schwerpunktes"
Unter Forschern gilt es als wissenschaftlicher Ritterschlag, ein Jahr lang als "Fellow" zur freien Forschung ans Wissenschaftskolleg nach Berlin berufen zu werden. Ziel dieser Einrichtung, der ältesten seiner Art in Europa, ist es, herausragenden Wissenschaftlern aus aller Welt ein Jahr lang die Chance zu bieten, sich auf frei gewählte Forschungsarbeiten zu konzentrieren, Anregungen aus anderen Disziplinen aufzunehmen und unterschiedliche nationale Wissenschaftstraditionen kennenzulernen. Zusammen mit 40 internationalen Kapazitäten aus allen Disziplinen wird Prof. Dr. med. Hans K. Biesalski vom Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft der Universität Hohenheim, am 1. Oktober 2007 die Dienstwohnung in Berlin beziehen. Sein Forschungsziel: Systematik und Wechselwirkungen von Karotinoiden, einer vielfältigen Stoffgruppe, zu der zum Beispiel auch das Provitamin A gehört.
Leben und arbeiten wie im Forscher-Paradies: Die Verwaltung des Wissenschaftskollegs unterstützt die Fellows bei allen auftretenden Problemen, damit sie sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren können. Die Fellows arbeiten und leben - zum Teil mit Familien - im Kolleg, haben die vorzügliche Bibliothek zur Verfügung, treffen sich täglich zu einer Mahlzeit und dienstags zu einem Vortrag eines Fellows. Im Übrigen sind sie in ihrer Arbeitsform frei. Für deren beruflichen Aufgaben bezahlt das Kolleg in diesem Jahr die Stellvertretung.
"Ein Jahr lang im Kolleg zu leben, gehört zu den Träumen jedes Wissenschaftlers - und ist gleichzeitig eine Auszeichnung für jede Institution, die einen Forscher an diese hochkarätige Einrichtung entsenden darf", gratuliert der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Hans-Peter Liebig, dem künftigen Fellow Prof. Dr. Biesalski. Von dessen einmaligen Erfahrungen am Wissenschaftskolleg werde sicher auch der gesamte Forschungsschwerpunkt der Ernährungsmedizin profitieren, der zu den Besonderheiten der deutschen Forschungslandschaft gehört: Erst im Herbst 2007 hatte der Wissenschaftsrat die enge Verknüpfung der Hohenheimer Ernährungsmedizin mit den Agrarwissenschaften und der Lebensmitteltechnologie zum sogenannten "Food Chain Konzept" als "einmalig" und "überzeugend" gewürdigt.
Seine ungeteilte Aufmerksamkeit will Prof. Dr. Biesalski nun vor allem den Karotinoiden widmen. Ein Teil dieser Stoffgruppe ist in der breiten Bevölkerung unter der Bezeichnung "Provitamin A" bekannt, da es im Körper zu Vitamin A (Retinoide) umgewandelt werden kann. Tatsächlich handelt es sich aber um eine wesentlich vielfältigere Substanz mit mehr als 600 verschiedenen Varianten, die in fast allen Lebewesen von Pilzen und Pflanzen, aber auch in Menschen, Tieren, Einzellern und Bakterien zu finden ist.
Für den Stoffwechsel sind Karotinoide aufgrund vielfältiger Effekte bedeutsam. Diese Vielfalt, und ihre weite Verbreitung, machen Karotinoide zum Forschungsgebiet in nahezu allen Wissenschaftsgebieten von der Evolutionsbiologie über die Verhaltensforschung, der Molekularbiologie, der Krebsforschung, den Ernährungswissenschaften und der Bioinformatik. Laut Prof. Dr. Biesalski würde die Wirkung von Karotinoiden und Retinoiden jedoch selten verknüpft - weshalb bedeutende neue Aspekte gerne übersehen würden oder aufgrund mangelnder Information unberücksichtigt blieben.
Ziel seiner Forschungszeit am Wissenschaftskolleg sei eine neue Systematik der Karotinoide, durch die die Gemeinsamkeiten beim Stoffwechsel und der Wirkung von Karotinoiden zwischen verschiedenen Spezies herausgearbeitet und die Beziehung zu Retinoideffekten sichtbar gemacht werden. Dazu plant Prof. Dr. Bielsalski, bereits vorhandene Daten in metabolische Netzwerke einzubinden und die geplante Systematik unter anderem als Grundlage für die Entwicklung vergleichender metabolischer Netzwerke zu verwenden.
Quelle: Hohenheim [ UH ]